Teufel - Thriller
Archivs unter dem Cortile della Pigna kommen. Teile davon werden derzeit mit einer neuen Klimaanlage ausgestattet, wie Sie vielleicht wissen, daher sind die Zugänge nicht versperrt. Gehen Sie ruhig hinein.«
»Von wem ist die Nachricht?«, fragte der Kardinal misstrauisch.
Der Gardist blickte erneut auf den Bildschirm: »Soweit ich es sehen kann, kommt die Nachricht vom Sekretär Seiner Heiligkeit.« Damit drückte er einen Knopf und wies auf eine Tür. »Da ist der kürzeste Weg zum Untergeschoss. Folgen Sie einfach der Beschilderung. Heute haben wir nur wenig Personal in den Archiven, daher werden Sie Ihren Weg selbst finden müssen.«
Bertucci nickte und machte sich auf den Weg. Als er die Tür hinter sich zuzog, schaute er einem Porträt in die Augen, das er nur zu gut kannte. Giulio Antonio Santori, Kardinal und Großinquisitor im 16. Jahrhundert. Der Advocatus Diaboli blieb kurz davor stehen und betrachtete das Gemälde nachdenklich.
Hier ist nichts und niemand jemals sicher …
An der Sicherheitsschleuse hatte der Schweizergardist das Telefon abgenommen, eine Kurzwahl eingetippt und einen einzigen Satz gesagt: »Er ist auf dem Weg.«
Dann hatte er den Namen Bertuccis aus der elektronischen Besucherliste des Vatikanischen Geheimarchivs wieder gelöscht.
Für alle, die nun nachforschen würden, war er nie hier gewesen.
Hotel Diplomatic, Via Cernaia, Turin/Italien
D as Wetter in Turin hatte sich über Nacht verschlechtert. Regenschauer aus dunkelgrauen, tief ziehenden Wolken prasselten auf die alten Pflastersteine der Innenstadt, kalte Luft aus den Bergen hatte die sommerliche Wärme ersetzt. Die Tische und Stühle, die vor den Cafés unter den kilometerlangen Arkaden standen und auf Gäste warteten, waren verwaist.
Paul, Georg und eine schweigsame Schwester Barbara hatten nach ihrer Ankunft und einem raschen Abschied von Goldmann und Bertucci den bequemen und fast leeren Flughafenbus ins Zentrum genommen.
»Wir werden schon ein Hotel finden«, hatte Paul zuversichtlich gemeint, nachdem die Tourismus-Information am Flughafen bereits seit Stunden ihre Pforten geschlossen hatte. Als sie am Bahnhof Porte Susa aus dem Bus gestiegen waren, lagen gleich zwei Hotels in unmittelbarer Nähe und lockten mit flackernden Neonreklamen. Das »Dock« war ausgebucht gewesen, und so hatten sie im »Diplomatic«, einem typischen Stadthotel mit liebloser Ausstattung und übertriebener Sterne-Bewertung, drei Zimmer bezogen. Niemand hatte mehr um die Häuser ziehen und die nächtliche Stadt entdecken wollen. Alle waren todmüde ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen.
So kam es, dass Paul erst ziemlich spät am nächsten Morgen auf der Suche nach einem Frühstück auf Georg traf, der mit missmutigem Gesicht an der Rezeption stand, einen unruhig ziehenden Tschak an der Leine.
»Kein Frühstück mehr im Hotel, wir sind zu spät dran«, brummte er unglücklich. »Bei unserer Nonne hab ich an der Türe geklopft, aber niemand hat mir aufgetan.«
»Die schläft wohl noch fest«, meinte Wagner und legte dem Wissenschaftler den Arm auf die Schulter. »Lass uns in ein Café gehen, auf der Suche nach unserem Frühstück. Ich war vor Jahren für ein paar Tage in der Stadt. Glaub mir, wir werden nicht verhungern. Tschak sieht außerdem ziemlich hektisch aus. Ich glaube, ein Spaziergang wird uns allen guttun.«
»Bei dem Wetter? Es regnet Sturzbäche vom Himmel«, gab Sina zu bedenken.
»Dafür hat Turin vorgesorgt«, lächelte Wagner. »Die Innenstadt besteht fast durchwegs aus herrschaftlichen Palazzi, die häufig über ganze Straßenzüge hinweg mit barocken Arkadengängen versehen sind. Insgesamt gibt es so mehr als achtzehn Kilometer überdachte Gehsteige. Wir werden unser Frühstück also trockenen Fußes erreichen. Ist heute nicht Sonntag?«
»Doch, es ist Sonntag«, nickte Georg. »Vor lauter Ländern kommt man ganz durcheinander.«
»Dann wird unsere Schwester in der nächsten Kirche zu finden sein«, gab Paul zu bedenken, »bei der Morgenmesse in tiefer Andacht. Hinterlassen wir ihr eine Botschaft an der Rezeption und gehen wir auf die Jagd nach einem guten, starken Espresso oder einem großen Bicerin.«
»Was ist das wieder?«, erkundigte sich Sina misstrauisch.
»Die lokale Spezialität, benannt nach dem Turiner Kaffeehaus, das ihn erfunden hat. Man nehme zu gleichen Teilen Espresso und Trinkschokolade, gieße sie vorsichtig in ein kleines Glas, mit einer Schicht Sahne dazwischen.« Paul fuhr sich genießerisch
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