Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
sein könnten.«
    »MacAdoo«, sagte Haere und sah sich den großen Mann von oben bis unten genau an. »Irgendwie verwandt mit dem Mac Adoo, der Al Smith daran hinderte, Präsident zu werden?«
    MacAdoo strahlte. »Entfernt verwandt, Mr. Haere. Sehr entfernt.«
    »Und da der mit Ihnen verwandte MacAdoo Woodrow Wilsons Tochter Elly heiratete«, fuhr Haere fort, »bedeutet das, daß Sie, wenn auch noch entfernter, mit Wilson verwandt sind. Dann müssen Sie also trotz Ihrer albernen Texasschau in Princeton studiert haben, und von Princeton wohin? Das kann fast nur Langley gewesen sein.«
    Das breite MacAdoo-Lächeln verschwand und mit ihm die Handelskammerfreundlichkeit. Die fröhlichen, beinahe grünen Augen verengten sich zu argwöhnischen Schlitzen. Die große Nase nahm einen schlechten Geruch wahr. Die dröhnende Stimme verlor ihren sonoren Klang und wurde kalt und ostküstenhaft. »Sie haben da einen hübschen Gedankensprung vollzogen, Mr. Haere«, sagte Ma cAdoo. »Können wir miteinander reden?«
    Haere wandte sich an Citron. »Wollen Sie sich mit der CIA unterhalten?«
    »Nicht besonders gern.«
    »Er gibt einen Drink aus.«
    Citron zuckte mit den Achseln. »Okay. Hören wir uns an, was er zu sagen hat.«
    Sie fuhren mit der Rolltreppe eine Etage höher zum Captains Country Club, wo alles aus dunkler Täfelung, tiefen Ledersesseln und schlurfenden alten weißen Kellnern mit tadellosen Manieren und Kellnerfräcken bestand. Es war die Houstonversion eines Herrenklubs durch die Hollywoodbrille gesehen.
    Nachdem eines der alten Faktoten ihre Bestellung entgegengenommen hatte, sah Velveta Keats sich verstohlen nach allen Seiten um, senkte die Stimme und fragte MacAdoo: »Sind Sie wirklich bei der CIA, Mr. MacAdoo?«
    »Ich arbeite für meine Regierung, Miss Keats.«
    Sie verstand das als ein Ja und sagte: »Morgans Mama war eine Art Spion bei der Résistance in Frankreich im Zweiten Weltkrieg, nicht wahr, Morgan?« Noch ehe er antworten konnte, lächelte sie MacAdoo zu und fuhr fort: »Ich habe sie erst heute kennengelernt, Morgans Mama, und sie hat mir alles darüber erzählt. Also eigentlich nicht alles, aber einen Teil.«
    »Gladys Citron, nicht wahr?« fragte MacAdoo den Sohn.
    »Richtig.«
    »Sie ist immer noch eine Art Legende, Ihre Mutter«, sagte MacAdoo.
    »Oder ein Mythos«, sagte Citron.
    Der alte Kellner erschien wieder und servierte mit begleitendem Murmeln die Drinks. Biere gingen an Citron und Haere, eine weitere Bloody Mary an Velveta Keats und an MacAdoo ein Dewar’s mit Wasser. MacAdoo hatte seine gewohnte Marke Scotch bestellt.
    Als der Kellner fort war, sagte Haere: »Okay, lassen Sie hören.«
    »Es ist wirklich ganz einfach«, sagte MacAdoo. »Es wäre besser, wenn Sie Ihre Reise nach Tucamondo nicht fortsetzten.«
    »Besser für wen?«
    »Für alle.«
    »Warum?«
    »Was wissen Sie von Tucamondo? Ich meine, was wissen Sie wirklich?«
    Haere sah Citron an. »Sie sind der Reiseschriftsteller.«
    »Nun, es ist größer als El Salvador, kleiner als Belize, viel ärmer als beide und befindet sich in einem schlimmen Zustand. Aber in diesem Zustand hat es sich immer befunden, seit die Spanier fünfzehnhundertundirgendwas dort zum ersten Mal Anker geworfen haben.«
    MacAdoo schüttelte den Kopf. »Es ist mehr als ein schlimmer Zustand. Es herrscht praktisch völlige Anarchie. Ich meine das wörtlich. Eine Regierung gibt es nicht.«
    »Es gibt die Generäle«, sagte Haere.
    MacAdoo fing wieder an, den Kopf zu schütteln. »Es gibt zweiunddreißig Generäle, die wie Lehnsherren über ihre Fürstentümer herrschen, manche sind fünfzig Quadratmeilen groß, einige so klein wie zwölf städtische Häuserblocks. Es gibt keinerlei Recht, überhaupt keins. Keine anerkannte Währung außer dem amerikanischen Dollar, Gold und Drogen. Die Soldaten sind Straßenräuber geworden, Wegelagerer, nennen Sie sie, wie Sie wollen. Das offene Land ist eine Todesfalle. Nur die Hauptstadt ist verhältnismäßig sicher, und das nur, weil sie von einem Generaloberst mit Namen Carrasco-Cortes beherrscht wird. Er hat das Geld, um seine Soldaten zu bezahlen.«
    »Wo hat er das her?« fragte Haere.
    MacAdoo zuckte mit den Achseln. »Wir schätzen, daß Carrasco-Cortes genug Geld hat, um noch drei Wochen durchzuhalten, vielleicht auch nur noch zwei.«
    »Und was dann?«
    Wieder zuckte MacAdoo mit den Achseln. »Chaos.«
    »Sie haben Haeres Frage nicht beantwortet«, sagte Citron, »darum will ich sie anders formuliert noch

Weitere Kostenlose Bücher