Teufels Küche
das gleiche zu sagen, was Sie schon unseren beiden Freunden hier gesagt haben.«
Citron sah Yarn an. »Das ist nicht ganz so, wie es hätte laufen sollen.«
Yarn zuckte mit den Achseln. »Es ist alles wieder offen.«
»Sehen Sie, Morgan«, sagte der General, »ich versuche, zu einer Entscheidung zu kommen, ob ich Sie erschießen lassen soll. Ich muß gestehen, daß ich im Augenblick zu dieser Lösung neige. Unsere kleine Zusammenkunft hier wird ihrer Wirkung nach Ihr Prozeß sein – obwohl ich annehme, daß Kriegsgerichtsverfahren zutreffender wäre.«
Tighe wandte sich mit einem Grinsen Citron zu. »Ich bin dabei Ihr Verteidiger.«
Citron nickte, wandte sich an Yarn und fragte: »Und Sie – der Ankläger?«
»Richtig«, bestätigte Yarn.
»Und worauf lautet die Anklage?«
»Nennen wir es mal Spionage und warten ab, was dabei rauskommt.«
Der General zog aus seiner Westentasche eine große goldene Taschenuhr, ließ den Deckel aufschnappen und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. »Könnten wir mit Ihrer Aussage beginnen, Morgan, hmm? Ich habe noch einen recht anstrengenden Tag vor mir.«
»Mir bleibt keine große Wahl, wie?«
»Nein«, sagte Tighe.
»Sie sind ja ein großartiger Verteidiger.«
Tighe zuckte nur mit den Achseln. Citron sah den General an, der sich jetzt in seinem Sessel zurücklehnte und die Fingerspitzen seiner erhobenen Hände zusammenlegte. »Also gut«, sagte Citron. »Ich werde sagen, was ich weiß, was ich zu wissen glaube und was ich vermute. Ein großer Teil beruht auf reinen Vermutungen.«
»Natürlich«, sagte der General und nickte ermutigend.
»Nachdem Sie den Präsidenten draußen an die Wand gestellt und erschossen hatten, stellten Sie fest, daß die Staatskasse leer war. Das Land war bankrott, und Sie brauchten Geld. Wie ich mich erinnere, war vor Ihrem Staatsstreich das Land, vermutlich vorwiegend aus Verwaltungsgründen, in zwei Regionen geteilt – die Ostregion und die Westregion. Sie zerstückelten es in zweiunddreißig Regionen, die Sie dann auf die anderen Generäle ihrem Dienstalter entsprechend verteilten. Die größte Region – die Hauptstadt – behielten Sie für sich.«
»Das alles ist allgemein bekannt«, sagte der General.
»Vieles von dem, was ich weiß, ist allgemein bekannt.«
Der General nickte. »Fahren Sie fort.«
»Sie brauchten Geld«, sagte Citron. »Sie brauchten es für sich selbst, aber auch, um ihre Truppen zu bezahlen und um einen Anschein der Ordnung zu bewahren. Aber wegen Ihres Rufs hinsichtlich der Wahrung der Menschenrechte, der, wie ich glaube, im allgemeinen als entsetzlich bezeichnet wird, fiel Washington als Geldquelle aus. Die konnten Ihnen nicht einen Groschen leihen oder schenken. Der Kongreß hätte es nicht zugelassen. Darum wandten Sie sich an Ihre Freunde bei der CIA. Sie haben doch Freunde bei der CIA, General, oder nicht?«
Der General lächelte. »Ein paar.«
»Nun, nicht einmal die CIA konnte Ihnen unter dem Tisch so viel Geld zuschieben, aber sie schafften etwas heran, das genauso gut war, wenn auch der Himmel wissen mag, woher sie es hatten. Sie schafften ein oder zwei Tonnen Kokain heran.« Citron sah Yarn an. »Wie viel war es? Eine Tonne oder zwei? Ich weiß es nicht genau.«
»Zwei Tonnen«, sagte Yarn, »und sie haben es als Gegenleistung für einige früher erwiesene Gefälligkeiten bekommen.«
»Wie viel bringen zwei Tonnen Kokain heute ein?« fragte Citron.
Tighe überlegte. »Auf der Straße siebenhundertfünfzig Millionen«, sagte er, »aber im Großhandel etwa fünfunddreißig bis fünfzig Millionen für die Tonne.«
»Was nicht ganz genug war, stimmt’s?« fragte Citron. Niemand antwortete darauf, darum fragte er noch einmal. »Stimmt’s?«
»Fahren Sie fort«, sagte der General.
»Sie entschlossen sich also, die zwei Tonnen Koks von der CIA mit Regierungsgeld zu kaufen, sie sich selbst zu stehlen, um sie dann in den Vereinigten Staaten abzusetzen. Und genau das haben Sie getan. Sie alle zusammen.«
Citron schwieg. Nachdem Sekunden verstrichen waren, wandte Yarn sich an ihn. »Ich glaube, der General würde gern ein paar zusätzliche Einzelheiten hören.«
»Ich muß zuerst eine Frage stellen«, sagte Citron.
Der General nickte.
»Wie lange kennen Sie meine Mutter schon?«
»Seit Jahren. Mindestens fünfundzwanzig Jahre. Wir haben uns in Barcelona kennengelernt.«
»Dann kannten Sie sie schon, als sie noch bei Langley war.«
Der General lächelte zustimmend. »Wir waren gute
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