Teufelsherz (German Edition)
ersten Mal zu. »Klar«, sagte er, und sein rechter Mundwinkel zuckte verdächtig.
Emily konnte zwar Maritas Gesicht nicht sehen, doch sie konnte es sich bildlich vorstellen. Beinahe hätte sie laut gelacht. Ihr Interesse an Will wurde langsam echt peinlich. Vielleicht lag es daran, dass er fast der Einzige des Teams war, mit dem sie noch nicht zusammen gewesen war.
»Ach so«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Ich werde wohl mit Tom Herrington hingehen.« Will zuckte nur mit den Schultern und schlug die Schranktür zu, wodurch sich Marita offensichtlich genötigt fühlte, weiterzureden. »Und … mit wem wirst du hingehen?«, fragte sie mit leicht gereiztem Unterton.
Will blickte über sie hinweg zu Emily, die ihn eindringlich ansah und mit dem Kopf schüttelte, doch sie wusste, dass seine Augen hinter den dunklen Brillen übermütig blitzten. »Mit Emily natürlich«, sagte er wieder an Marita gewandt, und diesmal lächelte er ganz offen, irgendwie fies.
»Ach so. Nun ja.« Sie stieß sich vom Schrank ab und stellte sich aufrecht vor ihn hin. »Dann sag Bescheid, falls Vampirella in ihrer Gruft festhängt. Dann können wir ja doch noch gemeinsam gehen.« Mit diesen Worten ging sie hoch erhobenen Hauptes davon, und Emily entfuhr bei dem Versuch, das Lachen zurückzuhalten, ein nicht besonders damenhaftes Grunzen.
»Vampirella?«, wiederholte sie, als Will mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu ihr kam und seine Faust gegen die Schranktür donnerte, die sich nur schwer schließen ließ.
»Nicht zu vergessen die Gruft«, sagte er ernst. »Zum Glück ist der Ball nach Sonnenuntergang.«
Emily schnaubte. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich da hingehen werde.«
»Ach, komm schon.« Er grüßte einen Teamkollegen und drehte sich wieder zu ihr um. »Das wird sicher lustig. Wir können über die anderen herziehen, und außerdem musst du mich ja schließlich vor weiteren Attacken der Puschel-Fraktion bewahren.«
»Warum bist du denn heute so gemein? Und seit wann hast du etwas gegen Cheerleader? Ich glaube mich an eine gewisse Bessy Morningstar zu erinnern. Sie und ihre Puschel haben dir sehr …«
»Wie witzig.« Er beugte sich hinunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wir sehen uns in Englisch«, sagte er, und in diesem Moment ertönte auch schon das berüchtigte Klingeln, das den Beginn des Unterrichtshorrors einläutete.
Emily zog ihren Zeichenblock aus der Tasche und machte sich auf den Weg zu ihrer Klasse. Sie hasste die Stunden, in denen sie nicht gemeinsam mit Will Unterricht hatte. Früher hatte sie immer mit Mandy in der letzten Reihe gesessen. Jetzt war der Stuhl neben ihr durch irgendeinen blassen Typen mit leicht irrem Blick besetzt, der wohl auch aus einer Gruft zu stammen schien.
Wie traurig, dachte Emily, denn wer das Klassenzimmer betrat und sie neben diesem Jungen sah, würde wohl denken, dass sie gut zusammenpassten oder gar Geschwister sein könnten. Sie schüttelte sich und versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder Mrs Lennings zu widmen, die euphorisch über die newtonschen Gesetze dozierte.
In der Pause zwischen der zweiten und dritten Stunde begegnete ihr im Korridor Wills Basketballtrainer Mr Alvaric, der zielstrebig auf sie zukam. Da er wusste, dass sie und Will jede freie Minute aneinanderklebten, wie er es ziemlich treffend ausdrückte, bat er sie, zu Will in den Fitnessraum zu gehen und ihm auszurichten, dass er nach dem Unterricht in die Sporthalle kommen sollte.
Emily machte sich sofort auf den Weg. Etwas zu schnell vielleicht, denn einige Schüler sahen ihr verwundert nach, aber das taten sie ohnehin häufig, schließlich hielten sie sie ja anscheinend für einen Vampir. Im Moment war sie jedoch zu aufgeregt, um sich darum zu kümmern. Sie fragte sich, wieso Mr Alvaric Will in die Sporthalle bestellte. Hoffentlich wollte er ihn dazu überreden, wieder Basketball zu spielen, denn Will hatte nach dem … Unglück damit aufgehört. Er war lange Zeit im Krankenhaus gewesen, hatte einige Operationen über sich ergehen lassen müssen – die meisten an den Augen –, und er meinte, die Brille hindere ihn, auch wenn er sie mittlerweile nicht mehr ständig brauchte. Emily vermutete, dass er, nach allem was geschehen war, einfach nicht mehr spielen wollte, auch wenn er die Freistunde wie früher mit Matt beim Gewichtestemmen verbrachte.
Es wäre wichtig für ihn, wieder zu spielen, und es würde ihm bestimmt guttun, schließlich hatte er Basketball über alles
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