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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Trudy mit sanfter Stimme.
    Währenddessen hatte das Foto die Runde gemacht, und ein kleiner, dicker Mann mit einem runden Gesicht brachte es zurück zu Trudy. Als er sich näherte, spürte sie, wie er ihr auf die Beine starrte.
    »Gute Arbeit, Trudy«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Das habe ich soeben schon gewürdigt«, sagte Karnow kalt. »Haben Sie mir nicht zugehört, Bancroft?«
    Der Dicke war der Einzige unter den Männern von Unit Four, den Karnow immer mit dem Nachnamen anredete. Er wusste allerdings auch, dass Bancroft als Einziger keine Angst vor ihm hatte.
    »Man wird einer Dame doch wohl noch ein Kompliment machen dürfen«, gab Bancroft zurück und starrte Karnow herausfordernd an.
    »Oder haben Sie etwas dagegen? Wo steckt überhaupt Milt? Er ist nicht hier.«
    »Milt verfolgt gerade Tweed und Konsorten«, antwortete Karnow, dessen Lippen jetzt schmal wie Bleistiftstriche waren.
    »Der wartet wohl auf eine Gelegenheit, sein Messer zu benützen.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie zu viel reden, Bancroft?«
    »Viele. Ich quassle eben gern. Also wird Milt nun Tweed aufschlitzen oder nicht?«
    Bancroft spielte darauf an, dass Milt Friedman häufig sein Messer benützte, um Männer – oder Frauen – zum Sprechen zu bringen. Er hatte aber auch schon jemanden mit einer Axt getötet.
    »Milt wird das tun, was er für richtig hält. Und damit Ende der Debatte.
    Übrigens, sollte jemand von Ihnen Tweed einmal persönlich treffen, dann gilt: Er ist ausgesprochen lästig.«
    Übersetzt hieß das: Bringt ihn um. Karnow verwendete eine Reihe von sorgfältig verklausulierten Floskeln, um seine Wünsche kundzutun. So bedeutete beispielsweise »ausgesprochen lästig«, dass man die damit bezeichnete Person umzubringen habe, »jemanden abschütteln«, dass man demjenigen eine Verletzung zufügen solle, die ihn für den Rest des Lebens zum Krüppel machte.
    Bancroft grinste Trudy herausfordernd an, zwinkerte ihr zu und schlenderte zurück zu seinem Sofa.
    Trudy wusste, dass Bancroft, trotz seiner Leibesfülle, bei Frauen durchaus nicht schlecht ankam und selbst bei eleganten Damen der besseren Gesellschaft schon eine Reihe von Erfolgen verbucht hatte. Es lag wohl an seinem selbstbewussten Auftreten. Trudy wusste aber auch, dass Bancroft immer ein Stück dünne, extrem reißfeste Schnur bei sich trug, mit dem er bereits zwei Frauen erdrosselt hatte. Ihre Handflächen wurden auf einmal so feucht, dass sie sie an einem Taschentuch abwischen musste.
    »Ich wiederhole noch einmal Ihren Auftrag«, sagte Karnow jetzt. »Alle Mitglieder von Tweeds Team gelten – sobald sie eindeutig als solche identifiziert worden sind – als
ausgesprochen
lästig. Sehen Sie sich in der Nähe des Ritz um, gehen Sie ins Hotel und suchen Sie dort nach Tweeds Leuten. Sie sind bestimmt nicht weit von ihm entfernt abgestiegen.«
    Das werden sie schon hinkriegen, dachte Karnow, während er kurz innehielt. Seine Männer trugen alle feine Anzüge und konnten sich so gut benehmen, dass sie im Ritz nicht weiter auffallen würden. Sogar Bancroft verfügte über eine gewisse Bildung. Karnow hatte die Leute für Unit Four handverlesen. Es waren keine Schlägertypen aus den Slums von Chicago dabei.
    Im Gegenteil: Einige seiner Leute waren sogar ausgebildete Rechtsanwälte, die nach dem Studium erkannt hatten, dass es Jahre dauern würde, um in diesem Beruf das große Geld zu verdienen.
    Manche hatten in Harvard studiert und geglaubt, nach ihrem Abschluss müsse ihnen die Welt zu Füßen liegen. Die Aussicht, sich viele Jahre lang mit wenig Gehalt in einer Kanzlei hochdienen zu müssen, hatte ihnen geradezu einen Schock versetzt.
    Karnow hatte bewusst Ausschau nach solchen Männern gehalten, nach Männern, die hungrig und unzufrieden waren und bei ihrem ersten Kontakt mit dem Dschungel der Geschäftswelt begriffen hatten, dass sie dort nicht schnell zu Geld kommen konnten. Er hatte weiterhin darauf geachtet, dass sie sich wenig um Moral scherten, dafür aber umso mehr Brutalität mitbrachten. Wenn jemand diesen Kriterien entsprach, hatte er ihm auf der Stelle ein Gehalt angeboten, das jener regulär erst nach vielen Jahren Berufspraxis bekommen hätte. Hinzu kam, dass diese großzügig bemessene Summe bar auf die Hand bezahlt wurde, ohne jegliche Steuern oder Abzüge.
    »Brad, Sie mieten sich eine Suite im Ritz«, sagte Karnow zu Brad Braun, einem gut aussehenden Mann Mitte zwanzig. »Behalten Sie Tweed im Auge, und finden Sie heraus, mit

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