Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
Vom Netzwerk:
triefen.
    »Ich weiß, Lulu. Deshalb bin ich ja auch jedem anderen Verleger in der Branche haushoch überlegen«, protzte Vivian. »Die sind doch alle die reinsten … Untoten. Zombies
mit leblosen Ideen. Keine frischen Perspektiven, keine Spur von Sexappeal in dem ganzen muffigen Haufen. Verschrumpelte alte Snobs …«
    Ich merkte, dass ich unwillkürlich stehen geblieben war, und setzte mich wieder Richtung Küche in Gang. Ich hatte übles Kopfweh. Morgen war die Buchvorstellung von Blowjob: Eine illustrierte Geschichte des Oralverkehrs. Ich hatte angenommen, dass wir mit dieser Veröffentlichung garantiert am untersten Ende der Skala für Geschmacklosigkeit gelandet wären - jetzt wurde mir klar, dass wir ohne weiteres noch tiefer sinken konnten. Indem wir zum Beispiel die Buchvorstellung im Lucky’s über die Bühne brachten, dem berüchtigtesten Stripteaseclub der Stadt.
    Ich tat mir Zucker in den Kaffee und kehrte zu meinem Schreibtisch zurück, wo mich ein Papierberg, der jede Sekunde einzustürzen drohte, und eine Rückrufliste mit nahezu hundert Namen erwarteten. David hatte neben jeden Namen präzise kleine Anmerkungen gesetzt, und ungefähr ab der Hälfte las ich zwischen seinen Zeilen heraus, dass etliche unmutige Mehrfachanrufer allmählich rebellisch wurden. Die würde ich mir wohl als Erstes vornehmen müssen.
     
    »Claire?« Phil steckte den Kopf zur Tür herein, beladen mit seiner Schreibtischleuchte, einem großen Pappkarton, einem gerahmten Druck und einer Zimmerpflanze.
    Scheiße , dachte ich. Das Wort hallte in meinem hohlen, schmerzenden Schädel nach.
    »Sie wollte mich schon das ganze letzte Jahr einen Kopf kürzer machen.« Phil zuckte mit den Achseln. »Von anderen Körperteilen ganz zu schweigen. Heute hat sie endlich zugeschlagen.«

    Ich konnte es nicht fassen. Vivian hatte Phil gefeuert, einen langjährigen, erfahrenen Lektor? Er war einer der Besten in der Branche und mit Sicherheit der Beste in unserem Imprint. Wie sollte ich die Woche ohne ihn durchstehen? Wer stand mir jetzt bei den Scharmützeln mit Lulu zur Seite? Und, wichtiger noch, wie wollte Phil ohne regelmäßiges Gehalt seine wachsende Familie ernähren? Ich hatte das Gefühl, als würde mir gleich wieder schlecht. Linda, seine Frau, hatte vor drei Monaten ihren zweiten Sohn geboren, und ich wusste, dass Phil schon jetzt nur mit Mühe über die Runden kam. Sein Lebenslauf las sich eindrucksvoll, aber der Jobmarkt war so verdammt eng.
    Die Sprechanlage summte. Ihro Ungnaden. »Claire, ich möchte Sie hier bei mir im Büro sehen. Unverzüglich.«
    Phil lächelte matt. »Halt dich tapfer, Kleines«, sagte er und umarmte mich. »Ich komm schon zurecht. Ich habe Freunde in anderen Verlagshäusern, und ich bin mir sicher, dass sich bald irgendwas ergibt. Lass dich bloß nicht von ihr unterkriegen.«
    » Claire! Ich sagte, bei mir im Büro, und zwar JETZT!« , plärrte die Sprechanlage. Es riss mich förmlich vom Stuhl hoch. Ihre Stimme hatte die gleiche Wirkung wie ein maximaler Elektroschock. Phil schüttelte nur den Kopf und ging weiter durch den Flur Richtung Ausgang.
    Wutentbrannt marschierte ich zu Vivians Büro, platzte herein, ohne anzuklopfen, und entdeckte Lulu, zuverlässig tadellos in einem hellgrauen Kostüm mit Perlenkette, die bereits vor dem Schreibtisch unserer Chefin thronte.
    »Sie haben Phil gefeuert?« Ich kochte vor Zorn. »Wie konnten Sie nur, Vivian - er ist der beste Lektor, den wir haben! Wozu soll das gut sein!?«

    Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. In dem kurzen, völligen Stillschweigen ging mir auf, dass ich Vivian noch nie so dreist die Stirn geboten hatte. Sie war einen Augenblick geschockt, erholte sich aber rasch wieder.
    »Er war längst fällig«, blaffte sie zurück. »Nutzloser Ballast. Ich habe ihn, so lange ich konnte, an Bord behalten. Jetzt ist die Frage, wer seine Bücher übernimmt. Wo zum Henker ist Dawn?«
    »Bin schon da.« Dawn stieß die Bürotür auf, beladen mit einem Stapel Aktenordner, hinter dem sie fast verschwand. »Okay. Ich habe eine Liste von Phils Büchern und seine Ordner, und ich glaube, es wäre am sinnvollsten, wenn wir sie grundsätzlich zwischen Ihnen beiden aufteilen.« Sie warf mir einen um Verzeihung heischenden Blick zu.
    »Oh, kein Problem«, sagte Lulu mit jeder Menge Süßstoff in der Stimme. »Das wird bestimmt sehr spannend, seine Projekte zu übernehmen und ein bisschen frischen Wind hineinzubringen!«
    »Na schön«, sagte Dawn,

Weitere Kostenlose Bücher