Teufelsflut
will.«
»Sie könnten sie doch jetzt gleich anrufen, um ihr zu sagen, wann wir ankommen.«
»Ja, das könnte ich. Ich habe ihre Handynummer. Aber ich würde gern noch etwas damit warten. Das war übrigens gute Arbeit im Hotel der Amerikaner«, fuhr er, an Newman gewandt, fort. »Die haben Sie sauber ausgeräuchert.«
»Ja, das war klasse«, stimmte Paula zu. »Damit sind wenigstens die von der Bildfläche verschwunden.«
»Nicht ganz«, erwiderte Newman und hielt kurz inne, weil er wusste, dass seine Mitteilung nicht willkommen sein würde. »Vance Karnow und Bancroft waren nicht mit in dem Raum.«
»Dann läuft dieser Bancroft also immer noch frei herum.«
»Richtig. Und Karnow auch.«
Als Paula begriff, was das bedeutete, schaute sie aus dem Fenster, um auf andere Gedanken zu kommen. Die vom Mond in ein bläuliches Licht getauchte Landschaft erschien ihr wie ein friedlicher Traum. Jenseits weiter Felder konnte sie sanfte, mit Rebstöcken bestandene Hügel erkennen, auf denen der Wein des nächsten Sommers heranwuchs. Der wenige Verkehr auf der Autoroute bestand fast ausschließlich aus schweren Lastwagen, die entweder in nördlicher Richtung nach Paris oder von der Hauptstadt weg nach Süden fuhren. Newman überholte letztere mühelos.
»Wen wollten Sie gerade anrufen?«, fragte sie Tweed.
»Ich wollte Burgoyne erreichen. Aber dieses erbärmliche Mobiltelefon funktioniert mal wieder nicht. Keine Verbindung. Auf diese Dinger kann man sich einfach nicht verlassen.«
»Wahrscheinlich ist Burgoyne auf keine Stellen gestoßen, die für einen Hinterhalt geeignet sind. Insofern wäre keine Nachricht von ihm eine gute Nachricht. Wenn er eine solche Stelle gefunden hätte, hätte er sicher angerufen. Bestimmt ist er jetzt irgendwo zwischen Genf und Annecy.
Übrigens, die Beschreibung, die Serena von Goslars Boten gegeben hat, deutet meiner Meinung nach auf den Affen hin.«
»Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass wir verfolgt werden«, meldete sich Newman von vorn zu Wort. »Offensichtlich seit unserer Abfahrt vom Ritz. Fragt sich nur, wer von unseren Freunden es wohl sein mag. Vorhin, als wir gerade in einer lang gezogenen Kurve waren, habe ich zwei Wagen hinter uns bemerkt. Sie haben sich jetzt ziemlich zurückfallen lassen, aber ich bin mir sicher, dass sie noch da sind.«
Wäre ein Flugzeug über die nächtliche Autoroute geflogen, so hätte der Pilot die Lichter eines kleinen Konvois, der von Paris nach Süden fuhr, sehen können. An der Spitze waren die drei Wagen von Tweeds Gruppe, denen in einigem Abstand ein weiterer folgte.
Am Steuer saß Abel der Affe, der angestrengt auf die Rücklichter von Tweeds Wagen starrte. Er war allein. In Paris hatte er lange in einem Cafe, das die ganze Nacht geöffnet hatte und gegenüber dem Hotel Ritz lag, auf die Abreise der Engländer gewartet. Schließlich hatte er Tweed, Newman und Paula aus dem Eingang des Hotels kommen sehen. Marler und Butler hatte er nicht bemerkt, da die schon zuvor zu ihrem Wagen gegangen waren, den sie in einer Seitenstraße nahe der Oper geparkt hatten. Auch dass Nield ihnen gefolgt war, um in sein Auto zu steigen, war Abel entgangen.
Einige Stunden zuvor hatte ihm Goslar mittels einer seiner verzerrten Nachrichten die Handynummer eines gewissen Gustave Charles mitgeteilt und ihm den Befehl gegeben, Tweeds aktuellen Aufenthaltsort In regelmäßigen Abständen an diese Nummer zu melden. Einen Hinweis darauf, wo sich dieser mysteriöse Charles aufhielt, hatte Goslar ihm nicht gegeben. Als Abel ihn angerufen hatte, hatte Charles sich mit seinem Namen gemeldet und auf Abels Informationen mit einem einzigen Wort geantwortet:
»Merci.«
Der Affe, der häufig allein arbeitete, hatte die Angewohnheit, mit sich selbst zu sprechen. Das tat er auch jetzt, als er Tweed auf der fast leeren Autoroute hinterherfuhr.
»Das war’s dann, Tweed. Irgendwo da draußen warten schon die Sturmtruppen, die dir den Garaus machen werden.«
Abel konnte es kaum erwarten, dass es so weit war. Das Einzige, was ihn beunruhigte, war die Tatsache, dass auch er verfolgt wurde.
In dem Wagen, der Abel Sorgen bereitete, saßen zwei Männer. Der Fahrer war Mervyn Leek, neben dem, eine aufgeschlagene Straßenkarte auf dem Schoß, Jarvis Bate saß.
Die Information, dass Tweed und seine Leute abreisten, hatte Bate von einem seiner Männer übermittelt bekommen, die er zum Ritz geschickt hatte. Sie waren gerade mit ihrem Wagen auf den Platz vor dem Hotel eingebogen, als
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