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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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manchmal ungenau?«
    Der Kahlköpfige starrte Citron jetzt mit einem Ausdruck an, der Respekt nahekam. »Es kann vorkommen«, sagte er, »aber nicht oft.«
    »Mein Visum zum Beispiel«, sagte Citron und schob seinen Paß über die Platte dem Kahlkopf hin, der ihn aufnahm, nach rechts und links blickte, ihn aufblätterte, die gefaltete Hundertdollarnote entdeckte, den Paß sofort wieder auf die Platte legte und mit der Hand bedeckte.
    »Ist es mit den anderen Pässen das gleiche?« fragte er.
    »Genau das gleiche.«
    »Dann haben wir, wie Sie sagen, wirklich ein Problem«, stimmte der Kahlkopf zu. »Aber es ist vielleicht nur geringfügig. Ich werde mit meinem Chef darüber sprechen müssen.«
    Er nahm die drei Pässe, drehte sich um und verschwand durch eine Tür. Haere kam zu Citron. »Versuchen Sie, ob Sie etwas über den Mann erfahren können, der festgenommen worden ist«, sagte er. »Diesen Doktor.«
    »Ist er Arzt?«
    »Richtig.«
    Citron nickte. »Okay.«
    Der Kahlkopf kam durch die Tür zurück, jetzt strahlte er beinahe. Er griff nach einem Gummistempel und öffnete die drei Pässe. »Es war nur ein kleines Problem«, sagte er und knallte je einen Stempel in die drei Pässe. »Nur ein Schreibfehler.«
    »Ich bin erleichtert«, sagte Citron und nahm die drei Pässe an sich. »Dieser andere Mann, der mit uns ankam, der amerikanische Arzt, der dann abgeführt wurde. Hatte auch er mit einem Problem zu tun?«
    Der vergnügte Ausdruck verschwand, ein steinerner Blick trat an seine Stelle. »Gehört er zu Ihrer Gesellschaft?«
    »Wir sind uns nur in der Maschine begegnet.«
    »Sie sind keine Kollegen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie die Absicht, ihn später wiederzutreffen?«
    »Wir haben keine derartigen Pläne.«
    »Gut. Seine Papiere waren nicht in Ordnung. Er muß verhört werden.«
    »Von der Polizei?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich bin von Natur aus ungebührlich neugierig. Das ist eine Charakterschwäche, fürchte ich.«
    »Ja«, sagte der Kahlkopf. »Das könnte sein.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit.«
    »Willkommen in Tucamondo.«
    Citron ging durch den kleinen Raum voraus zu der Tür, die als Ausgang gekennzeichnet war. Er öffnete die Tür. Sie führte in einen riesigen Wartesaal, der von Furcht erfüllt war. Er war auch von Menschen gefüllt, die saßen, standen und an den Wänden lehnten, die Koffer und Reisetaschen und Einkaufsbeutel und mit Bindfaden verschnürte Pappkartons umklammerten. Sechs Männer mit schwarzen Schirmmützen und schlecht sitzenden dunkelgrünen Uniformen bewegten sich zwischen den Menschen. Dem Anschein nach willkürlich benutzte ein Offizier mit einem Sam-Browne-Koppel sein Paradestöckchen, um damit mal diese, mal jene Person zu berühren, männlich und weiblich, jung und alt, Ehemann und Ehefrau, Bruder und Schwester, Eltern und Großeltern. Die mit dem Stöckchen Berührten wurden fortgeführt, ließen ihren Besitz zurück. Niemand blickte ihnen nach. Niemand sah die uniformierten Männer an. Statt dessen starrten sie auf den Boden, an die Decke, auf die Wände, manchmal aufeinander, aber nie sahen sie sich in die Augen. Viele starrten auch auf ihre Hände und schienen überrascht zu sein, daß sie sie ineinander verschlungen hatten.
    Haere entdeckte den Chefsteward, der mit ihnen in der Maschine aus Houston gekommen war. Der Chefsteward eilte auf den Ausgang zur Straße zu. Er sah weder nach rechts noch nach links. Als er vorbeikam, berührte Haere ihn an der Schulter. Der Chefsteward schauderte, hielt an und drehte sich langsam um. Erleichterung breitete sich über sein Gesicht.
    »Was geht hier vor?« fragte Haere und zeigte auf die zusammengedrängten Menschen.
    Der Chefsteward sah nicht dorthin, wohin Haere zeigte. Statt dessen blickte er zur Decke hoch.
    »Wie viele Leute sehen Sie hier?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht sechs- oder siebenhundert.«
    »Und wie viele passen an Bord einer DC 8?« fragte der Chefsteward und starrte immer noch zur Decke.
    »Zweihundertfünfzig?«
    »Zweihundertzweiunddreißig.«
    »Was wird aus denen, die es nicht schaffen?«
    »Sie warten«, antwortete der Chefsteward. »Manche warten seit sechs Wochen.«
    »Was ist mit denen, die die Polizei abgeführt hat? Was wird aus ihnen?«
    Der Chefsteward entschloß sich, jetzt den Fußboden zu betrachten. »Jeder Passagier erhält eine Nummer«, sagte er. »Jede Nummer wird genau in der Reihenfolge aufgerufen. Ein faires System, oder nicht?«
    »Doch. Gewiß.«
    »Die, die

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