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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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gegründet. Sie funktionierte bis vor etwa zwei Monaten ganz gut, bis jemand den Mann verschwinden ließ, der sie leitete.« Er schüttelte beinahe wütend den Kopf, und das große Kinn schien zu einem fast furchtlosen Rundumschlag gegen die Welt auszuholen. »Er war ein Freund von mir«, fuhr Blaine fort. »Joe Rice. Wir begannen unser Studium gleichzeitig und besuchten gemeinsam die medizinische Fakultät. Als sie ihn dann verschwinden ließen, dachte ich, zum Teufel damit, setzte mich mit den Freunden in Verbindung, überwies meine Patienten an einen Kollegen, verabschiedete mich von der Frau und den Kindern, und jetzt bin ich hier.« Er lächelte. »Verdammt dumm von mir, so was zu tun, nehme ich an.«
    »Es klingt mir eher gefährlich als dumm«, sagte Haere.
    »Ich bin selbst kein Quäker, verstehen Sie«, sagte Blaine und machte dann eine Pause. »Zum Teufel, ich glaube nicht, daß ich irgend etwas bin. War seit zwanzig Jahren nicht mehr in einer Kirche. Bin nicht einmal in einer getraut worden. Aber Joe Rice war Quäker.« Blaine lächelte. »Als wir klein waren, noch wirklich klein, meine ich, habe ich immer versucht, es aus ihm rauszuprügeln.« Er lachte verhalten. »Er hat mich windelweich gehauen. Schöner Quäker.«
    »Ist nichts darüber bekannt, was aus ihm geworden ist?« fragte Haere.
    »Nichts. Eines Tages machte er sich mit seinem Wagen auf den Weg in die Klinik, und peng. Das war alles. Man hat den Wagen nie gefunden. Da unten gibt es kein Recht und Gesetz, wissen Sie. Ich meine, sie haben Soldaten und auch das, was sie eine Bundespolizei nennen, aber Recht und Gesetz gibt es da nicht.«
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Na ja, vielleicht kann ich da ein paar Kranke heilen, ein paar gebrochene Knochen richten. Ein paar Babys in die Welt holen. Der alte Joe hat mir mal geschrieben, er würde langsam Spezialist für Schußverletzungen. Vielleicht haben sie ihn deswegen verschleppt. Er hat die falschen Leute zusammengeflickt.«
    »Das könnte sein.«
    Blaine legte den Kopf zur Seite und sah Haere prüfend an. »Sie sind doch kein Missionar?«
    Haere schüttelte den Kopf.
    »Als ich Sie sah, dachte ich zuerst, Sie könnten einer sein. Irgendwie sehen Sie so aus, wie meiner Meinung nach ein Missionar aussehen sollte. Was machen Sie beruflich?«
    »Werbebriefe«, antwortete Haere.
    »So? Das muß doch sehr interessant sein«, sagte Blaine, und es gelang ihm sogar, eine gewisse Überzeugung in seinen Ton zu legen. Dann gähnte er, bedeckte dabei den Mund mit der Hand, sah auf seine Uhr und sagte: »Na ja, vielleicht ist es ganz gut, wenn ich versuche, etwas zu schlafen.« Er stand auf. »Es war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Haere.
    Die Maschine landete eine Stunde und fünfunddreißig Minuten später auf Tucamondo International Airport. Die Venezolanerin verließ das Flugzeug als erste. Als nächster ging Dr. James Blaine die Rampe hinunter, gefolgt von Velveta Keats, Morgan Citron und Draper Haere.
    Als Dr. Blaine unten an der Rampe ankam, traten ihm vier Männer in Zivil entgegen, befragten ihn kurz und führten ihn in Handschellen ab.

27
    Weil Draper Haeres Spanisch im besten Fall als rudimentär gelten konnte, denn es bestand aus zweihundert oder dreihundert zusammengewürfelten Vokabeln, die ihm ermöglichten, ein Zimmer zu buchen, Essen und Trinken zu bestellen, einer Frau zu schmeicheln und ein Auto reparieren zu lassen, überließ er Morgan Citron die Verhandlungen am Einreise- und Zollschalter.
    Citron sammelte die Pässe von Velveta Keats und Draper Haere ein, ging damit zum Fenster, als ob er sie bei besserem Licht kontrollieren wollte und trat erst dann vor den Schalter, hinter dem ein mürrischer, kahlköpfiger Mann saß, der ihn entweder gelangweilt oder verächtlich oder mit einer Mischung aus beidem ansah.
    Citron klopfte mit den drei amerikanischen Pässen auf die Schalterplatte und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, daß wir vor einem Problem stehen.«
    Der Kahlköpfige blühte auf, er strahlte beinahe. »Ein Problem, sagen Sie?«
    »Ja. Mit unseren Visa.« Citron drehte sich um und zeigte auf Haere und Velveta Keats.
    »Sie reisen zusammen?«
    Citron nickte. »Wir drei.«
    »Worin besteht das Problem, wenn ich fragen darf?«
    »Wie ich schon sagte, es geht dabei um unsere Visa.«
    »Ich verstehe. Erklären Sie es bitte.«
    »Wir erhielten sie, die Visa, von Ihrem Konsulat in Los Angeles.«
    »Deren Arbeit kenne ich.«
    »Ist sie

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