Teufel in High Heels
Hand.
Doch aus irgendeinem Grund (der Wodka, vermutlich)
machte mich seine wachsweiche Kapitulation nur noch wütender. »Und was soll das heißen, deine Mutter mochte deine Ex-Freundin nicht, weil sie nicht … aus hochherrschaftlichem Hause stammt? Oder weil sie sich zu sehr auf ihre Karriere konzentriert hat? Das ist echt engstirnig, Randall, zumal das Gleiche sich auch über mich sagen ließe!«
»Das hätte meine Mutter nicht über Coral sagen sollen! Sie hätte überhaupt nichts über Coral sagen sollen!« Randall klang stinksauer. Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. »Aber du hast natürlich einen anderen Hintergrund. Deine Mom stammt aus einer sehr guten Bostoner Familie, und dein Vater war ein angesehener Akademiker. Wohl kaum mit einem Trailerpark vergleichbar, Claire.«
»Ich rege mich über ganz was anderes auf, Randall!«, brachte ich mit schwerer Zunge und schwerem Zorn heraus. Wieso kapierte er nicht, dass es Lucilles Borniertheit war, an der ich Anstoß nahm? Außerdem klang es so, als hätte er durchaus darüber nachgedacht, ob ich denn »passend« war! Und was sollte das mit der Karriere? »Mein Job ist mir sehr wichtig, das weißt du doch wohl?«, fragte ich und drehte mich auf dem Beifahrersitz ruckartig zu ihm hin.
Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Claire, auf dem Rücksitz liegt eine Flasche Evian. Willst du nicht ein bisschen was davon trinken? Ich glaube, du hast vorhin etwas zu viel erwischt.«
»Mir liegt sehr viel an meiner Karriere, das weißt du?«, wiederholte ich. Mir war klar, dass ich mich anhörte wie eine Kampfhenne, aber irgendwie konnte ich nicht anders.
»Natürlich weiß ich das, Claire. Großer Gott! Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, wieso du so einen Aufstand machst.
Falls du dich noch erinnerst, ich war derjenige, der dir den Job überhaupt erst verschafft hat, an dem dir so viel liegt. Trink einen Schluck Wasser. Du benimmst dich wie das reinste Kind.«
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Das reinste Kind. Erst meine Chefin, und jetzt mein Freund.
»Hör zu«, sagte Randall in sehr viel ruhigerem Ton und legte mir eine Hand aufs Knie. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass Mutter dich verärgert hat. Sie meint es gut, aber manchmal redet sie einfach drauflos, ohne vorher nachzudenken. Sie hätte definitiv nicht von Coral anfangen und auch nicht diesen Unsinn zum Thema Karriere verzapfen sollen. Ich glaube, sie war ein bisschen nervös vor eurem ersten Zusammentreffen, und da sind ihr die Gäule durchgegangen. Jedenfalls, es tut mir wirklich, wirklich leid. Auch dass ich vorgeschlagen habe, unsere Pläne zu ändern. Es ist nur so, dass ich meine Eltern nicht allzu oft zu Gesicht bekomme, weil ich in der Arbeit so eingespannt bin, und ich habe mich mies gefühlt, dass wir nicht länger bei ihnen bleiben konnten. Sie haben sich seit Wochen darauf gefreut, dich kennenzulernen. Meine Mutter hat von nichts anderem mehr geredet.«
Mein Zorn fiel in sich zusammen. Was tat ich hier eigentlich? Na gut, Lucilles Bemerkungen waren mir gegen den Strich gegangen. Aber musste ich das unbedingt an Randall auslassen? Okay, er hatte Mist gebaut mit seinem Vorschlag wegen des Abendessens. Er war einfach ein lieber, guter Sohn, der seine Eltern nicht gern enttäuschen wollte. Wieso ruinierte ich uns das erste Wochenende, das wir seit Monaten gemeinsam verbringen konnten?
»Es tut mir leid, Randall, ich weiß nicht, was da in mich
gefahren ist«, sagte ich leise und beschämt. Er gab mir die Flasche Evian, und ich nahm einen großen Schluck.
»Mach dir keine Gedanken mehr deswegen. Nehmen wir’s einfach locker und genießen den restlichen Abend, okay?«
Ich nickte und verleibte mir einen weiteren Schluck ein, während Randalls Porsche durch den sternenlosen Winterabend raste. Dann beugte ich mich zu ihm hin und küsste ihn auf die Wange, und er lächelte. Gutaussehend, intelligent, ein liebender Sohn … und nicht nachtragend. Der perfekte Typ.
Bea stand im warmen Licht auf der Veranda und winkte uns fröhlich zu. Ich hatte mich wirklich und ehrlich noch nie so gefreut, sie zu sehen. Nach unseren Minimal»gesprächen« der letzten Wochen und der Unterhaltung mit Lucille gierte ich danach, mit meiner besten Freundin mal wieder so richtig ausgiebig zu quatschen, bis wir über alle Details auf dem Laufenden waren.
»Hey, ihr!«, rief sie, als wir aus dem Wagen stiegen.
Zum Glück war ich nach der vierzigminütigen Fahrt bis Montauk und der
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