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Teufels-Friedhof

Teufels-Friedhof

Titel: Teufels-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konzentrierten. Es kam zu keinem Gruppcnerlebnis, jeder lebte seine eigenen Vorstellungen während dieser traumhaft anmutenden Bewegungen aus.
    Die meisten dachten auch an den geheimnisvollen Friedhof, der vom Teufel regiert wurde und der durch die Zeiten wandern konnte. Ein magisches Phänomen, über das sie nicht nachdachten, es nur wie ein herrliches Geschick hinnahmen.
    Der rote Teufel wußte, was er seinen Getreuen schuldig war. Er hatte ein Band aufgelegt, das lange genug spielen würde, um die Gäste in seinen Bann zu ziehen.
    Manchmal schauten sich die Tänzer an, ohne sich doch richtig erkennen zu können. Zu tief steckten sie in dieser eigenen, schrecklichen Gruftie-Welt. Die Punk-Zeit, die nicht einmal lange zurücklag, war längst vergessen. Sollten sich die anderen mit der Welt auseinandersetzen, sie blieben dabei und folgten allein ihren Ritualen, die sie zu ihrer magischen Glückseligkeit bringen sollten.
    Altere Personen befanden sich nicht in der Disco. Die meisten Gäste waren zwischen siebzehn und zweiundzwanzig. Junge Menschen, die die tägliche Maske des Berufslebens am Abend abgelegt hatten und in ihre zweite Haut geschlüpft waren. So jedenfalls glaubten sie es und vertrauten darauf.
    Niemand kümmerte sich um den anderen, und es kümmerte sich auch keiner um die neuen Gäste.
    ›Normale‹ junge Leute betraten die Disco sowieso nicht. Es hatte sich natürlich herumgesprochen, wer nahe dem alten Zechengelände verkehrte und den Satanstreff besuchte. Für viele waren die Typen einfach nur Spinner, selbst Rocker kümmerten sich nicht um diese Außenseiter. Vielleicht hatten einige auch Angst vor diesem Milieu. Die jedenfalls besaß der Mann nicht, der seinen Wagen in der Nähe der Disco abgestellt und sich zu Fuß auf den Weg gemacht hatte. Es war Rudi Golombek, dem das Schicksal seiner Tochter keine Ruhe gelassen hatte. Er wollte sehen, wo seine Vivian, die sich so ungewöhnlich kleidete, ihre Abende verbrachte.
    Erfahren hatte er von der Disco Satanstreff zum erstenmal an diesem Abend. Er hatte sich noch nie mit der Subkultur der Grufties beschäftigt, doch das wurde allmählich Zeit, denn seine Tochter befand sich auf dem falschen Weg. Und er würde sie davon abbringen, da konnte sie dem Gesetz nach noch so erwachsen sein.
    Zudem brauchte er sich nur ihren Begleiter anzusehen, um zu wissen, was er von dem Pärchen halten sollte. Dieser Kerl mußte seine Tochter auf den falschen Weg gebracht haben. Daß es auch anders sein konnte, kam ihm nicht in den Sinn.
    Allein und einsam stand er vor der Disco und schaute gegen die Fassade. Die Kälte hatte es nicht geschafft, den Dunst am Boden zu lassen. Er stieg so weit in die Höhe, daß er auch wie ein feiner Nebel den Teufelskopf umwölkte und dessen düster-bunte Fratze zu einer verschwommenen Masse werden ließ. Dennoch war für Golombek der Schädel zu erkennen, und er ballte die in seinen Taschen steckenden Hände zu Fäusten.
    Okay, er gehörte nicht zu den Menschen, die jeden Sonntag in die Kirche gingen, das beschränkte sich zumeist auf Weihnachten und Ostern, aber die Gegenseite, die haßte er. Die verfolgte er mit einem wahnsinnigen Zorn, denn er hatte genug davon gehört und gelesen. Plötzlich erinnerte er sich wieder an die zahlreichen Artikel, die in den einschlägigen Gazetten gestanden hatten, an die Berichte in Rundfunk und Fernsehen, an all die Warnungen, die man ausgesprochen hatte. Daß ausgerechnet seine Tochter in dieser verdammten Gruppe mitmischte, traf ihn schwer.
    »Deshalb also diese schwarze Kleidung!« sagte er halblaut. Die Eingangstür stand offen. Dahinter lag ein nur schwach beleuchteter Flur. Golombek befand sich zwar nicht mehr im Disco-Alter, aber er hatte erlebt, daß junge Menschen oft vor den Discos standen und sich dabei auch um das Wetter nicht kümmerten.
    Hier schien alles in Trauer erstickt zu sein. Niemand zeigte sich, bis auf zwei einsame Gestalten, die im Flur an einer Wand lehnten. Dabei hielten sie die Köpfe gesenkt und stierten ins Leere. Rudi Golombek setzte sich in Bewegung. Etwas zögernd übertrat er die Schwelle, rechnete damit, angesprochen oder aufgehalten zu werden, aber die Typen waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um von ihm Notiz zu nehmen.
    Sie schauten nicht einmal auf, als er sie passierte. Die Stufen bestanden aus abgewetzten, blanken Steinen. Golombek hörte die Musik und dämpfte unwillkürlich seine Schritte, weil er das Gefühl hatte, sich einer Beerdigung zu

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