Teufelsflut
wem er Umgang hat. Die Beschreibung dieser Leute geben Sie dann an den Rest der Einheit weiter.«
»Eine Suite im Ritz dürfte nicht billig sein«, sagte Brad, während er mit einer Hand sein sorgfältig geschnittenes schwarzes Haar nach hinten strich.
»Keine Sorge, Sie werden genügend Geld bekommen. Wenn Sie die Suite bezahlen, sagen Sie einfach, Sie hätten Ihre Kreditkarte verloren, und zahlen dann in bar. Diese geldgierigen Franzosen sind doch alle ganz wird auf Dollarscheine«, fügte er mit einem Anflug von Verachtung an.
»Ach, übrigens, Tweed saß im Flugzeug neben einer Frau.«
»Sieh mal einer an!«, sagte Bancroft mit einem dreckigen Grinsen. »Gibt es eine Beschreibung von ihr?«
»Ich habe sie nicht allzu gut gesehen«, berichtete Trudy. »Sie hat glänzendes schwarzes Haar und sieht sehr gut aus. Schlank, Mitte dreißig und etwa eins siebzig groß. Das war’s.«
»Mehr ist auch nicht nötig«, sagte Bancroft mit einem weiteren vieldeutigen Grinsen.
»Und jetzt an die Arbeit«, sagte Karnow barsch. »Alle außer Trudy.«
»Viel Spaß beim traulichen Tête-à-tête«, sagte Bancroft im Hinausgehen.
Karnow schaute ihm in die Augen und machte ein Gesicht, das jedem anderen der Unit Four vor Angst das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Bancroft hingegen ging grinsend weiter zur Tür und schloss sie hinter sich.
»Komischer Kerl«, sagte Trudy, während sie sich eine Zigarette anzündete.
»Müssen Sie unbedingt rauchen?«, fragte Karnow.
»Ja. Ich genieße es, in Europa zu sein und nicht in Amerika. Hier sind die Leute viel toleranter. Ein Franzose hat mir einmal erklärt, dass man hier unter Political Correctness versteht, dass ein Mann sich seiner Freundin gegenüber großzügig zeigt.«
»Glauben Sie, sie haben alles begriffen? Unsere Leute, meine ich.«
»Bei der dezenten Art, mit der Sie Ihre Wünsche kundtun, bleibt ihnen wohl kaum etwas anderes übrig.«
»Niemand erlaubt sich mir gegenüber solche schnippischen Bemerkungen wie Sie«, brummte Karnow mit einem Anflug von Bewunderung. »Mein Kompliment von vorhin war übrigens ernst gemeint. Sie haben gute Arbeit geleistet.«
»Ehe ich’s vergesse: Ich glaube, da war noch ein Mann bei Tweed. Ein militärisch wirkender Typ in einem Trenchcoat. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich dazugehört hat.«
»Haben Sie Ihren Wagen schon wieder abgeholt?«
»Ja. Ich habe mich von einem Taxi wieder hinfahren lassen. Lief alles wie geschmiert.« Sie schwieg eine Weile, bevor sie Karnow fragend anschaute. »Ich dachte eigentlich, dass diese ganze Operation dazu dient, Goslar und seine neue Waffe ausfindig zu machen.«
»Stimmt. Das tut sie auch.«
»Dann ist es meiner Meinung nach ein Fehler, wenn Sie Tweed und seine Leute eliminieren lassen. Sie wissen doch, was Dillon gesagt hat: Tweed ist der beste Geheimdienstoffizier, den es derzeit hier in Europa gibt.«
»Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?«
»Wenn Sie Tweed umbringen lassen, kann er uns nicht mehr zu Goslar führen. Und meiner Meinung nach ist er der Einzige, der die Waffe aufspüren kann. Schließlich kennt er sich hier in Europa sehr viel besser aus als wir.«
»Damit könnten Sie Recht haben«, sagte Karnow, nachdem er kurz nachgedacht hatte. »Doch, Sie
haben
Recht. Ich werde den Befehl sofort widerrufen.« Er ging zum Telefon und tippte die Nummer eines Zimmers im Hotel ein. »Hallo, Brad. Ich dachte mir schon, dass Sie und Ihre Kollegen das Hotel noch nicht verlassen haben. Gut. Sagen Sie allen, dass sie in zehn Minuten noch einmal zu mir kommen sollen…«
Karnow faltete seine langfingrigen Hände und lächelte die Frau neben ihm zufrieden an.
»Hätten Sie vielleicht Lust, heute mit mir zu Abend zu essen, Trudy?«
»Vance, ich habe Ihnen doch schon bei meinem Eintritt in die Unit Four gesagt, dass unsere Beziehung streng beruflicher Natur bleiben muss.
Diese Aussage gilt immer noch. Ich muss jetzt gehen.«
»Wie Sie wollen«, erwiderte Karnow, während sie die Suite verließ.
Er blieb sitzen und erinnerte sich daran, wie er Trudy kennen gelernt hatte. Es war auf einer Party in Washington gewesen. Die Tatsache, dass sie Engländerin war, hätte – zusammen mit ihrem Aussehen – die meisten amerikanischen Männer schwach werden lassen. Karnow war auf der Suche nach einer geeigneten Frau für Unit Four gewesen, und Trudy hatte seinen Anforderungen perfekt entsprochen.
Sie hatte ihm erzählt, dass sie Witwe sei, und er hatte ihr gesagt, dass
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