Teufels Küche
einmal stellen. Wo konnte dieser Generaloberst, dieser Carrasco-Cortes, genügend Geld in die Finger bekommen, um seine Truppen zu bezahlen?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte MacAdoo. »Nicht die geringste.«
»Sie wissen es«, sagte Citron. »Sie müssen es wissen.« Er wandte sich an Haere. »Und wir wissen jetzt, was wir nicht wissen sollen.«
»Alles, was wir haben, sind ein paar Fragen, aber keine Antworten.«
»Das ist das gleiche.«
»Mag sein«, sagte Haere und wandte sich wieder an MacAdoo. »Was sind Sie eigentlich? Der Bremser?«
MacAdoo produzierte wieder sein gelöstes Texasgrinsen. Er hatte sehr weiße Zähne, die fast perfekt zu sein schienen. »Ich bin nur vorsorglicher Warner, Mr. Haere. Ich bin nur hier, um euch Leuten vorzuschlagen, wieder nach Hause zu fliegen und alles über dieses kleine unwesentliche Land da unten zu vergessen, für das selbst der Teufel keinen Pfifferling gibt.«
»Sie können uns doch ganz leicht daran hindern«, sagte Citron. »Sie brauchten doch nur durch die Behörden unsere Pässe beschlagnahmen zu lassen.«
»Nun, Sir, wenn wir das täten, könnte Mr. Haere in Washington großen Krach schlagen. Stimmt’s, Mr. Haere?«
»Das könnte sein.«
»Was ich wirklich nicht verstehe«, sagte Citron langsam, »ist, warum Sie uns überhaupt soviel gesagt haben, wie Sie uns gesagt haben. Sie müssen doch wissen, was wir suchen, und jetzt haben Sie uns so gut wie verraten, wie wir es finden können.«
MacAdoo stellte sein abschließendes Lächeln zur Schau. Das ist sein Lebewohllächeln, dachte Haere, ganz dünn und eiskalt, ganz Princeton und Presbyterianer. Es war ein Lächeln voll düsterer Vorahnungen eines bitteren Endes.
»Wir geben uns völlig damit zufrieden, daß wir Sie gewarnt haben«, sagte MacAdoo, und ein Hauch von Frömmigkeit schlich sich in seinen Ton ein, aus dem wieder jede Spur Texas verschwunden war.
»Zufrieden«, sagte Haere. »Das ist ein komisches Wort.«
»Unsere Zufriedenheit, Mr. Haere, entspricht unserer absoluten Gewißheit, daß, wenn Sie drei Ihre Reise nach Tucamondo fortsetzen, dann – also, dann werden wir uns nie wieder mit Ihnen zu befassen haben.« MacAdoo blickte auf seine Uhr und stand auf. Er runzelte bedauernd die Stirn, als ob er zu einer weniger erfreulichen Verpflichtung zu spät kommen würde, betrachtete jeden des sitzenden Trios der Reihe nach, schien von dem, was er sah, betrübt zu sein, und sagte dann: »Leben Sie wohl, alle zusammen.« Danach drehte er sich um und verließ den getäfelten Raum mit langen Schritten, die fast etwas Hüpfendes hatten.
Haere wandte sich an Citron. »Nun, was halten Sie davon?«
»Ich finde, wir sollten noch etwas trinken.«
Als Haere dem alten Kellner winkte, wandte Velveta Keats sich an Citron, hörte auf, an ihrer Unterlippe zu nagen und sagte: »Ich weiß nicht, Morgan, vielleicht hätte ich doch etwas sagen sollen.«
»Worüber?«
»Über diesen Generaloberst, von dem er gesprochen hat.«
»Warum?« fragte Citron. »Ich meine, was hättest du schon über ihn sagen können?«
»Ich habe heute morgen mit Mama in Miami telefoniert?« Velveta Keats ließ es wie eine Frage klingen. Citron nickte. Sie sah Haere an, der ihr jetzt seine volle Aufmerksamkeit widmete, und dann wieder Citron. »Also, ich habe sie nach Papa gefragt, wie ich das immer tue, und sie sagte, er wäre in einer Besprechung und –« Sie brach ab, um wieder an ihrer Unterlippe zu nagen.
»Ja, und was weiter?« fragte Citron.
»Also, Mama sagte, Papa wäre in einer Besprechung mit einem Mann, und der Mann wäre ein General und sein Name wäre Carrasco-Cortes.«
»Du lieber Himmel«, sagte Draper Haere.
26
Als am gleichen Tag mittags um 13 Uhr in Gladys Citrons Wohnraum das Telefon klingelte, stand der blauäugige Mann, der sich manchmal John D. Yarn nannte, von dem Ohrensessel auf, in dem Drew Meade gestorben war, ging zum Telefon hinüber und meldete sich mit Hallo. Die Stimme, die ihm ins Ohr gellte, ließ ihn zurückfahren, den Hörer herunternehmen und gegen seine Brust pressen. Er wandte sich Gladys Citron zu.
»Das ist er«, sagte er. »Er klingt nicht sehr fröhlich.«
Gladys Citron sah erst den braunäugigen Mann an, der auf der Couch saß, den Mann, der sich mitunter Richard Tighe nannte. Er zuckte mit den Achseln. Sie stellte ihr Glas hin, stand auf, ging zum Apparat und nahm den Hörer von Yarn entgegen. Sie nahm ihren Perlohrring ab, legte den Hörer an ihr linkes Ohr und sagte:
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