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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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sich Kieffer aufs Bett und schlief sofort ein. Draußen war es bereits dunkel, als er vom Klingeln seines Mobiltelefons geweckt wurde. Es war Valérie Gabin. Sie klang wütend.
    »Wieso hast du mich nicht angerufen? Du warst bei Boudier und hast mir nichts gesagt!«
    »Valérie, es tut mir leid. Ich wollte dich anrufen, aber das mit Boudier hat mich etwas durcheinandergebracht, und dann …« Kieffer schwieg einen Augenblick. Valérie sagte nichts, aber er konnte durch die Leitung ihren Atem hören. Sie war auf hundertachtzig. »Es ist noch etwas anderes passiert. Ich werde es dir gerne in allen Details erzählen. Aber es ist eigentlich kein Thema fürs Telefon.«
    Die Gabin-Chefin klang nun etwas versöhnlicher. »Sorry, entschuldige, dass ich mich so aufrege. Aber mir wird das hier alles gerade ein bisschen viel. Vorhin war die Polizei noch mal bei uns im Büro. Sie haben mir von dem Brand und von Boudiers Verschwinden erzählt und mich damit total überrumpelt. Sie haben auch nach dir gefragt.«
    »Was wollten sie wissen?«
    »Na ja, ob er wirklich dein Lehrmeister war, was du so für ein Typ bist, solche Sachen.«
    Kieffer hatte seinen Standort während des Gesprächs vom Schlafzimmer in die Küche verlagert. Er legte den Kippschalter seiner monströsen Vibiemme um und griff nach dem Espresso. »Und was hast du ihnen gesagt? Dass ich ein zwielichtiger Charakter bin?«
    »Quatsch, die Wahrheit. Dass du mal bei Boudier gearbeitet hast, dass du ein Restaurant in Luxemburg besitzt. Und dass du Sternekoch hättest werden können, aber lieber authentische Lokalküche zubereiten wolltest. Aus Heimatverbundenheit.«
    Kieffer musste grinsen. Der letzte Punkt war weit entfernt von der kompletten Wahrheit, aber auch keine Lüge.
    »Hör zu, Xavier. Ich hab am Samstag einen Termin bei dir in der Nähe. Eine Preisverleihung in Metz. Ich … ich würd dich gerne sehen. Wir könnten am Sonntag zusammen frühstücken gehen. Dann erzählst du mir alles, ja?«
    »Ja, das wäre schön, Valérie.«
    Kurz war es still in der Leitung.
    »Und über Ricard müssen wir auch noch mal reden.«
    Sie verabredeten sich in einem Café in der Luxemburger Innenstadt, dann legte sie auf.
    Kieffer schob eine Espressotasse unter den Siebträger und beobachtete, wie die schwarze Flüssigkeit in das Gefäß rann. Vatanen hatte ihm zehn Stunden Schlaf verordnet. Er hatte höchstens sieben absolviert, fühlte sich aber schon ausreichend erfrischt.
    Nachdem Kieffer den Espresso ausgetrunken hatte,ging er ins Wohnzimmer und ließ sich mit einer Flasche Mousel-Bier und einer Tüte Pistazien auf das Sofa vor dem Fernseher fallen.
    Beim Zappen durch die deutschen und französischen Kabelkanäle stieß er zunächst auf mehrere amerikanische Krimiserien, die alle nach dem gleichen Schema abzulaufen schienen. Stets waren junge, weiß bekittelte Forensiker damit beschäftigt, halb verweste Leichen zu sezieren oder Blut und Haare mit irgendwelchen Gerätschaften zu analysieren. Das alles wurde in Großaufnahme gezeigt.
    Noch schlimmer fand er allerdings die Kochshows. Kieffer schaltete an insgesamt vier Sendungen vorbei, in denen um die Wette gebrüht und geschnippelt wurde. Nach dem Kochmarathon der vergangenen Nacht gab es kaum etwas, was er derzeit weniger sehen wollte, als Männer mit weißen Mützen, die sich für die Kamera in lächerliche Posen warfen und über das Einreduzieren von Fonds fachsimpelten.
    Erst als er auf einen alten Bogart-Streifen stieß, lehnte er sich entspannt zurück. Er kannte den Film noch nicht. Bogart spielte einen Seemann, der in der Karibik Touristen durch die Gegend schipperte. Kieffer griff sich eine Handvoll Pistazien und hoffte darauf, dass Lauren Bacall auftauchte. Kurz danach war er eingeschlafen.
    In seinem Traum hackte er an seinem Posten Petersilienchiffonade und versuchte dabei, sich an ein kompliziertes Rezept zu erinnern. Währenddessen fuhr die Bacall auf einem Mountainbike durch seine Küche und zwinkerte ihm mit ihren grünen Augen aufreizend zu. Sie trug ein Sommerkleid und Chucks. Als Kieffer ihr ein Stück Mangotarte anbot, wurde sie zornig und beschimpfte ihn auf Finnisch.

[Menü]
    13
    Gegen fünf Uhr morgens kam er wieder zu sich und war sofort hellwach. Für acht Uhr war er mit Vatanen verabredet. Da er bis dahin noch reichlich Zeit hatte, beschloss er, zu seinem Restaurant zu laufen und dort klar Schiff zu machen.
    Einer der großen Vorteile des Lebens in der Luxemburger Unterstadt war für Kieffer, dass

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