Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
wirklich ein Kannibale, wie alle behaupten?«
    »Ja.«
    »Kein Witz? Also, ich weiß nicht, wie es in seinem Gefängnis zugegangen ist, aber ich kann mir vorstellen, es war wie im Ritz, verglichen mit dem hier an der Ostküste.«
    »Kein Gefängnis«, sagte Citron.
    »Hörst du das?« fragte Tighe. »Morgan hier gefällt die Vorstellung nicht, zwei, drei, vielleicht auch vier Jahre in einem Bohnenfressergefängnis zu sitzen.«
    »Das kann ich ihm gut nachfühlen«, sagte Yarn.
    »Natürlich«, fuhr Tighe fort, »brauchen Sie vielleicht gar nicht hin. Das kommt ganz darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wie viel Sie wissen.«
    »Ich weiß überhaupt nichts.«
    Tighe seufzte schwer. »Morgan, lassen Sie sich eins von mir sagen. In Ihrem eigenen Interesse. Gladys hat nur gesagt, wir müßten dafür sorgen, daß Sie am Leben bleiben. Das war alles. Ich meine, Gladys ist wahrscheinlich eine höllisch gute Mutter, aber ich habe Grund zu der Annahme, daß sie nicht der Typ ist, der den Rest ihres Lebens für ihren Babyboy im Knast verbringen möchte, obwohl sie, wie gesagt, eine wirklich tolle Mom sein muß.«
    »Aber es hängt nicht von uns ab. Das müssen Sie auch verstehen«, sagte Yarn.
    »Von wem denn?«
    »Vom General.«
    »Sehen Sie, Morgan«, sagte Tighe. »Der General wird wissen wollen, was Sie wissen.«
    »Sehr wenig«, sagte Citron. »Fast so gut wie nichts.«
    »Nun, ich glaube Ihnen, und Yarn da vorn, er glaubt Ihnen auch, aber der General, also der, der wird Sie in den Keller bringen und die Scheiße aus Ihnen rausprügeln lassen wollen und Ihnen einen glühenden Draht in den Pimmel bohren lassen, nur um sicherzugehen.«
    »Er ist ein sehr vorsichtiger Bursche, der General«, sagte Yarn.
    »Und gemein. Noch gemeiner kann nur ein Kubaner sein.«
    »Oder ein Uruguayer. Die sind auch ganz schön gemein.«
    »Was also wollen Sie?« fragte Citron.
    »Erzählen Sie uns, was Sie wissen«, sagte Tighe. »Erzählen Sie uns alles, was Sie wissen und was Sie zu wissen glauben und was Sie erraten haben und sogar das, was Sie glauben, erraten zu haben. Dann werden wir dem General sagen, alles, was Sie getan hätten, wäre, ein paar ziemlich wilde Vermutungen anzustellen, und daß wir keinen Grund sehen, Sie länger als höchstens einen Monat lang einzusperren und überhaupt keinen Grund dafür, Sie in den Keller zu bringen und Ihnen einen glühenden Draht in den Pimmel zu bohren.«
    »Einen Monat«, sagte Citron. »Ich bin nicht sicher, daß ich einen Monat lang aushalten kann.«
    »Was ist mit dem glühenden Draht?«
    »Nein, den könnte ich auch nicht aushalten.«
    »Dann lassen Sie mal hören«, sagte Yarn vom Vordersitz. »Ihre Version.« Er hielt den Wagen an, stellte den Motor ab und drehte sich auf seinem Sitz um.
    Citron holte tief Luft und blies sie langsam wieder aus. »Ihr habt sie für dumm verkauft, nicht?« sagte er. »Langley, meine ich.«
    Es folgte ein langes Schweigen, bis Yarn sagte: »Das stimmt. Wir haben sie für dumm verkauft.«

31
    Draper Haere ging von der amerikanischen Botschaft zu Fuß zum Intercontinental zurück. Es war ein Weg von vier Meilen, der ihn an dem Präsidentenpalast vorbeiführte. Er blieb davor stehen, um sich die Schußnarben auf der Mauer anzusehen, wo der Präsident hingerichtet worden war, und fragte sich, ob die Generäle eines Tages nicht die Stelle mit einer Gedenktafel schmücken würden.
    Haere ging langsam, denn es war heiß, und außerdem gab das gemächliche Tempo ihm die Möglichkeit, alles zu betrachten, was sein Interesse weckte: ein dreihundert Jahre altes Haus im spanischen Kolonialstil, ein paar elf Jahre alte Prostituierte, ein einundvierzig Jahre alter Buick Roadmaster als Taxi und ein Mann von Ende zwanzig, der Gitarre spielte, wozu sein fünfjähriger Sohn ein trauriges Lied darüber sang, wie verzweifelt arm sie wären, und eine Reklamemütze von International Harvester hinhielt, in die niemand außer Haere Geld fallen ließ.
    Gegenüber der Kathedrale befand sich an dem Platz ein großes, gut besuchtes Straßencafé. Haere fand einen freien Tisch und bestellte sich eine Tasse Kaffee. Als er die Hälfte getrunken hatte, setzte sich ein Mann neben ihn. Der Mann war jung, etwa drei- oder vierundzwanzig, und trug ein kurzärmliges weißes Hemd und eine dunkle Hose. Haere kam er irgendwie bekannt vor.
    »Natürlich erinnern Sie sich nicht an mich«, sagte der Mann auf englisch, das er nahezu akzentfrei sprach.
    »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Wirklich? Das

Weitere Kostenlose Bücher