Teufelsflut
einen dicken Mantel trug, gerade durch den Haupteingang das Gebäude betrat. Vor dem Bahnhof war ein großer, dicht bebauter Platz, auf dem sich auch die Ein- und Ausfahrt zu einer Tiefgarage befanden.
»Da drüben stehen die Autos von Marler, Butler und Nield«, bemerkte Tweed. »Wir gehen jetzt ins Bahnhofsrestaurant und treffen uns mit Serena.«
»Ich werde draußen bleiben«, sagte Newman. »Ich möchte sehen, was passiert, wenn unsere Verfolger hier ankommen. Sie wissen bestimmt nicht, wie sie sich verhalten sollen.«
»Ich bleibe auch lieber erst mal bei Ihnen«, sagte Tweed. »Paula, könnten Sie vielleicht ins Bahnhofsrestaurant gehen? Sie erkennen Serena an ihrem tiefschwarzen Haar, und außerdem haben Sie sie ja im Brown’s und später bei Fortnum’s gesehen, als ich Tee mit ihr getrunken habe.
Sagen Sie ihr, wer Sie sind, und bleiben Sie bei ihr. Ich komme in ein paar Minuten nach.«
Tweed hatte in seiner Suite im Ritz den Wetterbericht für Frankreich und die Schweiz gehört und allen geraten, sich nur ja warm anzuziehen. So trug beispielsweise Newman pelzgefütterte Stiefel, zwei Pullover und einen Mantel. Er war froh, dass er auf Tweeds Rat gehört hatte. Es war so kalt, dass er sich mit den Armen an die Brust schlug, um sich warm zu halten.
Ein Wagen kam auf den Bahnhofsplatz gefahren, aber in der Dunkelheit konnten Tweed und Newman nicht sehen, wer darin saß. Der Fahrer hatte offenbar bemerkt, wer da vor dem Bahnhof stand, und reagierte umgehend. Er fuhr direkt zur Einfahrt in die Tiefgarage. Bevor der Wagen die Rampe hinunter verschwand, prägte sich Newman noch schnell dessen Farbe und Marke ein.
»Das war einer von ihnen«, sagte er. »Ein ziemlich auffälliger grüner Citroen. Den habe ich auch gesehen, als wir noch auf der Autobahn waren. Fragen Sie mich aber nicht, welcher der Verfolger es war.«
»Die Tiefgarage ist riesengroß«, sagte Tweed. »Ich habe dort vor Jahren einmal geparkt. Sie nimmt fast die ganze Fläche des Bahnhofsplatzes ein.«
»Da kommt Nummer zwei. Ein Renault. Und auch in einer ungewöhnlichen Farbe.«
Dieser Wagen blieb vor dem Platz stehen.
»Ich kann nicht erkennen, wie viele drinsitzen. Geschweige denn, wer.«
Während Newman das sagte, setzte sich der Wagen mit einem Satz in Bewegung und raste auf die Einfahrt der Tiefgarage zu, wo er wie sein Vorgänger verschwand. Tweed blickte in die andere Richtung.
»Ich beobachte den Ausgang für Fußgänger. Bis jetzt ist dort noch niemand herausgekommen.«
Sie warteten noch ein paar Minuten in der bitteren Kälte, aber niemand ließ sich blicken. Auch der Bahnhof hinter ihnen wirkte wie ausgestorben, was um diese frühe Stunde nicht ungewöhnlich war.
Auf einmal fuhr ein dritter Wagen, ein Audi, auf den Bahnhofsplatz. Der Fahrer hatte offenbar die Situation sofort erfasst, da er mit hoher Geschwindigkeit direkt zur Einfahrt der Tiefgarage fuhr. Wahrscheinlich hatte er Tweed und Newman sofort bemerkt. Wieder war nicht zu erkennen, wer in dem Wagen saß.
»Das war Nummer drei«, sagte Newman. »Ich glaube, ich habe unter den Wagen, die uns verfolgt haben, auch einen Audi gesehen – und zwar auf den schmalen Straßen durch die kleinen Ortschaften. Aber fragen Sie mich nicht, welcher Wagen hinter welchem fuhr. Ich musste mich schließlich auf die Straße konzentrieren.«
Newman starrte so intensiv auf die Einfahrt der Tiefgarage, dass ihm dabei etwas anderes völlig entging. Ein kleiner Renault, der am Flughafen gemietet worden war, hatte sich dem Bahnhofsplatz aus einer anderen Richtung genähert. Am Steuer saß ein Mann mit dichtem schwarzem Haar. Er verschwand in einer Seitenstraße, parkte den Wagen und steckte ein paar Münzen in die Parkuhr dort.
Dann spazierte der Gelbe Mann zurück zum Bahnhofsplatz und betrat ein Hotel, wo er ein Zimmer mit Blick auf den Bahnhof verlangte. Er bezahlte es im voraus und bar. Der Gelbe Mann bezahlte immer bar, Zahlungen mit Kreditkarten ließen sich nämlich zurückverfolgen.
»Scheint ziemlich stark geschneit zu haben«, bemerkte er gegenüber dem Nachtportier.
»Ja, es ist schlimm. So ein Wetter haben wir noch nie gehabt. Auf den Bergen hat es meterhoch Schnee. Wenn die Temperaturen dann wieder ansteigen, besteht extreme Lawinengefahr.«
»Seltsam«, sagte Newman draußen vor dem Bahnhof. »Man möchte doch meinen, dass die Autos wieder aus der Tiefgarage herausfahren oder dass wenigstens ein paar von den Insassen über den Fußgängerausgang nach oben kommen
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