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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nachgemalt worden waren.
    Es war eine schmale Ladenfront mit einer hölzernen Tür, deren obere Hälfte aus Riffelglas bestand. Tweed blieb vor dem Schaufenster stehen und sah hinein. Drinnen im Laden konnte er die abgegriffenen Lederrücken alter Folianten erkennen.
    »Vallade spricht Englisch«, sagte Marler. »Am besten gehen Sie und Paula hinein und sehen sich drinnen schon einmal um. Ich komme nach, sobald ich hier draußen auf der Straße alles überprüft habe.«
    Tweed drückte den altmodischen Messinggriff herunter und öffnete die laut knarzende Tür. Als er mit Paula zusammen das Antiquariat betrat, stieg ihm ein muffiger Geruch in die Nase. Der Laden war länger, als er vermutet hatte, und führte weit hinein ins Innere des Gebäudes. Auf einer alten Ladentheke befand sich ein Glassturz mit einer ausgestopften Eule, und an den Wänden standen vom Boden bis zur Decke reichende Bücherschränke mit Glastüren.
    Tweed ging an der Theke entlang auf einen kleinen, dicklichen Mann zu, dessen Gesicht eine erstaunlich gesunde rosige Farbe hatte. Der Mann, der sein graues Haar sorgfältig aus dem Gesicht gekämmt hatte, trug eine abgeschabte Samtjacke mit Goldknöpfen und eine Cordhose, die auch schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte. Auf seiner kleinen Knubbelnase saß eine Brille mit halben Gläsern, über die hinweg er seine Besucher fragend anschaute.
    »Haben Sie vielleicht ein Exemplar von Hogarths
Characters in My Times
?«, fragte Tweed.
    »Nein, Sir«, antwortete der Mann auf Englisch. »Und ich fürchte, dass Sie dieses Buch auch nirgendwo anders finden werden – ein solcher Titel existiert nämlich nicht.«
    »Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen«, sagte Tweed mit einem Lächeln.
    »Bei Büchern kenne ich mich aus, Sir«, erwiderte Vallade und lächelte nun seinerseits Tweed und Paula an.
    »Das Ganze hier erinnert mich an
Der Raritätenladen«,
flüsterte Paula Tweed zu.
    »Charles Dickens!«, rief Vallade aus, und Paula musste feststellen, dass der Franzose über ein ausgezeichnetes Gehör verfügte. Wenn er lächelte, wirkten seine rosigen Wangen noch feister. In diesem Augenblick betrat Marler den Laden.
    »Aha!«, sagte Vallade. »Wenn Tweed erscheint, ist Marler nicht weit.«
    »Woher wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Tweed.
    »Ich vermute mal, dass Sie von nur gewisse Informationen haben wollen«, erklärte Vallade. »Und die kann Ihnen nur jemand liefern, der sich im Dschungel unserer Welt ein wenig auskennt. Da gehört das Wissen um die Existenz eines gewissen Mr. Tweed noch zu den leichteren Übungen.«
    »Was ist denn das für ein Furcht einflößendes Ding dort drüben?«, fragte Paula.
    Sie deutete auf einen langes, gebogenes Schwert mit einem auffällig dekorierten Griff, das neben der Tür an der Wand hing. Auch auf der Klinge der Waffe waren seltsame Symbole eingraviert.
    »Das ist ein japanisches…«, fing Vallade an und hielt inne. Eigentlich hatte er »Exekutionsschwert« sagen wollen, aber weil er mit einer Dame sprach, nannte er die Waffe »Zeremonienschwert«. »Die Japaner«, fuhr er fort, »zahlen eine Menge Geld für diese Dinger. Leider kommen jetzt, wo ihre Wirtschaft in der Krise steckt, nicht mehr allzu viele Japaner nach Paris.« Er wandte sich wieder Tweed zu.
    »Wie ich vorhin schon sagte: Die Welt ist ein Dschungel. Jetzt werfen die Amerikaner Tausendkilobomben aus großer Höhe auf Serbien ab und töten dort unzählige Frauen und Kinder. In meinen Augen ist das Massenmord. Und Ihre Regierung, fürchte ich, hat nichts Besseres zu tun, als mit den Yankees gemeinsame Sache zu machen. Entschuldigen Sie bitte die Abschweifung. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich habe eigentlich gehofft, dass Sie mir etwas über einen Mann namens Dr. Goslar erzählen können.«
    »Er ist einer meiner Kunden. Er war zwar nie persönlich hier, aber er hat mich angerufen und mit einer verzerrten Stimme nach einem antiquarischen Buch über die Galapagosinseln im Pazifik gefragt. Es war ein sehr seltenes Buch über die Riesenschildkröten, die es nur dort gibt.«
    Vallade kam hinter der Theke hervor und trat hinüber zu Paula, die vor einem der Bücherschränke an der gegenüberliegenden Wand stand. Mit einem großen Schlüsselbund schloss er den Schrank auf und holte eine kleine schwarze Kartonschachtel heraus, die er Paula in die Hand drückte.
    »Das wird Sie vielleicht interessieren…«
    Tweed, der vergessen hatte, Paula und Vallade miteinander bekannt zu machen, holte das rasch

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