Teufel - Thriller
von zwei toten Soldaten der Wehrmacht. Leider war die Nachricht abgehackt und fast unverständlich. Georg zuckte mit den Schultern. Jauerlings Rätsel hatte Vorrang vor allem anderen. Mit etwas Glück konnte er heute herausfinden, was er überhaupt suchte.
Er schickte Paul eine kurze SMS: Ja, er war noch unter den Lebenden, nein, er hatte keine Zeit, ja, er würde noch mal anrufen.
Zeit für den Tee, dachte Sina und goss heißes Wasser auf die OrangePekoe-Teeblätter. Während er sich ein Brot mit Butter bestrich und dann großzügig Marmelade darauf verteilte, dachte er über den Diebstahl der Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Museum nach. Das Foto auf der Rückseite des Kirchenführers zeigte zwei der verschwundenen Reliefs im Altarraum. Offenbar so harmlos, dass man es auf dem Heftchen abdruckte.
Was war auf den anderen abgebildet?
Missmutig, dass er keine Antwort auf die Frage fand, spülte er den letzten Bissen hinunter und zog sich an.
»Wir haben heute Verspätung!« Mit diesen Worten begrüßte ihn kaum eine halbe Stunde später eine ausgeschlafene Barbara voller Tatendrang und Energie. Tschak, der bis zur letzten Sekunde geschlafen hatte, sprang schwanzwedelnd um sie herum. Georg wünschte sich nichts sehnlicher als ein Bett und seine Ruhe.
»Ist schon gut, es läuft uns nichts davon«, brummte er, machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und legte Laptoptasche und Notizblock neben Tschak auf die Rückbank. »Die Kirchen stehen schon länger da«, murmelte er und schloss die Augen. Bestimmt würde sich noch eine halbe Stunde finden lassen, um seine Karte fertig zu machen. Später, am Nachmittag, überlegte er noch. Dann schlief er ein.
Es schien ihm, als wären keine zehn Sekunden vergangen, als die Nonne ihn anstieß und auf eine romanische Kirche wies. »Guten Morgen, wir sind da. Kühnring, wie bestellt.«
Sie lachte, während Georg erst in die Welt zurückfinden musste. Dann musste auch er lachen.
»Ich fürchte, ich habe heute Anlaufschwierigkeiten«, meinte er entschuldigend. »Aber ich verspreche, mich zu bessern.« Er öffnete die Tür und wurde von Tschak überholt, der als Erster aus dem Wagen sprang und laut bellend über den Kirchenhügel tobte.
»Du hast ja gestern schon Eggenburg verschlafen, du hast leicht bellen«, rief ihm Sina nach. Dann stieß er die schwarze Tür der Friedhofsmauer auf und spazierte auf die Kirche zu, vorbei an einem schwarzen Kombi, aus dem ihm zwei Rottweiler aufmerksam nachsahen.
Dicht gedrängt standen Grabsteine und Kreuze, bunt und üppig mit Blumen geschmückt. Es roch nach Frühsommer und warmen Steinen. Ein hoher Kalvarienberg mit kunstvollen Statuen beherrschte den Vorplatz der romanischen Kirche.
Gerade als Georg und Barbara auf das Tor in das Gotteshaus zugehen wollten, sahen sie direkt gegenüber, auf der letzten Stufe der hölzernen Freitreppe hinauf zum Glockenturm, einen Mann sitzen. Er war athletisch, mittleren Alters, mit schütterem, kurz geschorenem Haar. Die Soutane spannte um seinen Oberarm und seinen Brustkorb.
»Gut trainiert«, raunte Barbara Sina zu. »Jeder macht in seiner Freizeit etwas anderes.«
Der Mann blickte ihnen ruhig entgegen. Irgendetwas an ihm störte Georg. Er versuchte die letzten Spinnweben in seinem Kopf loszuwerden und klar zu denken. Kannte er den Mann? Sein Gefühl hatte ihn noch selten getrogen. Die Ruhe und Kälte, die der Unbekannte ausstrahlte, hatte etwas Unberechenbares und Gefährliches an sich.
Der Priester nickte ihnen zu und machte eine einladende Handbewegung. »Kommen Sie doch hier herüber, Professor«, rief er, »da lässt es sich in Ruhe reden.«
»Kennen wir uns?«, fragte Georg und kramte vergeblich in seiner Erinnerung.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, kam die unverbindliche Antwort. »Das ist eigentlich nicht wirklich wichtig. Ich wusste, dass Sie hierherkommen würden, und habe auf Sie gewartet.«
»Bis gestern wusste ich selbst nicht, dass Kühnring heute auf meiner Besichtigungsliste stehen würde«, gab Georg erstaunt zurück.
Der Priester zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ob wir hier reden oder am Michelberg, bleibt sich gleich, oder?«
Sina kniff die Augen zusammen. »Sie sind erstaunlich gut informiert«, meinte er und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
»Das ist mein Kapital«, antwortete der Unbekannte. Dann griff er in die Tasche seiner Soutane und zog eine Pistole hervor, die er neben sich auf die Stufen legte. Barbara schlug die Hand vor
Weitere Kostenlose Bücher