Teufelsflut
nötig sein wird. Aber trotzdem vielen Dank. Wie kommen wir jetzt zu dem Chateau ?«
»Folgen Sie mir.«
Beck ging ein paar Meter die Straße entlang und deutete dann auf eine Lücke in der Schneewand, hinter der sich ein altes Tor befand. Es war vollkommen mit Eis überzogen und sah aus, als stamme es aus der Illustration in einem Märchenbuch.
Butler holte ein Werkzeug aus seiner Tasche und öffnete damit rasch das vereiste Vorhängeschloss. Als er das Tor nach innen drückte, kippte es einfach um und zeichnete ein grillartiges Muster in den Schnee, in dem es fast vollständig versank.
»Passen Sie auf«, sagte Beck. »Der Schnee ist weicher, als ich dachte.«
Tweed stieg mit einem großen Schritt über das umgefallene Tor und blieb dann stehen. Unter ihm lag das Schloss, dessen Turm sich jetzt, wo sie es von hinten sahen, auf seiner linken Seite befand. Von hier aus war an der Wand des Turms kein Fenster zu sehen. Auf den Dächern des gewaltigen Gebäudes lag dick der Schnee und über den geschlossenen Fensterläden hatten sich lange Eiszapfen gebildet, die wie Bordüren aus gläsernem Dolchen aussahen. Von oben im schimmernden Mondlicht betrachtet sah das Schloss aus, als wäre es aus glänzendem Kristall.
»Bringen wir’s hinter uns«, sagte Tweed und stapfte voraus den Hang hinab.
Er war froh, dass Beck ihnen geraten hatte, die Hosenbeine in die Stiefel zu stecken, denn mit jedem Schritt versank er bis zu den Waden im Schnee. Paula, die nicht so schwer war wie er, tat sich etwas leichter, und war ihm deshalb bald ein Stück voraus.
Ebenfalls froh war Tweed darüber, dass es völlig windstill war. Eine eisige Brise hätte ihnen in dieser Höhe und bei dieser Kälte sicherlich die Gesichter einfrieren lassen. Tweed schaute nach links und dann nach rechts. Sein Team hatte sich im Gelände verteilt, um einem etwaigen Angreifer kein leichtes Ziel zu bieten. Als Tweed sich noch einmal umdrehte, sah er Beck oben am Abhang stehen und ihnen zuwinken. Dann verschwand er. Tweed wartete eine Weile darauf, dass Beck losfuhr, aber er konnte beim besten Willen kein Motorengeräusch hören. Die Schneewälle neben der Straße mussten das Geräusch verschluckt haben. Erst jetzt war sich Tweed sicher, dass man ihr Kommen im Schloss nicht gehört hatte.
»Paula, kommen Sie mit«, sagte er leise. »Ich möchte mir die Felsspitze dort drüben etwas näher ansehen.«
Zusammen gingen sie auf den überhängenden Kalksteinfelsen zu, den sie erstaunlich rasch erreichten.
»Sieht aus, als ob er seit Urzeiten da stünde«, bemerkte Tweed, während er hinauf zu dem Felsen blickte.
»Die Höhle darunter scheint ziemlich groß zu sein«, sagte Paula. »Und es ist praktisch kein Schnee drin. Ich würde gern einmal einen Blick hineinwerfen.«
»Ich komme mit.«
In diesem Augenblick langten auch Newman und Trudy am Eingang der Höhle an. Tweed schaltete seine Taschenlampe ein und ließ den Strahl über den glatten Felsboden wandern. Nachdem sie ein paar Schritte in die Höhle hineingegangen waren, richtete Tweed das Licht nach oben.
Die Höhle war mindestens zehn Meter hoch.
»Hier könnte man eine ganze Armee verstecken«, sagte Trudy. »Die Höhle scheint tief hinein in den Berg zu führen.«
»Ich habe genug gesehen«, sagte Tweed. »Jetzt müssen wir hinunter zum Chateau .«
Weil er, wie die anderen auch, fast kniehohe Stiefel trug, bekam Tweed beim Abstieg durch den nassen Schnee keine kalten Füße. Weit unter sich sah er Butler, der schneller als die anderen auf den düsteren Bau zustrebte. Er sieht aus wie ein Jäger, dachte Tweed, aber das tun wir wahrscheinlich alle. Als sie das Schloss erreichten, brauchte Tweed den anderen nicht mehr ge sondert einzuschärfen, dass sie sich nahe an der Mauer halten sollten.
Durch die Ritzen zwischen den geschlossenen Fensterläden im Erdgeschoss konnte er deutlich sehen, dass in allen Zimmern das Licht brannte.
»Still wie ein Grab«, flüsterte Trudy.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine andere Beschreibung zu verwenden?«, sagte Paula.
»Schauen Sie sich das an«, sagte Tweed. »Das Schloss muss wirklich von einem ziemlich durchgeknallten Architekten erbaut worden sein.«
Die anderen bückten nach oben und sahen sofort, was er meinte. In regelmäßigen Abständen ragten Wasserspeier in Form von Adlern aus der Wand. Sie sahen aus, als ob sie sich gerade auf ihre Beute stürzen wollten. Lange Eiszapfen hingen von ihren Schnäbeln herab.
»Vielleicht war es derselbe, der
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