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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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überprüft haben. Sie haben noch einmal vorbeigeschaut.«
    »Wann?«
    »Gestern nachmittag. Gegen Abend.«
    »Und?«
    »Sie rieten mir, ich sollte die Sache aufgeben.«
    »Und wenn Sie es nicht tun?«
    »Werden sie meinem Kater das Genick brechen und dann mir und dann vielleicht auch Ihnen.«
    Citron studierte das Bier in seinem Glas. »Ich verstehe.«
    »Sie können noch aussteigen. Ich würde Ihnen bestimmt keinen Vorwurf machen.«
    »Nein«, sagte Citron. »Ich glaube, das werde ich nicht.«
    »Warum nicht? Das Geld kann es doch nicht sein. So viel ist es nicht.«
    Citron trank noch einen Schluck von seinem Bier, ehe er antwortete. »Es ist einfach, weil ich jetzt über zwei Jahre fort gewesen bin und endlich angefangen habe, zurückzufinden. Ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt nicht weitermache, werde ich es nie mehr schaffen. Zurückfinden, meine ich.«
    »Von wo zurück?«
    Citron zuckte mit den Achseln. »Wer weiß? Einem leichten Wahnsinn?« Er sah Haere an und grinste etwas. »Es stört Sie doch nicht, daß ich ein bißchen verrückt bin?«
    »Überhaupt nicht. Was war es – Afrika?«
    »Das – und vielleicht, daß ich der letzte amerikanische Kannibale bin.«
    »Kein Scheiß?« sagte Haere, und versuchte sich zu entscheiden, ob er überrascht oder schockiert aussehen sollte, aber es gelang ihm nur, amüsiert auszusehen.
    »Jedenfalls einer der letzten«, sagte Citron, der sich an den jungen Mormonenmissionar aus Provo erinnerte.
    »Macht es Ihnen noch zu schaffen?«
    »Es hat mir nie zu schaffen gemacht – nicht richtig – weil ich sehr schnell auf die treffende Erklärung gekommen bin – oder die Rechtfertigung. Es war die übliche.«
    »Was?«
    »Ganz einfach. Ich hatte Hunger.«
    Er lächelte wieder, und in diesem Lächeln war nichts Wahnsinniges, das Haere hätte entdecken können, nur diese völlig merkwürdige Ruhe, die manchmal auf absolute Verzweiflung folgt.
     
    An dem Schalter der Tucamondo Airlines in Houston wartete keine Schlange, aber der im Dienst befindliche Angestellte brauchte ewig lange, um die Visa zu überprüfen, die Carlotta Preciado vom Reisebüro beim Konsulat von Tucamondo in Los Angeles besorgt hatte.
    Der Angestellte, der selbst aus Tucamondo stammte, war kaum älter als fünfundzwanzig und trug auf der Oberlippe einen üppigen Schnauzbart, der so sorgfältig gehegt und gepflegt war, daß es sich nur um sein Hobby handeln konnte. »Fliegen Sie geschäftlich oder zum Vergnügen?« fragte er Haere.
    »Zum Vergnügen.«
    »Dort gibt es kein Vergnügen«, sagte der Angestellte absolut überzeugt und klatschte die Pässe und Flugscheine auf seinen Tresen.
    »Erfolgt der Abflug pünktlich?« fragte Haere, der die Papiere an sich nahm.
    »Ja, pünktlich. Warum auch nicht? An Bord werden mehr Crewmitglieder als Passagiere sein. Sie drei und noch zwei weitere werden eine ganze DC 8 für sich haben. Sie haben Ihr Geld verschwendet, als Sie Tickets erster Klasse gekauft haben.«
    »Er ist in solchen Dingen die reine Unschuld«, erklärte Citron dem Angestellten in einem Spanisch, das einen leichten, angenehmen französischen Akzent hatte.
    »Natürlich«, sagte der Angestellte, »Sie sind alle Unschuldige. Wer sonst würde in mein Land reisen außer Narren, Unschuldigen und Missionaren?« Er nahm von irgendwo unter dem Tresen einen kleinen Handspiegel und musterte seinen Schnurrbart. »Der Flug wird in fünfundvierzig Minuten aufgerufen«, sagte er und zwirbelte das eine Ende seines Bartes zur Spitze einer Nadel. »Wenn Sie ihn verpassen sollten, könnte ich es verstehen.«
    Als die drei Reisenden sich von dem Schalter abwandten, schwenkte der große Mann mit den großen Ohren und den beinahe grünen Augen mit einem Lächeln, einem Nicken und fast auch einem Zwinkern seinen Stetson. »Hallo Leute«, sagte er und machte vor Velveta Keats die Andeutung einer höflichen Verbeugung. »Miss Keats, nicht wahr? Und Sie sind Mr. Haere, wette ich, und Sie müssen Mr. Citron sein. Willkommen in Houston.«
    »Wer zum Teufel sind Sie?« fragte Haere.
    »MacAdoo, Bill MacAdoo, und ich bin Ihr Einmannempfangskomitee und hoffe, daß ich Sie im Captains Country Club zu einem erfrischenden Drink und, wenn Sie mögen, einem Bissen einladen kann.« Er machte eine Pause, um ein weiteres Lächeln und Nicken anbringen zu können. »Ich hoffe wirklich, daß Sie sich mir anschließen, weil ich ein paar Informationen an Sie weitergeben muß, die für Sie von besonderem Interesse und gemeinsamem Nutzen

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