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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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die Stufen zu seiner Wohnung hinauf und überlegte sich fieberhaft die nächsten Schritte. Er durfte sich keinen einzigen Fehler erlauben, sonst würde Pro Deo sofort Verdacht schöpfen. Seine Abreise nach England musste nachvollziehbar sein, sichtbar für alle. Dann aber müsste er verschwinden, abtauchen in eine Zwischenwelt, und versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen, das bereits drei Tote gefordert hatte.
    Der Koffer war schnell gepackt. Bertucci stopfte ihn voll mit alten Hemden, Schmutzwäsche und zwei fleckigen Soutanen, die er seit Jahren nicht mehr getragen hatte. Dann holte er eine Reisetasche vom Schrank, in die er sorgfältig abwägend jene Dinge legte, die er für die nächsten vier oder fünf Tage brauchen würde. Länger war sein Ablenkungsmanöver nicht aufrechtzuerhalten. Spätestens dann würde Pro Deo wissen, dass er nicht in England war.
    Bertucci wollte sich nicht ausmalen, was dann geschehen würde.
    Zuletzt nahm er ein Sparbuch aus einer Schublade und legte es ganz obenauf in die Reisetasche. Dann verließ er seine Wohnung wieder und lief die Via Silla entlang bis zu einem Café, dessen Besitzer er seit Langem kannte.
    »Darf ich dir die Tasche hierlassen?«, fragte er und bestellte einen Espresso. »Mein Neffe sollte sie abholen, aber wenn nicht, dann schaue ich in einer Stunde bei dir vorbei und nehme sie wieder mit.«
    Wenige Minuten später war Bertucci wieder in seiner Wohnung und überlegte weiter. Vespa? Muss stehen bleiben, zu bekannt. Lancia? Bleibt in der Garage, mit dem Kennzeichen jederzeit erkennbar. Er würde einen Mietwagen brauchen. Nein, geht auch nicht, dachte er sich, da muss ich meine Kreditkartendaten als Sicherheit hinterlegen.
    Also eine andere Lösung. Einen neutralen Wagen, den niemand kennt, von jemandem, von dem Pro Deo keine Ahnung hat. Also niemand von der Familie, von den Freunden.
    Bertucci ging ans Fenster und dachte nach. Er würde sich ein Auto kaufen müssen. Die Gebrauchtwagen in Italien kamen mit Kennzeichen und Steuermarke, die Umschreibung würde einige Tage dauern. Vorher könnte er aber bereits damit fahren. Er nickte befriedigt. So musste es gehen.
    Nach einem Rundgang durch die Wohnung war er sicher, nichts vergessen zu haben. Pistole hatte er keine, hatte nie eine besessen. Er würde Pro Deo mit anderen Waffen schlagen müssen.
    So nahm er seinen Koffer, rief ein Taxi und sperrte sorgfältig die Eingangstüre ab. Auf der Straße stellte er sich gut sichtbar vor die Haustüre und wartete auf den weißen Wagen zum Flughafen. Für einen aufmerksamen Beobachter stand die Abreise Kardinal Bertuccis im Auftrag des Heiligen Vaters unmittelbar bevor.
    Am Flughafen Fiumicino ließ sich der Advocatus Diaboli Zeit. Er kaufte sich ein Flugticket nach London in der Business Class und bezahlte mit seiner Kreditkarte von der Banca di Roma, einem Institut der Unicredit, die von jeher dem Vatikan zugetan war. Und damit dem Geheimdienst Gottes auch bereitwilligst Auskunft geben würde. Dann gab er seinen Koffer auf und wanderte durch die Sicherheitskontrolle in den Abflugbereich, mischte sich unter die Wartenden und schaute sich diskret um. Niemand beachtete ihn, aber das musste nichts bedeuten. Sicherheitskameras waren überall, die Terrorangst der letzten Jahre hatte zu einer Aufrüstung der Überwachungstechnik geführt. Das machte sein Vorhaben schwieriger.
    Rund eine Stunde vor dem Abflug geschah das, was Bertucci erhofft hatte. Zwei weitere Priester kamen zu seinem Flugsteig, setzten sich plaudernd ein paar Bänke weiter und nickten ihm kurz zu.
    Nun blieben ihm nur mehr dreißig Minuten.
    »Du kannst noch immer nach England fliegen«, flüsterte seine innere Stimme, »noch bist du in der Normalität, in deinem geregelten Leben. Du hast alles zu verlieren…«
    »… und noch mehr zu gewinnen«, murmelte Bertucci und verscheuchte den Gedanken. »Nämlich meine Selbstachtung.«
    Als sein Flug nach London aufgerufen wurde, reihte sich Bertucci in die Menschenschlange hinter den beiden Priestern ein und ging langsam unter der Sicherheitskamera hindurch. Sein Herz schlug schneller. Dann, knapp vor der Ground-Hostess, die seinen Ticket-Abschnitt abreißen wollte, scherte Bertucci nach rechts aus, winkte, so als ob er einen alten Bekannten erspäht hätte, und strebte den großen Panoramafenstern zu, die den Blick auf das Rollfeld freigaben. Sekunden später war er hinter einem Pfeiler verschwunden, bückte sich, als ob sein Schuhsenkel aufgegangen wäre,

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