Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)
sich wieder an Jens. »Wo wir gerade dabei sind. Ich würde gerne auch Ihre Ladung kontrollieren. Machen Sie mir bitte die Türen hinten auf?«, sagt der Polizeibeamte. Stefan hört, wie der Mann in Uniform hinten auf der Ladefläche zu den Paletten marschiert und die Kartons öffnet. Währenddessen kommt die Polizistin an die Beifahrertür und lächelt Jens wieder an: »Alles in Ordnung.«
Nach 20 Minuten klettert der Polizeibeamte von der Ladefläche und kommt auf Jens zu. »Die Ladung ist zwar in Ordnung, aber die Lieferscheine sind nicht korrekt ausgefüllt. Dafür wird Ihre Firma eine saftige Strafe zahlen müssen. Auf Wiedersehen«, sagt er und geht mit seiner Kollegin zum Streifenwagen zurück. Glück gehabt. Jens verschwindet in der Raststätte, mit zwei Cappuccinos und zwei Wurstsemmeln kommt er zurück. »Hier, die sind zwar nicht ganz so gut wie in Bühl, aber essen kann man sie. Tut mir echt leid wegen der Kontrolle. Ich hätte die Scheibe gleich reparieren lassen sollen.« Er reicht Stefan Kaffee und Semmel. »Aber das Gute daran ist, dass die Kontrolle uns eine Dreiviertelstunde gekostet hat. Jetzt müssen wir nach viereinhalb Stunden vor München keine Zwangspause mehr machen.« Michael schmunzelt. Alles halb so wild, die Kontrolle war sogar ganz spannend.
Daniel startet den LKW und fährt langsam wieder auf die Autobahn zurück. Nach ein paar Minuten grinst er Stefan an und sagt: »Mit mir an Bord wird’s einem nicht langweilig, oder?« Stefan lacht ihn an. »Das stimmt.« Seitdem fährt er jeden zweiten Montag mit Jens mit. Es ist der Beginn einer langen Fahrgemeinschaft.
Endlich mal wieder ein Wochenende mit seinen Kumpels zu Hause in Ingolstadt verbringen – seit Wochen fiebert Florian darauf hin. Und gleich heute Abend schmeißt Peter eine richtig fette Geburtstagsparty. Florian will unbedingt pünktlich zu Hause sein. Deshalb bietet er seinem Fahrer Günther an, zu ihm nach Hamburg-Harburg zu kommen. Eigentlich hatten sie Hamburg Hauptbahnhof als Treffpunkt vereinbart. Aber von Harburg aus sind sie sofort auf der Autobahn und viel schneller in Ingolstadt. Dafür geht Florian sogar früher aus der Arbeit.
Doch als er Günthers Wagen sieht, erschrickt er – ein großes Wohnmobil. Zwar ist es nagelneu und sieht schick aus, doch mit dem Ding darf Günther sicher nicht schneller als 100 km/h fahren. Na super, Florian wollte um 21 Uhr zu Hause sein, jetzt wird es wohl mindestens zehn oder halb elf Uhr. Aber Lamentieren hilft nichts. Er hätte ja vorher fragen können, was Günther für einen Wagen fährt. Immerhin, zum Partymachen wird ihm immer noch Zeit bleiben …
Auf der Autobahn gesteht Günther, dass sie unterwegs in Göttingen noch jemanden aufsammeln müssen. Auch das noch. Aber der Fahrer beruhigt Florian sofort. Der Typ wartet in der Nähe der Autobahn. Dann geht’s ja. Viel Zeit werden sie dadurch nicht verlieren.
Bis kurz vor Göttingen ist kaum Verkehr auf der Straße, das Wohnmobil kommt gut voran. Doch dann – Stau. Wenn Florian eines nicht ausstehen kann, dann sind es Staus. Die machen ihn total sauer. Er beschließt, zur Ablenkung mit Freunden zu telefonieren. Florian mümmelt sich in den Beifahrersitz und quatscht erst mit Carsten, dann mit Steve, schließlich mit Hotte. Wofür eine Handyflatrate doch gut ist …
Eine halbe Stunde schon stockt der Verkehr. Mehr als Schritttempo ist nicht drin, oft steht das Wohnmobil. Aus dem Augenwinkel sieht Florian das Autobahnausfahrtsschild »Göttingen«; ganz langsam rollen sie dran vorbei, bleiben aber weiter auf der Autobahn. Florian denkt sich nichts dabei. Gibt bestimmt noch mehr Ausfahrten in Göttingen. Günther wird schon wissen, wo er rausfahren muss, um den anderen Typen einzusammeln.
20 Minuten später löst sich der Stau langsam auf. Florian atmet auf. Endlich. Auf einmal haut sich Günther mit der flachen Hand auf die Stirn. »Scheiße, kann das sein, dass wir schon an Göttingen vorbei sind?« Erschrocken dreht sich Florian zu seinem Fahrer hin. »Weiß ich nicht, du bist der Fahrer.« Der schüttelt den Kopf. »Ich glaube, wir sind zu weit gefahren.« Sofort fällt Florian das Ausfahrtsschild von vorher wieder ein. Verdammter Mist. Wer kann denn ahnen, dass der keinen blassen Schimmer hat, wo er den Typen abholen soll?
»Bei der nächsten Ausfahrt drehe ich um und fahre zurück«, sagt Günther.
»Was soll der Scheiß?« Frank ist geschockt. Wenn Günther das macht, verlieren sie so viel Zeit, dass Frank
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