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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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dem Kopf gegangen.
    »Ich will nur eines klarstellen«, begrüßte der Fremde sie. Er hatte seine Sprache ganz offensichtlich nicht verloren. »Ich habe noch anderes zu tun, als jeden Kiesel aus deinem Weg zu räumen, nur damit du nicht darüber stolperst. Ein bisschen Kooperation wäre durchaus angebracht, wenn ich dich schon am Hals habe.«
    Ihr Mund klappte auf. »Wie bitte, was?«
    »Du hast mich schon verstanden, und mehr habe ich dir auch nicht mitzuteilen.« Er sprang vom Ast und landete elegant neben der Schaukel am Boden. »Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Und wo ist hier ?« Sie konnte immer noch nicht klar denken. Und die Faszination über seine Erscheinung machte es ihr auch nicht leichter.
    Er stand direkt vor ihr. In der schwarzen Jacke, mit den grünen Augen, den grauschwarzen Haaren. Genau so müsste sie ihn zeichnen, mit diesem grimmigen Gesichtsausdruck, der in Falten gelegten Stirn.
    »Na hier.« Er machte eine weit ausholende Geste. »Siehst du doch. Kein Ort für mich.«
    »Aha.« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, ging sie auf ihn zu. Das Gras kitzelte zwischen ihren Zehen. Ein Detail, das die Zweifel an der Wirklichkeit dieser Begegnung kleiner werden ließ. »Wo bist du denn zu Hause?«
    »Woanders.«
    »Hey, du bist ja vielleicht gesprächig.« Sie schlenderte an ihm vorbei und setzte sich auf die Schaukel. Einige Augenblicke lang musterte sie ihn schweigend, während er unverhohlen zurückgaffte, was weit unhöflicher war als ihr eigenes Verhalten. Schließlich hatte sie keine Ahnung, was hier vor sich ging. »So, und jetzt noch mal von vorne«, sagte sie, als sie ihre Gedanken wieder etwas geordnet hatte. »Was hast du da eben gesagt? Irgendwas von Kieseln und Kooperation.«
    Erstaunlich, wie beleidigend ein simples Seufzen klingen konnte.
    »Soll ich es dir lieber aufschreiben?«, fuhr er sie an. »Du sollst besser auf dich aufpassen. Ich kann nicht überall gleichzeitig sein.« Er schüttelte leicht den Kopf. »So hab ich mir das echt nicht vorgestellt.«
    Emily hörte ihn kaum.
    Sie konnte nicht anders, als ihre Hand auszustrecken.
    Mit wild klopfendem Herzen berührte sie seinen Arm und war beinahe überrascht, als sie nicht durch ihn hindurchgriff – er war also kein Geist. Seine Jacke fühlte sich weich an, war es Leder? Sie kannte sich da nicht so gut aus.
    »Darf man fragen, was das werden soll?«
    Als hätte sie einen Schlag bekommen, wich sie zurück und wäre beinahe rückwärts von der Schaukel gepurzelt. Wurde sie etwa rot? Konnte man in einem Traum rot werden? Wieso gab es hier kein Loch, um darin zu versinken? »Ich wollte nur …« Ihr wurde schlecht. Das war doch echt nicht auszuhalten. »Ich wollte nur sehen, ob du echt bist.«
    »Ah.« Er nickte langsam, ohne seine bohrenden grünen Augen von ihr zu nehmen. »Und?«
    »Was, und?«
    »Na zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Weiß nicht.« Ihre Hand, die ihn eben noch berührt hatte, zitterte. Wenn das ein Traum war, dann war ihr Unterbewusstsein noch gestörter als angenommen. »Bist du denn echt?«
    »Definiere echt.«
    »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt.«
    »Großartig. Da sind wir schon zwei.« Er lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen den Stamm, die Beine gekreuzt, die Daumen in den Hosentaschen. »Denn wenn das so weitergeht, bekomme ich noch ein Burnout-Syndrom. Der Tag heute war echt nicht mehr witzig.«
    »Wem sagst du das.«
    »Genau das meine ich doch. Zuerst muss ich dich schon am ersten Tag vorm Ertrinken retten, weil du einfach nicht zuhören kannst, was mir – am Rande bemerkt – echte Schwierigkeiten eingebracht hätte. Und dann, kaum dass sie dich wieder aufrecht gehen lassen, brichst du dir im Regen beinahe den Hals, wirst von Büchern erschlagen oder rennst vor ein Auto. Sag mal, was stimmt eigentlich nicht mit dir?«
    »Warte.« Sie richtete sich etwas auf, indem sie sich an den Schnüren der Schaukel hochzog. »Was soll das heißen, du hast mich vor dem Ertrinken gerettet? Das war Will. Er hat …«
    »Ja, du Schlaumeier, weil ich ihn dazu gebracht habe.«
    »Nein.«
    »Doch. Genauso wie ich das Mädchen auf dem Parkplatz dazu gebracht habe, sich mit ihrer Rostkarre in den Weg zu stellen. Du hörst ja nicht auf mich.«
    »Du hast … Nein!« Ihr Herz pochte jetzt wie wild. Lisa … Der Unfall. Das war … Das konnte nicht sein. Es war irgendeine Erfindung ihres Unterbewusstseins. Nichts weiter. Sie hatte in den letzten Tagen einfach zu viel Stress gehabt, und jetzt

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