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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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es, da und dort trat Blut aus. Nachdem der Gebissene den Kopf kahlrasiert hatte, tupfte er ihn mit einem benzingetränkten Wattebausch ab, zog dann den kahlen Hundebauch straff und sagte schnaufend:
    »Fertig.«
    Sina drehte den Wasserhahn auf, und Bormental wusch sich eilig die Hände. Sina goß ihm aus einem Fläschchen Sprit darüber.
    »Kann ich gehen, Filipp Filippowitsch?« fragte sie und warf einen furchtsamen Seitenblick auf den rasierten Hundekopf.
    »Geh.«
    Sina verschwand. Bormental hantierte hastig weiter. Er legte leichte Mullservietten um Bellos Kopf. Jetzt lag auf dem Kissen ein nie gesehener Hundeglatzkopf mit seltsam bärtiger Schnauze.
    Der Opferpriester kam in Bewegung. Er richtete sich auf, sah auf den Hundekopf und sagte:
    »Nun, Herrgott, gib deinen Segen. Messer.«
    Bormental entnahm dem glitzernden Haufen Instrumente auf dem Tischchen ein gebogenes Messerchen und gab es dem Opferpriester. Dann zog er wie dieser schwarze Handschuhe an.
    »Schläft er?« fragte der Professor.
    »Ja, tief.«
    Die Zähne des Professors preßten sich aufeinander, seine Augen bekamen einen stechenden Glanz. Mit dem Messer zog er einen langen geraden Schnitt auf Bellos Bauch. Die Haut klaffte sogleich, Blut spritzte nach allen Seiten. Bormental eilte raubtierflink herzu, preßte Mull auf den Schnitt, klemmte dann mit kleinen Zangen wie Zuckerzangen die Ränder ab, und das Blut versiegte. Auf Bormentals Stirn perlte Schweiß. Der Professor schnitt ein zweites Mal, dann zerrten sie zu zweit Bellos Körper mit Haken, Scheren und Klammern auseinander. Rosa und gelbe Gewebe sprangen heraus, weinten blutigen Tau. Der Professor drehte das Messer in dem Körper, dann rief er:
    »Schere!«
    Das Instrument blitzte in der Hand des Gebissenen wie bei einem Zauberkünstler. Der Professor griff tief hinein und löste mit ein paar Drehungen die Samendrüsen nebst Anhängsel aus Bellos Körper. Bormental, schweißnaß von Eifer und Aufregung, stürzte zu einem Glasgefäß und entnahm ihm andere, nasse, längliche Samendrüsen. In den Händen des Professors und seines Assistenten hüpften, schlängelten sich kurze feuchte Sehnen. Krumme Nadeln klickten in den Klemmen, die Samendrüsen wurden Bello anstelle seiner eigenen eingenäht. Der Opferpriester löste sich von der Operationswunde, tupfte sie mit einem Mullbausch ab und befahl:
    »Nähen Sie zu, Doktor, schnell.« Er warf einen Blick auf die runde weiße Wanduhr hinter sich.
    »Vierzehn Minuten haben wir gebraucht«, preßte Bormental durch die Zähne und stieß die krumme Nadel in die labberige Haut.
    Beide waren aufgeregt wie Mörder, die es eilig haben.
    »Messer!« schrie der Professor.
    Das Messer sprang ihm wie von selbst in die Hand, sein Gesicht sah furchteinflößend aus. Er fletschte die Porzellan- und Goldkronen und setzte mit einem einzigen Schnitt Bello einen roten Kranz auf die Stirn. Die rasierte Haut wurde zurückgeklappt wie ein Skalp. Der Schädelknochen lag frei.
    »Trepan!« schrie der Professor.
    Bormental reichte ihm den glänzenden Handbohrer. Der Professor, sich auf die Lippen beißend, setzte das Gerät an und bohrte in Bellos Schädeldecke rundum im Abstand von einem Zentimeter kleine Löcher. Für jedes Loch brauchte er nicht mehr als fünf Sekunden. Dann schob er die Spitze einer sonderbar geformten Säge in das erste Loch und begann zu sägen, so wie man ein Damenkästchen aussägt. Der Schädel zitterte und wimmerte leise. Ein paar Minuten später wurde Bellos Schädeldach herausgehoben.
    Nun lag die Kuppel von Bellos Gehirn frei, grau, mit bläulichen Adern und rötlichen Flecken. Der Professor stieß die Schere in die Hirnhaut und schnitt sie auf. Ein dünner Blutstrahl schoß heraus, traf den Professor beinah ins Auge und durchfeuchtete seine Kappe. Bormental stürzte wie ein Tiger mit der Torsionspinzette herzu und klemmte das Gefäß ab. Der Schweiß lief ihm in Strömen herunter, sein Gesicht war fleischig und buntfleckig. Seine Augen flitzten von den Händen des Professors zu dem Teller auf dem Instrumententisch. Der Professor sah jetzt ganz schrecklich aus. Ein Fiepen drang aus seiner Nase, die Zähne waren bis ans Zahnfleisch entblößt. Er zog die Hirnhaut weg, ging in die Tiefe, drückte die beiden Hirnhalbkugeln aus dem offenen Schädel. In diesem Moment erbleichte Bormental, griff nach Bellos Brust und sagte heiser:
    »Der Puls sinkt rapide.«
    Der Professor warf ihm einen tierischen Blick zu, ließ ein Ächzen hören und drang noch

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