Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
ihr ein saftiges Honorar für ihre Bemühungen. Also galt es, zunächst sauber zu recherchieren und dann Ergebnisse zu präsentieren.
„Na ja … gut.“ Larissa klang nicht sonderlich überzeugt, geschweige denn begeistert von der Idee. „Wenn Sie meinen, ruf ich da erst mal an … Dann muss ich aber noch in die Bibliothek. Ich könnte erst ungefähr in einer Stunde in der Schillerpromenade sein, um Ihnen den Schlüssel zu geben.“
„Das passt mir ziemlich gut. Danke. Also, bis …“
„Haben Sie denn schon etwas herausgefunden?“, unterbrach Larissa sie schnell.
„Noch nichts Konkretes, leider“, versicherte Tessy.
Rhea wohnte in einer sanierten und großzügig geschnittenen Zweieinhalb-Zimmer-Altbauwohnung in Neukölln, die so gar keine Ähnlichkeit mit einer typischen Studentenbude hatte. Tessy sah sich mit großen Augen in den blitzsauberen und ordentlichen Räumen um, nachdem es ihr endlich gelungen war, Larissa davon zu überzeugen, dass es für ihre Nachforschungen unerlässlich war, die Wohnung in aller Ruhe und vor allen Dingen völlig allein zu inspizieren. Tessy musste hoch und heilig versprechen, dass sie Larissa den Schlüssel später selbstverständlich höchstpersönlich aushändigen würde.
Garantiert Ikea-freie Zone, dachte sie beim Betrachten der gewachsten Holzmöbel. Auch die Ledercouchgarnitur und der Parkettfußboden waren überaus edel, und die Stereoanlage, von der Tessy als Studentin nicht einmal zu träumen gewagt hätte, würde sie sich auch heutzutage kaum leisten können – einmal abgesehen davon, dass die aufgedrehten Bässe Edgars dünne Hauswände wegfegen dürften.
Bad und Küche zeugten nicht nur von gutem, sondern auch von teurem Geschmack, und die Ausstattung ihres Arbeitszimmers war bemerkenswert. Selbst wenn man davon ausgehen durfte, dass sowohl Paul als auch die Kossners Rhea großzügig sponserten, lag die Schlussfolgerung nahe, dass die Studentin mit ihrem Job außergewöhnlich gut verdiente. Würde mich interessieren, wie sie den hohen Standard erklärte, dachte Tessy.
Sie ging langsam durch alle Zimmer, öffnete hier und da Schränke und Schubladen, hörte den Anrufbeantworter ab, auf dem sich lediglich Nachrichten von Kommilitonen befanden, die um Rückruf baten und ihr Erstaunen zum Ausdruck brachten, dass Rhea nicht erreichbar war.
Keine Hinweise, dachte Tessy, als sie hinter dem Schreibtisch Platz nahm. Keine offensichtlichen jedenfalls. Dirk hat Recht gehabt. Das einzig Auffällige in der Wohnung war, dass sie förmlich nach Knete stank und ungewöhnlich aufgeräumt war … Und falls zwischenzeitlich jemand hier war?
Tessy stutzte. Dann schaltete sie den PC ein. Sie klickte sich eine gute Viertelstunde durch die verschiedensten Programme und Dateien, ohne dass ihr etwas auffiel, und vergaß dabei nicht, den Ordner ‚gelöschte Objekte’ unter die Lupe zu nehmen. Auch er war leer. Ein weiterer Beweis dafür, dass Rhea über einen außergewöhnlichen Ordnungssinn verfügte, der sich auch auf ihren Computer erstreckte. Eine junge Frau, die ihre edle Wohnung pflegte, keine Klamotten herumliegen ließ und eifrig studierte, leerte auch regelmäßig den Papierkorb auf ihrer Festplatte. Außerdem passte diese Umsicht zu einer Frau, die ihr Doppelleben verschleierte und allein darum stets bemüht war, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Dazu gehörten auch Mails. Oder aber …
Tessy griff nach ihrem Handy und rief ihren Lieblingskommissar an.
„Sag mal, ist dir in der Bude hier wirklich nichts aufgefallen?“, fragte sie ihn nach kurzer Erläuterung. „Wobei die Bezeichnung Bude völlig unpassend ist.“
„Was meinst du?“
„Das ist keine übliche Studentenwohnung, oder?“
„Ach, das meinst du – nö. Im letzten Jahr gab es eine saftige Erbschaft von der Großmutter. Von dem Geld hat sich die junge Frau neu eingerichtet, wie mir die Eltern versicherten.“
„Okay, das erklärt natürlich das schicke Ambiente. War die Wohnung eigentlich besonders gut aufgeräumt, als ihr hier wart?“, schob Tessy nach.
„Ja, durchaus. Rheas Mutter meinte, dass ihre Tochter schon immer so war: sehr ordentlich.“
„Hm.“
„Wie darf ich das verstehen?“
„Gar nicht. Vergiss es!“
„Hör mal …“
„Du, ich hab wirklich noch ’ne Menge zu tun. Ich meld mich. Bis die Tage, mein Süßer.“
Damit unterbrach sie die Verbindung, ohne eine Entgegnung abzuwarten, wohlwissend, dass Dirk alles andere als begeistert darüber war. Tessy wollte
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