Teufelsflut
Schlosses. Auch sie war völlig leer. Tweed ging hinein und sah sich gründlich um. Schließlich deutete er auf ein paar Druckstellen im Holz des Bodens.
»Hier müssen einmal der Herd und der Kühlschrank gestanden haben«, sagte er. »Goslar lässt auch keinerlei Geräte zurück, aus denen man eventuell Rückschlüsse ziehen könnte.«
»Möglicherweise finden wir ja auch hier irgendwo ein paar alte Handschuhe«, sagte Newman mit einem Schulterzucken.
Als Nächstes untersuchten sie ein geräumiges Wohnzimmer mit einem auf Hochglanz polierten Parkettboden, in dem alte Wandlampen ein trübes gelbliches Licht verbreiteten.
Während die anderen weitere Räume im Erdgeschoss erkundeten, behielt Marler ständig die Treppe im Auge.
»Wie man unschwer erkennen kann«, sagte Tweed, nachdem Nield wieder eine Tür geöffnet und das Licht in dem Raum dahinter angeknipst hatte, »ist das hier einmal die Bibliothek gewesen.«
Dabei deutete er auf die vom Boden bis zur Decke reichenden Bücherschränke mit den gläsernen Türen. Tweed untersuchte jeden einzelnen von ihnen. Paula, die ihm dabei half, seufzte hörbar.
»Die haben sogar die Regale in den Schränken abgewischt«, sagte sie.
»Haben Sie gehofft, hier etwas zu finden, Tweed?«
»Ja und nein«, antwortete Tweed und wandte sich an Newman, der erst jetzt die Bibliothek betrat. »Wo waren Sie denn?«
»Ich habe kurz die Toiletten inspiziert. Ein wenig altmodisch, aber makellos sauber. Vielieicht sollten wir uns jetzt einmal in den oberen Stockwerken umsehen, obwohl ich befürchte, dass auch das pure Zeitverschwendung sein wird.«
»Warten Sie hier unten. Pete und ich sehen nach, ob oben die Luft rein ist«, sagte Butler.
Trudy, die neben den anderen in der Halle stand, beobachtete fasziniert, wie Nield langsam die Treppe hinaufstieg. Butler folgte ihm mit ein paar Stufen Abstand. Er hatte wie Nield seine Pistole schussbereit in der Hand.
Als sie im ersten Stock angekommen waren, öffneten sie erst alle erreichbaren Türen und schauten in die dahinter liegenden Zimmer, bevor sie die anderen nachkommen ließen. Trudy sprang die Stufen hinauf wie eine Gemse, dichtauf gefolgt von Paula, die Trudys Gelenkigkeit nur bewundern konnte. Trudy schaute rasch in ein großes Schlafzimmer und kam gleich darauf wieder heraus.
»Da ist überhaupt nichts«, sagte sie. »Aber es gibt eine Verbindungstür ins Badezimmer, falls jemand von Ihnen ein Vollbad nehmen will.«
Paula betrat das Schlafzimmer und besah sich sorgfältig die Fensterbretter und den von der Decke herabhängenden Lüster. Dann öffnete sie die Tür an der Wand und schaute in das Badezimmer, von dem Trudy gesprochen hatte. Drinnen waren eine Toilette und eine riesige altmodische Badewanne mit Füßen in der Form von Löwenpranken zu sehen. Zurück im Schlafzimmer, inspizierte sie noch einmal genau den Boden und entdeckte diesmal einen Spalt zwischen der Wand und den Bodenbrettern, aus dem etwas Glänzendes hervorlugte. Paula bückte sich und hob es auf. In diesem Augenblick kam Tweed ins Zimmer.
»Ich habe gerade etwas gefunden«, sagte sie. »Vielleicht hat Goslar ja jetzt seinen ersten großen Fehler gemacht.«
»Was ist es denn?«
»Sieht aus wie ein Stück Schildpatt. Aber sehen Sie es sich doch selber an.«
Tweed legte das Fundstück auf einen Fenstersims, putzte seine Hornbrille sorgfältig mit einem Taschentuch und hielt das Ding dann ans Licht.
»Das sieht nicht wie normales Schildpatt aus«, sagte er. »Erinnern Sie sich noch an die Geschichte von den gestohlenen Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln, die Cord Dillon uns erzählt hat? Der Fischer, der Goslars Leute beim Abtransport der Tiere beobachtet hat, wurde bald darauf in einem Hafen von Ecuador ermordet.«
»Aber Dillon hat auch gesagt, dass es sich dabei vermutlich um ein Gerücht gehandelt hat.«
Tweed deutete auf das Stück Schildpatt in seiner Hand.
»Aber das hier ist kein Gerücht.«
Als Bancroft das Schloss erreichte, sah er ein offenes Fenster, dessen Läden nach außen geklappt waren. Das Zimmer dahinter war beleuchtet, aber leer. Nachdem er eine Weile angestrengt gelauscht und kein verdächtiges Geräusch gehört hatte, kletterte er durch das Fenster in den Raum. Dort blieb er stehen und lauschte wieder. Jetzt hörte er, wie über ihm die Bodenbretter knarzten.
Wunderbar, dachte Bancroft und hob die Smith & Wesson. Wenn sie sich oben in verschiedenen Zimmern verteilt haben, kann ich sie einen nach dem anderen
Weitere Kostenlose Bücher