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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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möchte, daß du mir genau zuhörst.«
    »Ich höre zu.«
    »Wenn deine Leute meinen Sohn anfassen, bringe ich dich um.« Sie schlug den Hörer auf die Gabel zurück und leerte ihr Glas mit drei langen Zügen.
    Yarn grinste sie an. »Meinst du, daß er dir glaubt?«
    »Teufel, ich glaube ihr«, sagte Tighe. »Warum sollte er ihr nicht glauben«
    Sie sah erst Yarn, dann Tighe an. »Um drei Uhr geht eine Maschine nach Miami.«
    »Wir werden sie nehmen«, sagte Tighe.
    Gladys Citron sah auf ihre Uhr. Es war zehn nach eins. »Nun«, sagte sie. »Zeit für den Mittagsschlaf.« Sie streckte die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger an Yarns rechtem Unterkiefer entlang, drehte sich um und ging zu ihrem Schlafzimmer. Yarn folgte ihr, blieb aber an dem Durchgang noch einmal stehen und blickte zu Tighe zurück. »Kommst du nicht?«
    »Doch, natürlich«, antwortete Tighe. »In einer Sekunde.«
     
    Die einzigen anderen Passagiere in Flug 9 nach Tucamondos Hauptstadt Ciudad Tucamondo waren ein vierunddreißigjähriger Amerikaner und eine ärmlich gekleidete Venezolanerin, die versuchte, sich unsichtbar zu machen, und die, wie Haere vermutete, ein Kurier für irgendeinen Kokainschmuggler und jetzt auf dem Heimweg war.
    Der Amerikaner und die Venezolanerin hatten sparsam Tickets für die Touristenklasse gekauft, wurden aber sofort in den Erste-Klasse-Teil versetzt, sobald die Maschine in der Luft war. Dort wurden alle fünf Passagiere von dem Chefsteward und seinen fünf Gehilfen umhegt und verpflegt, bis sie nichts mehr essen oder trinken konnten. Als die Crew schließlich davon überzeugt war, daß sie für die Passagiere nichts mehr tun konnte, versammelte sie sich in der vorderen Hälfte des Erste-Klasse-Abteils, um dort für den Rest des vierstündigen Flugs entweder zu schlafen oder miteinander zu schwatzen.
    Nachdem der Versuch des Amerikaners, ein Gespräch zu beginnen, von der jungen Venezolanerin abgewehrt worden war, suchte der Amerikaner nach jemand anderem, mit dem er sich unterhalten könnte. Sein Blick fiel auf den melancholischen Heiligen, der für sich allein auf der anderen Seite des Mittelgangs neben den beiden übrigen Passagieren saß, der jungen Frau und dem Mann, die aneinandergelehnt schliefen. Der Amerikaner ging nach vorn, blieb neben dem Sitz des Heiligen stehen, der durch das Fenster in die Dunkelheit hinausstarrte.
    Der Amerikaner räusperte sich. Draper Haere blickte zu ihm auf.
    »Ihr erster Flug da hinunter?« fragte der Amerikaner.
    »Mein allererster.«
    »Meiner auch«, sagte der Mann und ließ sich auf dem Platz neben Haere nieder. Er streckte seine Hand aus. Als Haere nach ihr griff, sagte der Mann: »Ich bin Jim Blaine.«
    Haeres Gesicht erhellte sich. »Sind Sie mit James G. Blaine verwandt?«
    »Das ist mein voller Name, aber woher stammt der James G., von dem Sie sprechen?«
    »Aus Maine«, antwortete Haere. »Es ist sehr lange her. Er wollte unbedingt Präsident der Vereinigten Staaten werden, hat es aber nicht geschafft.«
    »Meine Verwandten sind alle aus Kansas. In Wichita, wo ich herkomme, gibt es nicht sehr viele Blaines, aber dafür in Kansas City eine Menge, allerdings gehört es zum größten Teil ja nach Missouri.«
    Haere nickte verständnisvoll und fragte: »Und was führt Sie nach Tucamondo?«
    »Ja, das ist schon eine komische Geschichte. Ich bin ein Doktor, ein Arzt, und ich fahre für die Freunde da hin, Sie wissen schon, die Quäker.« Haere nickte wieder.
    »Die Leute da unten brauchen Ärzte«, sagte Blaine, »sie brauchen sie wirklich dringend, nach dem, was ich gehört habe.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. Es war ein ziemlich großer Kopf mit einer hohen Stirn, die durch den zusehends zurückweichenden Haaransatz noch höher wurde. Blaine hatte sich unter seiner Stupsnase einen blonden Schnurrbart stehen lassen, und unter dem Schnurrbart befand sich ein kleiner, fast affektierter Mund, der sich über dem Vorschlaghammer von einem Kinn nicht recht wohlzufühlen schien. Blaines Augen paßten eher zu dem Kinn als zu dem Mund. Sie waren himmelblau, ihr Blick war starr, oder vielleicht auch nur ruhig, und erschien merkwürdig skeptisch. Haere fragte sich, worauf Blaine spezialisiert sein mochte, und kam zu dem Ergebnis, was es auch sein mochte, er müßte gut darin sein.
    »Werden Sie in einem Krankenhaus arbeiten?« fragte er.
    Blaine nickte nachdrücklich mit seinem großen Kopf. »Eine Klinik draußen im Busch. Die Freunde haben sie da vor ein paar Jahren

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