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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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sicher!«
    »Seien Sie vorsichtig, Mr Holmes. Nicht dass ich Ihre Bilder aus dem Fenster werfe.« Es sollte ein Witz sein, hatte aber nicht den gewünschten Effekt. Er kniff lediglich die Augen zusammen und beugte sich vor.
    »Ich denke, es ist Zeit zu gehen, Miss Kronberg.«
    Ich bemerkte die Auslassung meines Titels.
    »Ich denke, es ist Zeit, nach Broadmoor zu fahren, Holmes.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, sagte er lässig, lehnte sich zurück und betrachtete wieder die Zimmerdecke.
    »Das tue ich grundsätzlich. Wir sehen uns in Berkshire«, erwiderte ich und öffnete die Tür einen Spalt. Plötzlich sprang er mit einem Satz aus dem Sessel, sein langer Arm schoss vor und knallte die Tür wieder zu. Ich war gefangen.
    »Sie behindern meine Ermittlungen, und ich muss darauf bestehen, Broadmoor mir zu überlassen.« Es war, als hätte er eine andere Tür geöffnet, um mir die Gefahr zu zeigen, die hinter seinem ruhigen Gesicht lauerte. Als hätte ich in einem Jaguarkäfig herumgestochert.
    »Wieso behindere ich Ihre Untersuchungen? Bisher habe ich wohl eher geholfen, sie voranzubringen.«
    »Haben Sie nicht. Jeden Vorschlag, jede Schlussfolgerung und jeden Hinweis von Ihnen kannte ich längst. Ich habe Sie in dem Glauben gelassen, Sie könnten in dem Fall etwas beisteuern.«
    »Warum?«
    »Ich fand es amüsant«, sagte er, und ich spürte, wie es in meinen Fingern kribbelte.
    »Und nun haben Sie genug von dem Clown?«
    »Genau.« Er bewegte sich immer noch nicht.

    »Soll ich jetzt nach der Polizei schreien?«, fragte ich gelangweilt.
    »Bitte, tun Sie das. Ich hätte interessante Dinge über Sie zu berichten.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Es ist an der Zeit, dass Sie mich kennenlernen.« Unbeweglich stand er da, die Überheblichkeit sickerte ihm aus allen Poren. Er war ein wirklich guter Schauspieler.
    »Wie seltsam«, sagte ich leise und blickte hinauf in sein Gesicht. Zwischen uns lagen nur noch wenige Zentimeter. »Ich hatte den Eindruck, ich würde dich durch und durch kennen. Ich dachte, ich könnte deine Seele berühren.« Ich tippte mit dem Zeigefinger auf sein Hemd, dort, wo sein Herzschlag war. Sein Blick zuckte, seine Hand fiel vom Türknauf, und ich schlüpfte hinaus.

    u Hause aß ich schnell etwas, zog mir derbe Kleidung und feste Schuhe an, packte Proviant ein und eine Decke für die Nacht. Pünktlich verließ ich das Haus, um den letzten Zug nach Crowthorne zu erwischen, aber nicht bevor ich bei Garret vorbeigegangen war, um mir ein Seil zu borgen. Er hatte ein wenig verdutzt geschaut, als ich ihm erklärte, ich müsste auf einen Baum klettern.
    Kurz vor Mitternacht erreichte ich Crowthorne. Wolken verdunkelten den Mond – die perfekte Nacht für einen Einbruch. Ich bemerkte Holmes, als ich aus dem Zug stieg. Seine Anwesenheit überraschte mich nicht. Er blieb auf Abstand, und wir ignorierten uns.
    Nach etwa einer Viertelstunde erreichte ich den Rand des Waldes, schlüpfte ins Unterholz und versteckte michhinter einem Baum. Ich lauschte, und bald näherten sich leise Schritte. Das musste Holmes sein. Schnell zog ich Schuhe und Strümpfe aus, stopfte sie in meinen Rucksack und schnallte ihn mir fest auf den Rücken. Jedes Geräusch von Dingen, die darin verrutschten, musste vermieden werden. Ich rollte meine Hosenbeine hoch. Holmes war dicht hinter mir. Er hätte wahrscheinlich meine Schulter berühren können, wenn er seine Hand ausgestreckt hätte.
    Ich duckte mich und begann zu rennen. Hinter mir hörte ich ihn leise »Anna!« knurren und musste lachen. Er konnte also doch seine Fassung verlieren!
    Einen großen Teil meiner Kindheit hatte ich in dem Wald verbracht, der unser Dorf umgab. Holmes konnte mich nicht einholen. Ein Stadtmensch hatte in dieser Umgebung keine Chance gegen mich.
    Nach einigen Minuten lichtete sich der Wald und die äußere Mauer der Broadmoor-Irrenanstalt ragte unheilverkündend in den Himmel. Ich rannte daran entlang und fand einen Baum, der meinem Zweck diente – eine gewaltige Eiche, durch einen Blitz in zwei Teile gespalten. Ein Teil lebte noch, und einer der dicken Äste reichte über die Mauer.
    Ich erklomm den Baum, schmiegte mich dicht an den Stamm und wickelte meine Beine um den dicken Ast.
    Unter mir erstreckte sich die Irrenanstalt wie eine kleine Stadt. Ich kannte diesen Ort gut. Einer meiner ersten Aufträge als Epidemiologe war die jährliche Hygieneinspektion von Broadmoor gewesen.
    Zu meiner Linken stand das Hauptgebäude, das Holmes

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