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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Selbstverständlichkeit, die Georg und Paul Schauer über den Rücken jagte.
    »Nein, es geht um etwas ganz anderes.« Ihr Gegenüber lehnte sich vor. Das erste Mal fiel der Kerzenschein auf sein Gesicht, und die beiden Freunde sahen seine Züge aus nächster Nähe. Die eisblauen Augen schienen aus Stahl zu sein. Ein grausamer Zug spielte um seinen Mund. Paul und Georg prallten entsetzt zurück. Peer van Gavint schien von den Toten auferstanden zu sein und hatte sie in Turin aufgespürt.
    »Das… das ist unmöglich«, flüsterte Paul tonlos, »das kann nicht sein. Schwester Agnes hat Sie vor zwei Jahren ans Kreuz genagelt… Sie waren tot. Ich habe es selbst gesehen.«
    Der Reporter spürte, wie er begann, den Verstand zu verlieren. Alle Gedanken schienen ihm zu entgleiten, und es wurde kalt.
    »Glauben Sie nicht alles, was Sie sehen, Herr Wagner. Das menschliche Auge kann leicht getäuscht werden«, gab der Unbekannte ungerührt zurück, und gleichzeitig war es Wagner, als würden die Züge des Mannes unscharf.
    Dieses verdammte Kerzenlicht, dachte er sich und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, lag das Gesicht seines Gegenübers erneut im Dunkel.
    »Es geht um etwas, das Sie gefunden haben und das ich haben möchte, an das ich aber nicht herankomme«, fuhr er im Plauderton fort, »aus Gründen, die Sie nur zu gut verstehen werden. Die Nachricht der Auffindung des Grabes Jesu ist viel mehr wert, wenn ich mit Originaldokumenten beweisen kann, dass die Kirche und der Vatikan bereits seit jeher von der Existenz dieser Gruft wussten.«
    Er zog eine altmodische silberne Taschenuhr aus seiner Brusttasche, schaute kurz auf das Zifferblatt und legte sie vor sich auf den Tisch.
    »Und nicht nur das. Wenn Sie so wollen, hat Rom gelogen, seit Anbeginn. Die Kirche hat Jesus zu etwas gemacht, was er nie war: zu Gottes Sohn. Aber der alleinige Gott hat weder Vater noch Mutter, und schon gar keine Kinder.« Dann schaute er Georg nachdenklich an. »Sie haben sicherlich recht, Professor, die Entdeckung der sterblichen Überreste Jesu allein würde kein vernichtendes Erdbeben durch die Welt der Gläubigen schicken. Aber in Verbindung mit dem unwiderlegbaren Beweis einer seit Jahrtausenden bewusst lügenden katholischen Kirche sieht alles wieder ganz anders aus, nicht wahr?«
    Es klopfte kurz an der Tür, und der Kellner trat ein, das Tablett mit Gläsern, Wein und einem Korb mit Brot balancierend. Er stellte es rasch auf den Tisch. Seine dunklen Augen huschten nervös im Raum hin und her, von dem Unbekannten zu Wagner und Sina und schließlich zu der auf der Bank liegenden Barbara.
    Mit einer nachlässigen Handbewegung entließ ihn der Mann. Er verteilte die Gläser selbst und füllte sie mit Rotwein. Dann nahm er eine Scheibe Weißbrot und brach sie in der Mitte auseinander.
    »Ein Symbol?«, spottete er. »Oder eine ganz gewöhnliche Geste? Was wäre vom Letzten Abendmahl übrig geblieben, hätte Leonardo da Vinci es nicht gemalt? Eine dunkle Erinnerung an eine weitere Legende? Wie an die der sechs Weinkrüge? Oder finden Sie, dass ich jetzt blasphemisch bin? Sie wissen doch, ich rede gerne in Spiegelsprache. Und manchmal schreibe, komponiere oder male ich auch so…«
    Sein vergnügtes Lachen hallte durch den Raum. »Brot und Wein, und der Tod sitzt mit uns am Tisch. Wir sind Brüder, er und ich, aber nur er ist manchmal gnädig.«
    Der Kellner war mit einem entsetzten Gesichtsausdruck aus dem Extrazimmer getreten und hatte alarmiert in Richtung der beiden alten Herren geblickt, die in der Zwischenzeit beim Hauptgang angelangt waren. Dann hatte er kurz die Schultern hochgezogen, ratlos. Schließlich, als er sicher war, dass ihn die beiden beobachteten, trat er den Weg in Richtung Küche an. Wie nebenbei machte er ein Zeichen, das man auf der ganzen Welt kannte. Er streckte den Zeigefinger und den kleinen Finger aus, während sein Daumen die anderen beiden Finger auf die Handfläche drückte.
    »Kommen wir also zu unserem Handel. Ich glaube, Sie werden mir zustimmen, dass mein Anliegen wirklich nicht vermessen ist.«
    Paul hatte den Eindruck, dass ihr Gegenüber sich auflöste, nur mehr aus Schatten und ineinanderfließenden Schemen bestand. Oder war es der Wein, der ihm zu Kopf stieg und Trugbilder in sein Gehirn zeichnete? Er hätte nicht mehr mit Bestimmtheit sagen können, ob es ein Mann oder eine Frau war, die vor ihnen saß, und das machte ihm mehr Angst als alles andere. Zum ersten Mal in seinem Leben waren seine

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