Teufel - Thriller
Valerie nach, »wie ich gehört habe, bereitet er die nächste große Reise des Papstes vor. Wäre es nicht möglich gewesen, nach dem Tod seines besten Freundes aus persönlichen Gründen diese Reise zu verschieben?«
Die Frage hatte Lamberti nicht erwartet, Goldmann sah es ihm an.
»Jeder andere hätte sicher um einige Tage Zeit gebeten, um dieses Verbrechen zu verkraften.« Valerie ließ nicht locker.
»Nun, Kardinal Bertucci ist ein sehr pflichtbewusster Mensch…«, erwiderte Lamberti zögernd. Mit Bertucci ist irgendetwas, sagte sich Valerie und sah den Außenminister an, und du, mein Lieber, verheimlichst mir eine ganze Menge.
»Meinen Informationen nach hat man den Sekretär von Rossotti, Pater Luigi, im achteckigen Speisesaal des Goldenen Hauses, einem Palast von Kaiser Nero, gefunden.« Valerie blätterte in einem Block, den sie vorbereitet hatte, der jedoch nur aus unbeschriebenen Blättern bestand. »Er hatte den Kopf in einem Wasserschaff. Dr. Zanolla badete in ihrem eigenen Blut, und der Kopf von Kardinal Rossotti lag im Schoß der Figur der Donau im Vierströmebrunnen. Die Symbolik ist schwerlich zu übersehen, Eminenz. Wer immer Zugang zu den drei Opfern hatte, war nicht nur offenbar gut ausgerüstet, sondern hatte auch einen ganz bestimmten Plan. Nämlich den, die Morde öffentlich zu machen, vielleicht als eine Warnung an andere.«
Lamberti blinzelte. »Was meinen Sie mit gut ausgerüstet?«, fragte er irritiert.
»Nun, ich glaube kaum, dass Dr. Zanolla jemanden in ihr Badezimmer eingeladen hat«, antwortete Goldmann und gab vor, wieder in ihrem Block zu lesen. »Also musste der Mörder sich ganz gezielt Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft haben.« Aus den Augenwinkeln betrachtete sie Lamberti, der sich mit der Zunge immer öfter über die Lippen fuhr. »Mit einem Wort – alle drei Morde waren keine Zufälle, keine impulsiven Taten, sondern vorbereitete Morde mit einem Ziel, einem Zweck und einer versteckten Warnung. Tut mir leid, wenn mir da sofort Roberto Calvi und die Blackfriars Bridge einfallen. Das Muster ist ziemlich gleich, finden Sie nicht, Eminenz?«
Lamberti sah sie an und legte den Kopf schräg. »Wo soll das hinführen, Frau Goldmann?«, fragte er leise.
»Zur Informationspolitik des Vatikans«, gab Valerie ruhig zurück. »Der Mord an Calvi wurde nie aufgeklärt, der dreifache Mord an dem frisch gekürten Obersten der Schweizergarde, dessen Frau und einem Freund auch nicht. Wenn ich so nachdenke, dann wurde gar kein Mord, der ein Mitglied des Vatikans in irgendeiner Weise betraf, bisher aufgeklärt.«
Valerie ließ ihre Worte kurz einsinken.
»Und nun haben wir wieder drei Morde. Darf ich meinen Lesern mitteilen, dass der Heilige Stuhl diesmal alles daransetzen wird, den Behörden bei der Ermittlung des oder der Mörder jede nur mögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen? Ganz gleich, welche Interessengruppen davon betroffen sind? Ich darf Sie zitieren in diesem Fall? Das Wort eines so renommierten Außenpolitikers hat in der ganzen Welt Gewicht.«
Lamberti schwieg.
Hab ich dich, dachte Goldmann, und jetzt werde ich dir wirklich etwas zum Auflösen geben. »Sagt Ihnen der Name Pro Deo etwas, Eminenz?«
Der Außenminister schaute sie mit großen Augen an. »Sie meinen…«
»… den Geheimdienst des Vatikans, der seit dem Zweiten Weltkrieg den Namen Pro Deo trägt. Damals wechselten viele Geheimdienste ihren Namen, die OSS in CIA, SMERSH in KGB und noch andere mehr.«
»Der Name ist mir bekannt«, antwortete Lamberti vorsichtig. Seine Finger öffneten und schlossen sich nervös. Seine Augen ruhten auf dem kleinen Diktafon, dessen rote Aufnahmediode hektisch blinkte. Valerie tat so, als sehe sie es nicht. Sie gab vor, konzentriert in ihrem Block zu blättern.
»Wenn Sie den Namen kennen, Eminenz, ist Ihnen eigentlich jemals aufgefallen, dass Pro Deo mit den gleichen Buchstaben beginnt wie die Loge › Propaganda Due ‹ , die als Gegengewicht zur Kurienkongre gation › Propaganda Fide ‹ 1887 gegründet wurde und die eine unrühm liche Rolle im Finanzskandal um die Banco Ambrosiano in den 70erJahren spielte?«
Valerie sah von ihrem Block auf und Lamberti direkt in die Augen.
»Was macht Pro Deo eigentlich heute, Eminenz?«
»Ähh…«, setzte Lamberti an, »darüber kann ich Ihnen leider keine Auskünfte geben.«
Valerie lächelte zuckersüß. »Können oder dürfen, Eminenz?«, fragte sie mit großen Augen, aber ihre Gedanken rasten. Wann war Lamberti
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