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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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überrascht mich.«
    »Warum?«
    »An Hilfskellner erinnert man sich selten.«
    Da fiel es Haere wieder ein. »Gestern abend im Hotel. Sie haben die Servietten ausgetauscht, die nicht ausgetauscht zu werden brauchten.«
    Der junge Mann lächelte höflich, als ob Haere eine Bemerkung über das Wetter gemacht hätte. »Wir werden beobachtet. In einigen Sekunden wird ein Taxi vorfahren. Ich werde einsteigen. Sie werden hier sitzenbleiben. Ich werde verfolgt werden. Haben Sie mich verstanden?«
    Haere nickte. »Um was geht es denn?«
    »Hören Sie mir bitte genau zu«, sagte der junge Mann und blickte zum Himmel auf, als ob er beurteilen wollte, welche Aussichten auf Regen bestünden. »Der Mann, mit dem sich Ihr Mr. Citron heute morgen getroffen hat, wurde ermordet. Lächeln Sie bitte.«
    Haere zwang sich zu einem Lächeln. »Und Citron?«
    Der Mann lächelte zurück. »Er wurde in den Präsidentenpalast gebracht, von zwei Nordamerikanern. Sie sind Anfang dreißig. Sie haben den Mann erschossen, der unseren Anführer ermordet hat. Lachen Sie bitte ein wenig.«
    Haere lachte in sich hinein und nickte.
    »Sehr gut«, sagte der Hilfskellner. »Der Mann, der unseren Anführer ermordet hat, kam mit Ihnen zusammen in dem Flugzeug gestern hier an.«
    »Er nannte sich Dr. Blaine.«
    »Wir nehmen an, daß er ein Auftragsmörder war, einer ohne politische Motive, und hergeschickt wurde, um Sie und Mr. Citron zu töten. Lachen Sie noch einmal ein bißchen, wenn Sie können.«
    Haere lachte verhalten und verständnisvoll. »Die beiden Nordamerikaner, die Citron in den Präsidentenpalast brachten, wissen Sie etwas über sie?« fragte er immer noch lachend.
    Der Hilfskellner grinste breit und schüttelte den Kopf. »Einer hatte blaue Augen, der andere braune. Das ist alles, was ich weiß.« Er sah auf seine Uhr. »Bleiben Sie bitte sitzen, bis ich fort bin.«
    Haere versuchte weiterzulächeln, was ihm nicht gelang, während sich der Hilfskellner mit einem Grinsen erhob und zwischen den Tischen hindurch zum Bürgersteig drängte. Ein Taxi fuhr vor. Haere erkannte den gleichen 1941er Buick Roadmaster, den er vorher schon bemerkt hatte. Der Hilfskellner griff nach dem hinteren Türgriff. Er hatte schon seine Hand auf ihn gelegt, als zwei Männer, die am Kragen offene Hemden, Sportjacken und Bluejeans trugen, von hinten auf ihn zugingen und ihm kurzläufige Revolver in den Rücken drückten. Der Hilfskellner versuchte, die Tür des Buicks aufzureißen, aber das alte Taxi fuhr bereits an, als die beiden Männer mit den Revolvern zu schießen begannen.
    Der eine schoß dreimal auf den Hilfskellner, der andere zweimal. Der alte Buick raste davon, und eine Frau schrie gellend auf. Ein Teil der Gäste sprang von seinen Plätzen und rannte auf die Kathedrale zu, sei es, um Schutz zu finden, sei es, um zu beten. Andere duckten sich unter die Caféhaustische. Schreie und Rufe waren zu hören. Ein Mann fluchte ununterbrochen mit gedämpfter, ruhiger Stimme. Haere beobachtete, daß einer der beiden Revolvermänner neben dem gefallenen Hilfskellner niederkniete und ihm ins Genick schoß. Haere fragte sich, warum, da der Hilfskellner schon ziemlich tot zu sein schien.
    Der Kniende erhob sich wieder, sagte etwas zu dem anderen Revolvermann. Beide drehten sich um und sahen Haere an, während sie ihn weiter anstarrten, steckten sie ihre Revolver langsam in kleine Gürtelholster. Sie drängten sich zwischen den Tischen des Straßencafés hindurch und blieben vor Haere stehen. Er sah, daß sie jünger waren, als er angenommen hatte, keiner von beiden konnte älter als fünfundzwanzig sein. Ihre schwarzen Augen wirkten bodenlos. Keiner hatte einen definierbaren Gesichtsausdruck, obwohl der eine, wie Haere bemerkte, durch den Mund atmete. Der Mundatmer war es gewesen, der niedergekniet war und dem Hilfskellner ins Genick geschossen hatte.
    »Verstehen Sie Spanisch?« fragte der Mundatmer.
    Haere nickte. »Ein wenig.«
    »Gut. Verlassen Sie unser Land. Heute noch.«
    »Ja«, sagte Haere. »Ich verstehe.«
    »Gut«, sagte der Mundatmer. Sie starrten Haere noch einen Augenblick länger an, dann drehten sie sich um, gingen zwischen den Tischen wieder zum Bürgersteig zurück zu der Stelle, an der der Hilfskellner noch lag. Ein neuer grüner Volvo fuhr vor. Der Fahrer öffnete den Kofferraum. Die beiden Revolvermänner bückten sich, hoben den toten Hilfskellner auf und verstauten ihn im Kofferraum des Volvo. Sie schlugen den Deckel zu, drehten sich um,

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