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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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verstehen. »Wir haben einen Befehl von Reichsführer SS Himmler, diesen Waggon unbedingt in die Alpenfestung zu bringen.«
    »Alpenfestung?«, fragte der Oberleutnant und runzelte die Stirn. »Wo soll das sein? Nie gehört.«
    »Der Ort heißt Altaussee«, flüsterte der SS-Mann, »wichtiger aber ist etwas ganz anderes.«
    Wieder kreischte ein Projektil über das Bahngelände, und diesmal duckte selbst Richter sich instinktiv, weil es so nah war.
    »Was ist wichtiger?«, gab der Oberleutnant zurück, nachdem die Explosion verklungen war.
    »Öffnen Sie niemals die Kisten in dem versiegelten Waggon, hören Sie? Niemals, was immer auch passiert! Schwören Sie es!« Er sah Richter durchdringend an, so lange, bis dieser langsam nickte.
    »Und wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann befolgen Sie den Befehl. Bringen Sie die Fracht in die Alpenfestung. Es gibt nur diese Möglichkeit, ihm zu entrinnen. Diese Kisten müssen in geweihte Erde. Sonst …« Er brach ab.
    »Wohin? In geweihte Erde?«, rief Richter überrascht aus, und der SS-Mann versuchte den Kopf zu bewegen, was kläglich misslang. »Tun Sie es, Oberleutnant, tun Sie es einfach. Sonst wird er Sie holen, so wie er uns geholt hat.«
    »Wer wird mich holen, Mann? Der Iwan? Der steht bereits vor der Tür«, gab Richter zurück und wies mit ausgestrecktem Arm in Richtung der Front.
    Dem SS-Mann stand die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. »Laufen Sie, Oberleutnant, laufen Sie um Ihr Leben. Sie sind nirgendwo mehr sicher, bis…« Sein Blick wurde starr und sein Kopf fiel zur Seite.
    In diesem Augenblick rief jemand laut seinen Namen, und Richter sah hoch. Feldwebel Walkowski stand vor dem Schuppen, heftig gestikulierend. Er ruderte wie wild mit den Armen und zeigte hinter sich auf den Lokschuppen.
    Richter stand auf, warf noch einen kurzen Blick auf den Toten, überlegte jedoch nicht lange und sprintete los. Wieder rasten russische Raketen heran, zogen ihre Bahn über den Bahnhof und schlugen in einem unbestellten Feld hinter dem Lokschuppen ein, schleuderten meterhohe Fontänen aus Erde und Steinen hoch, die wie Schrapnelle durch die Luft pfiffen. Der Oberleutnant fluchte, stolperte über ein Drahtgewirr zwischen den Gebüschen, verlor fast das Gleichgewicht und fing sich doch wieder, sprang über Gräben und Weichen und rannte die Rampe eines Lagerhauses hinauf. Dann war er auf gleicher Höhe mit dem Lokschuppen und schlüpfte erleichtert durch die halb offene blaue Tür.
    Der breite Rücken Walkowskis versperrte ihm erst den Blick in die Tiefe des dunklen Schuppens, aber dann sah er sie. Eine Dampflokomotive der Baureihe 423 stand auf dem rechten der beiden Gleise, über der langen Kontrollgrube. Die Tenderlok schien unbeschädigt, und es kam Richter vor, als strahlte sie Wärme aus.
    Walkowski hatte sein Gewehr auf den Boden gelegt und schwang sich, nachdem er Richter einem bedeutungsvollen Blick zugeworfen hatte, auf den Führerstand der Lok. Der Oberleutnant hörte den metallischen Geräuschen aus dem Inneren der Lok kurz zu, dann öffnete er die blaue Tür in seinem Rücken, warf einen Kontrollblick hinaus und wollte sie wieder schließen, da orgelten auch schon die nächsten russischen Geschosse heran, trafen eines der Lagerhäuser in der unmittelbaren Nähe und ließen es in einem Feuerball verschwinden, der sich blitzschnell in ein hoch aufloderndes Flammenmeer verwandelte, das schwarzen Rauch ausspuckte.
    Mit einem lauten Knall stieß Richter die Tür wieder zu und lief nach vorne zur Dampfmaschine. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Ihm gingen die Worte des SS-Mannes nicht aus dem Kopf.
    Geweihte Erde.
    Aber jetzt gab es Dringlicheres zu tun.
    »Wie sieht es aus, Feldwebel?«, rief er nach oben. Als er keine Antwort bekam, kletterte er die drei Stufen zum Führerstand hoch und sah Walkowski, der wie verrückt Kohlen in das Feuerloch unter dem Kessel schaufelte. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn und er hatte die Uniformjacke ausgezogen. Jetzt spürte auch Richter die Hitze, die im Führerstand herrschte.
    »Jemand muss die Maschine während der Nacht insgeheim angeheizt haben, vielleicht der tschechische Widerstand, der sie in Sicherheit bringen wollte. Jedenfalls ist sie so gut wie fahrbereit, allerdings ist das Feuer im Kessel fast erloschen. Vielleicht sind der Heizer und der Lokomotivführer vor dem Angriff der Russen geflohen oder sie sind übergelaufen. Egal. Machen Sie das Tor auf, wir kuppeln den Zug an und verschwinden endlich von hier.«

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