Tessy und das Echo des Todes (Erotischer Krimi) (German Edition)
die
Freundin, das Opfer hätte verschlafen …" Der grauhaarige Polizist, der
aussah, als fehlte ihm mindestens eine Woche Schlaf, rieb sich die Stirn. "Den
Rest können Sie sich denken."
"Ja, allerdings. Wie sieht es aus mit Einbruchsspuren?"
"Negativ. Das Opfer hat seinen Mörder hereingelassen."
"Ist die Zeugin noch hier?"
"Sie wartet in der Küche. Eine Ärztin hat ihr was zur
Beruhigung gegeben. Sie ist bereit, ein paar Fragen zu beantworten",
erläuterte der KDD-Mann. "Außerdem hat ein Hausbewohner eine Aussage
gemacht, die durchaus von Interesse sein könnte, auch wenn der Typ nicht gerade
angenehm ist – Marke: schmieriger Schnüffler, den niemand als Nachbarn haben
möchte. Aber solche Typen sind eine wahre Fundgrube an Infos. Der Mann wohnt
gleich gegenüber."
"Danke, Kollege." Carola spürte Widerwillen
aufsteigen, aber sie wusste, dass der Beamte Recht hatte. "Gibt es
eigentlich einen Ehemann oder Freund, eine feste Beziehung?"
"Verheiratet war sie jedenfalls nicht. Aber alles
andere war bisher noch kein Thema."
"Okay."
Die Freundin des Opfers hieß Kati Millner. Abgesehen von
ihrer kränklichen Blässe und dem erstarrten Gesichtsausdruck war sie eine
ausgesprochen attraktive junge Frau – dunkelblonde Mähne, schlank, blaue Augen,
in denen sich jetzt allerdings Fassungslosigkeit spiegelte. Carola stellte sich
kurz vor und setzte sich zu ihr an den Küchentisch.
"Danke für Ihr Verständnis und Ihre Hilfe, Frau
Millner, ich werde mich so kurz wie möglich fassen", erklärte sie in
ruhigem Ton. "Erzählen Sie einfach der Reihe nach."
Kati Millner nickte angestrengt. "Wir waren um fünf
verabredet. Ich habe mehrmals geklingelt und auch übers Handy angerufen und
schließlich den Schlüssel benutzt … wissen Sie, wir sind, ich meine, wir waren
eng befreundet und …"
Carola winkte ab. "Sie haben mit dem Ersatzschlüssel
aufgeschlossen und die Wohnung betreten, ich weiß. Und dann? Ist Ihnen
irgendetwas aufgefallen? Haben Sie merkwürdige Geräusche gehört oder etwas
Verdächtiges wahrgenommen?"
Millner schüttelte den Kopf. "Nein. Es war still, sehr
still. Ich hab angenommen, dass sie schläft … Wir waren Freitag und auch
Samstag zusammen unterwegs, Kino, Club und so weiter, bis in die frühen
Morgenstunden. Es hätte durchaus sein können, dass sie einen langen
Mittagsschlaf gemacht und dann verpennt hat."
Millner atmete durch. "Ich fand sie im Wohnzimmer. Sie
lag auf dem Fußboden, der Kopf war von einer riesigen Blutlache umgeben."
Die junge Frau brach ab. Ihre Lippen zitterten.
Carola Stein sah ihr fest in die Augen. "Haben Sie
etwas angefasst? Ihre Freundin berührt, um festzustellen, ob sie noch lebt?"
"Das haben mich die anderen Beamten auch schon gefragt.
Nein, nichts dergleichen. Ihre Augen waren weit aufgerissen, es war völlig
klar, dass sie tot war … Ich bin sofort rückwärts raus und hab die Polizei
angerufen." Millner schluckte. "Hören Sie, ich möchte jetzt nach
Hause, wenn Sie nichts dagegen haben."
"Natürlich. Ein Kollege wird Sie gleich fahren. Nur
noch ein, zwei Fragen", bemühte sich Carola, beruhigend auf die junge Frau
einzuwirken. "Sie sagten, dass Sie am Wochenende zusammen unterwegs waren.
Könnten Sie notieren, mit wem und wo Sie waren?"
"Ja, schon, aber warum ist das jetzt wichtig? Glauben
Sie etwa, dass einer von uns …"
"Im Zusammenhang mit einem Mord ist alles wichtig, Frau
Millner", unterbrach Carola sie und hob beschwichtigend die Hände. "Wir
müssen mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen reden und natürlich mit allen,
die in den letzten Stunden mit ihr zu tun hatten." Die Kommissarin blickte
auf, als ein Kriminaltechniker seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. "Ja?"
"Der Schreibtisch wirkt sehr aufgeräumt", bemerkte
er leise. "Um nicht zu sagen: ziemlich leer. Es gibt auch keinen PC, keine
Datensticks, kein Adressbuch, kein Handy, nichts dergleichen."
"Aha." Carola wandte sich wieder zu Millner um. "Ihre
Freundin hatte doch sicherlich einen Computer, oder?"
"Natürlich, sie war Informatikstudentin!" Das
klang fast empört. "Sie hatte einen Laptop – sehr teuer, sehr schnell."
"Hat sie an etwas Besonderem gearbeitet?"
Kati Millner zog ein nachdenkliches Gesicht. "Sie hat
gerade ein Praktikum in einer Softwarefirma gemacht. Ich kenne mich mit diesem
ganzen Computerkram nicht so gut aus – ich studiere Theaterwissenschaft, und
Technik interessiert mich lediglich am Rande –, aber Louise erwähnte mal, dass
sie dort gerade etwas Neues
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