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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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selten verwirrt war, hier war er es doch. Nach seinen Blicken zu urteilen, fesselte ihn vor allem der Schrank mit den zwölf Fächern, der bis zur Decke reichte und mit Büchern vollgestopft war. Und dann natürlich die Gehäuse, in denen, von Linsen verzerrt, der höllisch rote Strahl blinkte. Und schließlich Persikow selbst – er wirkte in dem Halbdunkel rings um den scharfen Lichtstrahl des Reflektors recht sonderbar und majestätisch, wie er da in seinem Drehstuhl saß. Der eingetretene Mann heftete den Blick auf ihn, und es hüpften darin respektvolle Fünkchen inmitten von Selbstsicherheit. Er wies kein Dokument vor, sondern sagte: »Ich bin Alexander Semjonowitsch Schreck.«
    »Na und? Was wünschen Sie?«
    »Ich bin zum Leiter des Mustersowchos ›Roter Strahl‹ ernannt worden«, erläuterte der Eindringling.
    »Nun und?«
    »Und nun komme ich mit einem vertraulichen Schreiben zu Ihnen, Genosse.«
    »Sehr interessant. Aber fassen Sie sich möglichst kurz.«
    Der Ankömmling knöpfte die Lederjacke auf und holte eine Anordnung hervor, die auf schönes festes Papier getippt war. Diese reichte er Persikow. Dann nahm er unaufgefordert auf einem Drehstuhl Platz.
    »Stoßen Sie nicht den Tisch an«, sagte Persikow haßerfüllt.
    Der Ankömmling warf einen erschrockenen Blick auf den Tisch, an dessen ferner Ecke in einer feuchtdunklen Öffnung smaragdartig leblose Augen blinkten. Es wehte kalt von dort.
    Persikow hatte das Papier kaum durchgelesen, da sprang er vom Drehstuhl und stürzte zum Telephon. Gleich darauf sprach er überstürzt in äußerster Gereiztheit: »Verzeihung … Ich verstehe nicht … Wieso denn? Ich … ohne meine Zustimmung, ohne mich konsultiert zu haben … Damit kann er doch sonstwas anrichten!«
    Der Unbekannte fuhr tief beleidigt auf dem Schemel herum.
    »Entschuldigung«, begann er, »ich bin der Lei…«
    Aber Persikow entzog ihm mit gekrümmten Fingern das Wort und fuhr fort: »Entschuldigen Sie, ich verstehe das nicht. Ich muß kategorisch protestieren. Für Experimente mit Eiern muß ich meine Sanktion verweigern. Ich habe ja noch nicht mal selbst damit experimentiert …«
    Im Hörer quäkte und knatterte es, und selbst von weitem war zu merken, daß die Stimme im Hörer herablassend nachsichtig mit einem kleinen Kind sprach. Es endete damit, daß Persikow, rot angelaufen, krachend einhängte und gegen die Wand sagte: »Ich wasche meine Hände in Unschuld.«
    Er kehrte zum Tisch zurück, ergriff das Papier, las es über die Brille hinweg von oben nach unten, dann durch die Brille hindurch von unten nach oben und brüllte plötzlich: »Pankrat!«
    Pankrat erschien in der Tür, wie aus einer Bühnenversenkung aufgetaucht. Persikow sah ihn an und schnauzte: »Geh raus, Pankrat!«
    Pankrat, ohne die leiseste Verwunderung im Gesicht, verschwand.
    Sodann wandte sich Persikow an seinen Besucher: »Bitte sehr. Ich muß mich fügen. Das ist nicht meine Sache. Interessiert mich auch nicht.«
    Der Besucher war weniger beleidigt als verwundert.
    »Entschuldigung«, begann er, »Sie, Genosse …«
    »Was haben Sie denn dauernd mit Ihrem ›Genosse‹?« brubbelte Persikow mürrisch.
    Ein starkes Stück, so stand es in Schrecks Gesicht zu lesen.
    »Entschu…«
    »Nun hören Sie mir mal gut zu«, unterbrach ihn Persikow. »Dies ist eine Bogenlampe. Sie liefert Ihnen, wenn Sie das Okular verstellen«, Persikow ließ den Deckel des Gehäuses, das wie ein Fotoapparat aussah, klicken, »Licht, das Sie durch Verstellung der Objektive bündeln können, hier, Nummer eins, und der Spiegel, Nummer zwei«, Persikow löschte den Strahl und richtete ihn wieder auf den Asbestboden des Gehäuses. »Auf den Boden im Bereich des Strahls können Sie alles legen, was Sie wollen, und damit experimentieren. Höchst einfach, nicht wahr?«
    Persikow wollte ironisch und verächtlich sprechen, doch sein Besucher bemerkte das nicht, seine Äuglein schauten glänzend in das Gehäuse.
    »Aber ich muß Sie warnen«, fuhr Persikow fort, »bringen Sie nicht die Hände in den Strahl, denn nach meinen Beobachtungen erzeugt das eine Epithelwucherung, und ob sie bösartig ist oder nicht, konnte ich leider noch nicht feststellen.«
    Schreck verbarg seine Hände geschwind hinterm Rücken, wobei ihm die Ledermütze herunterfiel, und betrachtete die Hände des Professors. Sie waren über und über mit Jod eingepinselt, und das rechte Handgelenk war verbunden.
    »Und Sie, Professor?«
    »Gummihandschuhe bekommen Sie bei Schwab

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