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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Nachnamen.«
    »Sie tun mir Unrecht. Den Namen kann ich mir in aller Ruhe aussuchen. Er kommt in die Zeitung und fertig.«
    »Wie wünschen Sie denn zu heißen?«
    Der Mensch zupfte den Schlips zurecht und antwortete:
    »Polygraf Polygrafowitsch.«
    »Spielen Sie hier nicht den Dummkopf«, entgegnete der Professor mürrisch. »Ich spreche ernsthaft mit Ihnen.«
    Ein giftiges Lächeln zog den Schnurrbart des Menschen schief.
    »Ich versteh da was nicht«, sagte er vergnügt und vernünftig. »Ich darf keine gemeinen Ausdrücke gebrauchen. Ich darf nicht spucken. Und von Ihnen krieg ich bloß zu hören: ›Dummkopf‹. In der RSFSR dürfen wohl nur Professoren fluchen?«
    Der Professor lief dunkel an, goß sich ein Glas Wasser ein und ließ es fallen. Er leerte ein anderes und dachte: Es fehlt nicht viel, dann fängt er an, mich zu belehren, und er hat ganz recht. Ich kann mich nicht beherrschen.
    Er verneigte sich übertrieben höflich und sagte mit eiserner Festigkeit:
    »Ent-schuldigen Sie. Meine Nerven sind nicht die besten. Ihr Name kommt mir sonderbar vor. Gestatten Sie die Frage, wo haben Sie den ausgegraben?«
    »Das Hauskomitee hat mir dazu geraten. Wir haben im Kalender gesucht. Welchen willst du? haben sie gesagt. Da hab ich mir den ausgesucht.«
    »Aber der kann in keinem Kalender gestanden haben.«
    »Ziemlich erstaunlich.« Der Mensch lachte auf. »Sie haben doch einen im Untersuchungszimmer hängen.«
    Der Professor, ohne aufzustehen, drückte auf den Tapetenknopf, und Sina erschien.
    »Den Kalender aus dem Untersuchungszimmer.«
    Eine Pause verstrich. Als Sina mit dem Kalender zurückkam, fragte der Professor:
    »Wo?«
    »Am vierten März wird er gefeiert.«
    »Zeigen Sie mal her … Hm … verdammt … In den Ofen damit, Sina, aber schnell.«
    Sina riß erschrocken die Augen auf und ging mit dem Kalender hinaus, der Mensch aber schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Darf ich auch den Nachnamen erfahren?«
    »Ich möchte meinen alten Namen behalten.«
    »Was? Alten? Nämlich?«
    »Bellow.«
     
    Im Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch stand der Vorsitzende des Hauskomitees Schwonder in seiner Lederjoppe. Doktor Bormental saß im Sessel. Auf seinen frostgeröteten Wangen (er war eben erst zurückgekehrt) lag ein ebenso verwirrter Ausdruck wie auf dem Gesicht des Professors.
    »Was soll ich schreiben?« fragte er ungeduldig.
    »Na, das ist nicht weiter schwierig«, sagte Schwonder. »Schreiben Sie eine Bescheinigung, Bürger Professor. So und so, der Vorzeiger dieses ist Polygraf Polygrafowitsch Bellow, geboren … hm … in Ihrer Wohnung.«
    Bormental bewegte sich verblüfft in seinem Sessel. Der Professor sträubte den Schnurrbart.
    »Hm … verdammt! Was Dümmeres kann man sich nicht vorstellen. Er ist ja gar nicht geboren, sondern einfach … na, kurz und gut …«
    »Ihre Sache, ob er geboren ist oder nicht«, sagte Schwonder mit ruhiger Schadenfreude. »Jedenfalls haben Sie den Versuch gemacht, Professor! Sie haben den Bürger Bellow geschaffen.«
    »Und zwar ganz einfach«, bellte Bellow vom Bücherschrank her, wo er den Anblick seines Schlipses in der spiegelnden Tiefe genoß.
    »Ich muß doch sehr bitten, sich nicht in das Gespräch einzumischen«, fauchte der Professor. »Es ist Humbug, wenn Sie sagen, ganz einfach. Es ist eben nicht ganz einfach.«
    »Wieso soll ich mich nicht einmischen?« brummte Bellow beleidigt. Schwonder unterstützte ihn sogleich:
    »Entschuldigen Sie, Professor, aber der Bürger Bellow hat ganz recht. Es ist sein gutes Recht, mitzureden, wenn es um ihn selbst geht, insbesondere um sein Dokument. Das Dokument ist das Wichtigste auf der Welt.«
    In diesem Moment unterbrach ein schrilles Klingeln das Gespräch. Der Professor sagte »ja« in den Hörer, lief rot an und schrie:
    »Behelligen Sie mich bitte nicht mit solchen Lappalien. Was geht das Sie an?« Er knallte den Hörer in die Gabel.
    Hellblaue Freude ergoß sich über Schwonders Gesicht.
    Der Professor, puterrot, schrie:
    »Kurz und gut, machen wir Schluß.«
    Er riß ein Blatt vom Notizblock und warf ein paar Wörter darauf, dann las er gereizt vor:
    »›Hiermit bestätige ich‹ … Weiß der Teufel, was das wird … Hm … ›Der Vorzeiger dieses ist ein bei einem Laborversuch durch eine Gehirnoperation entstandener Mensch, und er braucht Dokumente‹ … Verdammt! Ich bin ja überhaupt dagegen, daß er diese idiotischen Dokumente bekommt. Unterschrift – ›Professor Preobrashenski.‹«
    »Sehr

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