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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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Krug löschte ich meinen Durst. Ich zog mir ein Nachthemd über. Die Baumwolle fühlte sich in der heißen Sommerluft wunderbar kühl an.
    Mit dem Tabaksbeutel, einer Flasche Brandy und einem Glas als Begleitern machte ich es mir in meinem alten Lehnstuhl bequem. Ich rollte den Tabak in ein dünnes Zigarettenpapier, entzündete ein Streichholz am Boden, lehnte mich zurück und sog den Rauch in die Lungen ein. Der Rest ringelte sich hoch zur Decke.
    Garret würde bald genug von mir haben, da war ich mir sicher. Unsere Beziehung war für ihn immer zu unbestimmt gewesen – weder Fisch noch Fleisch. Er hatte es Vögeln genannt, und das ärgerte mich. Aber warum eigentlich?
    Ich verscheuchte den Gedanken.
    Der Alkohol brannte sich meine Kehle hinunter, und meine Gedanken wanderten ins Guy’s Hospital, wo ich seit meiner Ankunft in London arbeitete.
    Ich dachte an Mary Higgins, eine schüchterne Krankenschwester, die niemand zu bemerken schien. Sie arbeitete auf der Etage über meiner Station und hatte mir seit über einem halben Jahr still ihre Zuneigung gezeigt. Ich hatte sie zu ignorieren versucht und geglaubt, Mary würde bald aufgeben. Stattdessen wurden ihre Bemühungen nachdrücklicher. Eines späten Abends schlich sie mir in mein Kellerlabor hinterher. Als ich bemerkte, wie sievon hinten an mich herantrat, war es schon zu spät. Sie war bereits so nah, dass sie sich nur noch nach vorn lehnen musste. Als ich mich erschreckt umdrehte, drückte sie mir einen nassen Kuss auf die Lippen.
    Entsetzt hatte ich sie weggeschoben und sie gebeten, Vernunft zu bewahren. Nachdem sie gegangen war und die Überraschung sich gelegt hatte, tat es mir leid, sie verletzt zu haben. Ich fragte mich, ob dieser Kuss auch sie ins Gefängnis bringen könnte. Wahrscheinlich nicht, denn sie wusste ja nicht, dass ich eine Frau war.
    Als Mann verkleidet zu leben, ermöglichte mir einen viel umfassenderen Blick auf die Menschheit. Ich konnte Männer und Frauen in ihren Rollen beobachten, während ich selbst die eine oder andere Hülle annahm und mich in beiden Welten mit ihren jeweiligen Konventionen bewegte. Manchmal erfasste mich das unbändige Verlangen, sie alle zu überreden, die Rollen zu wechseln. Wie würde sich die Welt verändern, fragte ich mich.
    Ich hatte schon immer zu viele Fragen gestellt, mir zu viele Gedanken gemacht. Vielleicht bin ich deshalb Wissenschaftlerin geworden? Um einen Sinn in all diesem Chaos zu finden? Denn ich hatte mich noch nie der menschlichen Rasse zugehörig gefühlt.
    Ich zündete mir eine zweite Zigarette an und schenkte Brandy nach. Die Nachtluft wurde kühler. Ich wickelte meine Arme um die Knie und schaute zur Zimmerdecke hoch. Die Flecken dort oben ließen meine Gedanken zu Holmes wandern. Wie eigenartig dieser Mann war, dachte ich und musste über mich selbst lachen. War nicht eigentlich ich die Eigenartige?
    Seufzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und stellte mich den Tatsachen: Ich war eine Frau, verkleidet als Mann. Ich war Wissenschaftlerin und Ärztin, die gelegentlich von Scotland Yard konsultiert wurde. Und ich versuchte ein Verbrechen aufzudecken, von dem Scotland Yard nichts wusste, arbeitete gemeinsam mit Sherlock Holmes an diesem Fall und, okay, vögelte einen Profidieb, der dachte, ich sei eine Krankenschwester. Und ich besaß einen Penis an Strapsen.
    »Eigenartig« traf es nicht mal ansatzweise!
    Ich kippte den Brandy runter, schnipste die Zigarette in den kalten Kamin und fragte mich, an welchem Ufer mich das Leben irgendwann ausspucken würde.

Kapitel Acht

    s war noch früh am Morgen, als ein rotgesichtiger Wallace McFadin auf meine Station stürmte und schon von Weitem meinen Namen rief. Ich warf die Hände in die Luft, um ihn zum Schweigen zu bringen; man kann doch nicht brüllend in einen Raum voller kranker und halb schlafender Patienten gerannt kommen.
    »Entschuldigen Sie vielmals! Ich und ein anderer Student, Farley, haben etwas gefunden!«, sagte er etwas leiser, als er bei mir angekommen war, wühlte in seinen Taschen und zog ein kleines Stück Papier heraus.
    »Sie haben gesagt, wir sollten alles genau untersuchen, um etwas über die Geschichte herauszufinden. Der Mann, den Sie letzte Woche seziert haben – Farley und ich hatten seinen rechten Unterarm und die Hand heute im Anatomiepraktikum. Die übrigen hatten die anderen Teile, und ich habe seinen Kopf und Oberkörper gesehen, also wusste ich, dass er es war.«
    McFadin sprach ziemlich schnell.
    »Also haben

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