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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Lucedio.«
    Schweigen legte sich über den Raum. Die Kerzen schienen den Kampf gegen die Dunkelheit zu verlieren. Ihre Flammen wurden kleiner, und die Schatten rückten näher. Durch das offene Fenster kam eine kühle Brise vom Wienerwald. Zwei Kerzen erloschen, und nur mehr eine einzelne letzte Flamme warf ihr mattes Licht auf den Kanzler und den Zwerg.
    »Was kann ich für dich tun, alter Freund?«, erkundigte sich Metternich sanft.
    »Ich bin verloren, Clemens, es gibt Dinge im Leben, die verzeiht nicht einmal Gott. Vielleicht hat er mir deshalb seinen schwarzen Engel geschickt.«
    Zwei Tränen rannen über Jauerlings Wangen und zeichneten silbern glänzende Spuren. Dann hob der Zwerg wieder die Hand mit dem Florett, dessen Klinge im Licht der Flamme schimmerte. »Es gibt nur einen Weg, um zu gehen. Hilf mir, Clemens, um unserer Freundschaft willen.«
    Damit drehte er mühsam das Florett um, bis die Spitze auf sein rechtes Auge zeigte. »Komm näher«, flüsterte er. »Du musst es mir ins Gehirn rammen bis zum Anschlag. Das ist der einzige Weg für mich zu sterben.«
    Jauerling tastete nach der Hand des Freundes und legte sie auf den silbernen Knauf.
    »Hab keine Angst, Clemens, wo ich hingehe, ist der innerste Kreis der Hölle. Und er, er wartet schon auf mich.« Der Zwerg lächelte erwartungsvoll. »Tu es für mich und zögere nicht. Die Zeit ist gekommen. Wir müssen den Tod rufen, sonst hört er uns nicht. Leb wohl.«
    Damit legte er seine Hand auf Metternichs Arm und stieß mit einer letzten Kraftanstrengung die Klinge des Floretts tief in seinen Kopf. Dann erlosch auch die letzte Kerze.
EuroNight »Hans Albers« nach Hamburg-Altona/ Deutschland
    G eorg Sinas Kopf pendelte hin und her. Die Augenlider wurden ihm schwer, die Buchstaben in seinem Notizbuch begannen, im Fahrtrhythmus des Nachtzuges zu tanzen. Die Linien und Bögen seiner Handschrift verschwammen zu wunderlichen Arabesken, kleinen Gesichtern, tanzenden Teufelchen und Blütenkelchen, die aufplatzten, ihre Blätter entfalteten und wie im Zeitraffer wieder verdorrten.
    Tschak hatte sich auf den Füßen seines Herrchens eingerollt und schnarchte, doch plötzlich schreckte er hoch, als Collegeblock und Stift Sinas Händen entglitten und auf den Boden fielen. Aus dem tiefen Schlaf gerissen, fuhr Georg hoch. Unscharf zeichnete sich ein leerer Platz ihm gegenüber ab.
    Wo war Barbara?
    Wird wohl auf die Toilette gegangen sein, ging es Georg durch den Kopf, und er war knapp davor, sich wieder in Morpheus’ Arme sinken zu lassen. Hoffentlich hatte er nicht allzu laut geschnarcht, dachte er noch. Doch dann richtete er sich seufzend auf, beugte sich hinab und sammelte seine Aufzeichnungen auf, den Kugelschreiber und das Notizbuch.
    »Platz und geh wieder schlafen«, murmelte er Tschak zu und ließ sich wieder in die Polster fallen. »Du hast noch jede Menge Zeit, wir steigen noch nicht aus. Dann gehen wir auch Gassi, versprochen.« Kurz darauf verriet gemütliches Schnaufen und leises Grunzen, dass Tschak wieder im Reich der Träume angekommen war und die unerreichbaren Kaninchen jagte.
    Durch halb geöffnete Lider sah Georg durch die Fenster nach draußen. Pechschwarze Nacht, vorbeihuschende Lichter, hin und wieder ein Bauernhof in der Ferne, die Fenster gelblich leuchtend. Das leicht derangierte Spiegelbild, das ihm aus der Scheibe entgegenblickte, fiel in die Kategorie »Ich kenne dich zwar nicht, aber ich rasiere dich trotzdem«.
    Sina fielen wieder die Augen zu. Waren sie bereits unterwegs in Deutschland? Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es so war. Der EuroNight raste nordwärts durch die Nacht. Doch bis zum Umsteigen in Hannover lagen noch ein paar ruhige Stunden vor ihnen.
    Zeit genug, beschloss Georg zufrieden, für noch eine Runde Schlaf! Er benutzte die Laptoptasche mit allen Unterlagen und den Papieren darin als Kopfkissen, während er sich der Länge nach, so gut es eben ging, auf der Sitzbank ausstreckte. Mit dem Gedanken »Nichts von all dem darf verloren gehen« schlief er erneut ein.
    Draußen vor dem Abteil, im menschenleeren Gang, blickte sich Schwester Barbara immer wieder ängstlich um. Hoffentlich hatte sie Sina nicht geweckt, als sie die Abteiltür leise hinter sich zugezogen hatte. Aber niemand folgte ihr. Der Zug schwankte und ratterte über Weichen. Sie hielt den Atem an, blickte zurück.
    Vor der elektrischen Tür in den nächsten Waggon blieb sie schließlich stehen. Mit zusammengezogenen Brauen betrachtete sie ihr

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