Teufel - Thriller
habe sogar mit Soldaten gesprochen, die mit dabei waren, aber sie waren unwissend. Dabei hat mich Maxentius ertappt und fast umgebracht. Ich rannte nur noch um mein Leben.«
Eusebius ließ ihn los. »Das ist nicht gut«, raunte er enttäuscht. Doch dann beruhigte er sich. »Lass den Kopf nicht hängen, mein Junge, du hast dein Bestes gegeben.« Sanft streichelte er ihm die Wange. »Ich danke Gott, dass du noch am Leben bist.«
»Aber noch eins, Vater!« Theophilus legte seine Hand auf den Arm des Bischofs. »Sie haben der Fracht einen Namen gegeben…«
Eusebius zog die Brauen überrascht nach oben. »Welchen Namen?«
»Arca Santa – der heilige Schrein!«, flüsterte Theophilus und wurde blass.
Hinter der dicken Säule, die ihn verborgen hatte, grinste Flavius zufrieden und zog sich vorsichtig ins Dunkel zurück. Er hatte genug gehört. Zu dem Kloster konnte er nicht reisen, das war ihm klar, es lag zu gut zwischen den zerklüfteten Felsen verborgen. Es wurde Tag und Nacht lückenlos beschützt, sodass er niemals unerkannt hineinschlüpfen konnte, um endlich zu bekommen, was er so dringend finden wollte.
Flavius überlegte kurz. Es gab noch eine weitere Möglichkeit für ihn, die Dinge in seinem Sinn zu regeln: Er musste unbedingt den Bischof von Nikomedia in seinem Exil in Caesarea aufsuchen. Für viele seiner Anhänger war er durch sein entschlossenes Auftreten in Nicäa zum Helden für die gerechte Sache geworden. Flavius entschied, diesen durch sein öffentliches Scheitern enttäuschten und verbitterten Kleriker zu veranlassen, einen Brief an Kaiser Konstantin selbst zu schreiben, der die Christenheit aufhorchen lassen würde. Dieses Schreiben, hoffte er, würde den verfolgten Arianern neuen Mut geben, ihre Position und ihr Wissen für immer zu behaupten. Den Wortlaut, den er dem Verbannten diktieren würde, hatte Flavius schon im Kopf: »Wir handelten sündig, o Fürst, als wir aus Furcht vor Euch einer Blasphemie zustimmten.«
Er lachte gedämpft.
In Caesarea sollte also das Spiel beginnen.
Kriegsarchiv, Wien-Landstraße/Österreich
D as Gebäude des Kriegsarchivs in Wien war ein modernes, nüchternes Bürohaus unweit des Donaukanals, das gemeinsam mit dem Finanzamt Wien-Schwechat und der Bundesfinanzakademie einen riesigen Block der Zweckmäßigkeit bildete. Als Teil des Österreichischen Staatsarchivs war das Kriegsarchiv vor zwanzig Jahren aus der Stiftskaserne in Wien-Mariahilf ausgesiedelt worden, wo es seit 1905 untergebracht gewesen war, und hatte seinen Platz in dem Archivsilo aus Stahl und Beton gefunden.
Paul Wagner stellte die Suzuki im Parkverbot vor dem Eingang ab, wo er bereits seinen Stammplatz hatte. Der Portier verständigte ihn regelmäßig, sobald die sogenannten Parksheriffs auftauchten, was bisher immer gut gegangen war. Der Reporter drückte die Daumen, dass es so bleiben würde.
Die beiden ovalen Metall-Erkennungsmarken in seiner Hand, winkte Paul kurz dem jungen Mann hinter dem Empfang zu und nahm den Lift in den vierten Stock. Endlos scheinende Korridore erstreckten sich links und rechts, und Wagner hatte das Horrorbild eines längst verstorbenen und vergessenen Archivars vor Augen, der Jahre später mumifiziert gefunden werden würde.
»Man soll nicht gleich das Schlimmste annehmen«, murmelte er und lief los. Der glänzende Linoleumboden spiegelte die Sonnenstrahlen und ließ die Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden nicht so trostlos aussehen. Endlich kam Paul zu einer Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift »Dr. Günther Marschalek« prangte. Er klopfte kurz und stieß die Tür auf. Das Büro war leer.
Fängt ja gut an, dachte sich Wagner und schaute durch die Verbindungstüre ins Nebenbüro, wo eine ältere, grauhaarige Frau an einem Laptop eifrig einen Text eintippte.
»Entschuldigen Sie die Störung«, meldete sich der Reporter zu Wort, »wissen Sie, wo Dr. Marschalek ist?«
»Er hat sich gestern krankgemeldet und wird für die nächsten Tage ausfallen.« Die Frau schaute von ihrem Text hoch und musterte Wagner. »Kann ich weiterhelfen?«
»Mir wird einiges klar«, meinte Paul nachdenklich. »Die beiden Fotos sind nie bei ihm angekommen, deshalb hat er sich auch nicht gemeldet. Ich nehme an, er hat sein Büro-Handy in einer der Schreibtischschubladen vergessen.«
»Möglich, eher sogar wahrscheinlich.« Die Antwort hatte einen ungeduldigen Unterton. »Worum geht es genau?«
»Um zwei Erkennungsmarken der Deutschen Wehrmacht, zu denen ich ein paar
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