Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Höchstleistung an, bloß nicht nach hinten sehen, immer schneller preschte er davon, die Waffe noch in der Hand, und er hörte nicht mehr auf zu laufen, bis er erschöpft in sich zusammensackte.
Montag
Montag, 8:40 Uhr
L agebesprechung in Bergers Büro.
Doris Seidel, Peter Kullmer und Sabine Kaufmann warteten bereits, als Julia Durant und Frank Hellmer den Raum betraten.
Die Kommissarin war nicht böse drum, sich verspätet zu haben, denn so musste sie nicht die ganze zähe Einleitung erneut wiederkäuen, sondern die Kollegen waren bereits auf dem neuesten Stand.
Das Gleiche dachte wohl auch Hellmer, wenn Julia seinen Blick richtig deutete.
»Entschuldigung, ich war noch am Telefon«, grüßte sie in die Runde. »Andrea Sievers, das dürfte für uns alle von Interesse sein.«
»Kommen Sie erst mal an.« Berger begrüßte auch Frank mit einem Nicken. »Ich habe die Kollegen schon einmal ins Bild gesetzt, auch was den Kollegen Brandt betrifft. Wir waren gerade bei der Befragung von Frau Kühne, hat sich da seit gestern noch etwas ergeben?«
»Nichts mehr, nein.« Julia hatte Berger am Vortag noch von Fechenheim aus von dem Gespräch berichtet. Seitdem hatte es zu Frau Kühne keinen Kontakt mehr gegeben.
»Gut, dann sagen Sie uns bitte etwas zu den Untersuchungen seitens der Offenbacher«, forderte Berger. »Sie haben Frau Sievers erwähnt?«
»Ja, ich beginne am besten einmal damit«, schlug Julia vor, und Berger widersprach nicht. »Die DNA-Analyse braucht noch ihre Zeit, weil das Vergleichsmaterial noch nicht vorliegt. Aber vielleicht genügt uns auch die neueste Erkenntnis, ganz klassisch, so wie man das schon lange vor der Entdeckung der Gene praktiziert hat.«
»Gibt es etwa Fingerabdrücke?«, fragte Kullmer stirnrunzelnd.
»Quatsch, wovon denn?«, widersprach Seidel, und Hellmer grinste. Peter und Doris waren ein Paar, schon seit Jahren, und hatten eine zweijährige Tochter. Sie traten damit sozusagen den Gegenbeweis an, dass Beziehungen unter Polizisten nicht langlebig sein konnten, wenngleich die beiden sich im Dienst gelegentlich bissige Wortgefechte lieferten. Doch vielleicht gehörte auch das zu einer gesunden Beziehung, wenn man Heim und Arbeitsplatz teilte.
»Nein, bedaure«, übernahm Julia wieder das Wort, »ich rede zwar von Abdrücken, aber nicht von den Fingern, sondern vom Gebiss. Andrea hat den Kiefer untersucht und zwei recht auffällige Goldzähne entdeckt. Oben links«, sie deutete auf den eigenen Mund, »man sieht sie wohl nicht, wenn man es nicht weiß, beziehungsweise wenn unser Opfer nicht das breiteste Julia-Roberts-Lächeln aufgelegt hat.«
»Dass du bei dem Typen ausgerechnet auf Julia Roberts kommst«, kommentierte Hellmer und kratzte sich an der Schläfe.
»Na, auf Hugh Grant oder Richard Gere jedenfalls nicht …« Julia grinste. »Es besteht allerdings die Hoffnung, dass seine Schwester ihn hierüber identifizieren kann. Falls sie dazu bereit ist.«
»Wieso sollte sie nicht dazu bereit sein?«, erkundigte sich Sabine Kaufmann.
»Ich habe bei der Kühne ein ungutes Gefühl«, erläuterte Julia. »Sie wirkt auf mich äußerst zerbrechlich, und da ist noch etwas. Ich vermag es nur nicht zu benennen.«
»Da helfe ich Ihnen dabei«, meldete sich Berger zu Wort und fing sich einen fragenden Blick von Julia ein.
Berger hob einen Papierausdruck hoch und wedelte damit hin und her. »Hier, das habe ich heute früh in meinem E-Mail-Eingang gefunden.« Er streckte den Arm mit dem Papier in Julias Richtung. »Dürfte Ihnen cc zugegangen sein. Marion Kühne ist aktenkundig. Der Vorfall liegt etwa fünfzehn Jahre zurück, das genaue Datum ist vermerkt.«
»Jetzt spannen Sie uns nicht auf die Folter«, forderte Kullmer, der am weitesten von Berger entfernt saß.
»Habe ich nicht vor. Frau Kühne wurde Opfer eines sexuellen Übergriffs, Vergewaltigung, um es zu präzisieren. Über den genauen Tathergang und vor allem den Täter ist allerdings nichts weiter bekannt.«
Pfeifend ließ Julia Durant den Atem entweichen. »Das passt«, hauchte sie und überflog rasch die Zeilen. »Ich wusste, da schlummern böse Geister.« Sie sah auf und nickte. »Frau Kühne zeigt, wenn man’s weiß, einige typische Verhaltensmuster. Graues Mäuschen, bloß nicht auffallen, nicht an die Tür gehen und so weiter. Als wollte sie sich um jeden Preis davor schützen, dem männlichen Geschlecht aufzufallen.«
»Aber die Vergewaltigung war in den Neunzigern«, warf Hellmer ein, der Julia über die
Weitere Kostenlose Bücher