Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
auf Emily aufpassen und sich dann verdünnisieren. Ganz einfach.

Ein Hauch von Frühling
    N atürlich war der kleine Parkplatzunfall Mitte der Woche längst wieder vergessen. Emily wurde wie üblich nur als blasser Geist wahrgenommen, und es war Mrs Seravin, die neue Englischlehrerin, die zur aktuellen Zielscheibe des Schulklatsches auserkoren worden war. Wie immer konnte sich die gesamte Schülerschaft auf Maritas Recherchen verlassen, die zu Emilys Erleichterung sehr vielversprechend klangen. Die hübsche Vertretung für die schwangere Mrs Jenkins galt als lustig und tolerant. Mit den Hausaufgaben nahm sie es laut dem Cheerleader-Netzwerk nicht besonders ernst, und auch die Benotung sollte weit weniger streng sein als bei ihrer Vorgängerin.
    Wenn es um solche Informationen ging, war Maritas aufdringliches Wesen durchaus von Vorteil. Sie hatte bereits die gesamte letzte Woche am Telefon und PC verbracht, um mit ihren »Freunden« an Mrs Seravins ehemaliger Schule zu sprechen, und ließ nun alle, ob sie es hören wollten oder nicht, an ihren Erkenntnissen teilhaben.
    Diese günstigen Vorhersagen waren jedoch nicht die Ursache für Emilys prächtige Laune. Vom ersten Moment des morgendlichen Augenöffnens an hatte ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht gelegen. Da waren keine Gedächtnislücken oder bloß vage Erinnerungen. Sie konnte sich einfach an alles erinnern, an jedes Wort der vergangenen Nacht. Bis zum Klingeln des Weckers hatten sie zusammengesessen und … diskutiert. Damian war mit der Zeit immer – nun ja, freundlicher war übertrieben, aber immerhin umgänglicher geworden. Er hatte ihr alle Fragen beantwortet und ihr seine Arbeit als Schutzengel haarklein erklärt. Das Wissen um die verschiedenen Dimensionen, die Existenz von Himmel und Hölle, die Nähe zu Gott, aber auch zum Teufel war zugleich beängstigend und aufregend. Es war eine völlig neue Sicht auf die Welt, die sich ihr plötzlich eröffnete, ein neues Lebensgefühl. Der dunkle Schatten, der sie seit Mandys Tod begleitet hatte, wich langsam dem Licht, und zum ersten Mal seit Langem konnte sie sich wieder auf etwas freuen. Wenn es auch etwas traurig klang, dass es lediglich der Schlaf war, den sie jeden Tag – oder besser gesagt Abend – kaum erwarten konnte. Aber das war nicht wichtig. Sie fühlte sich privilegiert, in ein solches Geheimnis eingeweiht zu werden und an etwas Magischem teilhaben zu dürfen. Sosehr ihr der Engel auch auf den Wecker ging, brachte er sie doch auch immer wieder zum Lachen. Ja, vergangene Nacht hatte sie vermutlich mehr gelacht als im gesamten letzten halben Jahr. Die schlüpfrigen Geschichten über die vorbildlichen Engel waren höchst amüsant gewesen. Und diese Nacht würde sie ihn wiedersehen. Zuerst musste sie jedoch den Schultag überstehen.
    Nachdem es geklingelt hatte, war der Klassenraum von einer neugierigen Anspannung erfüllt. Sämtliche Schüler waren pünktlich, auch Will und Emily saßen früher als gewöhnlich an ihrem Tisch und blickten wie alle Schüler erwartungsvoll zur Tür.
    »Sie soll echt heiß sein«, raunte Will ihr zu, der die neue Lehrerin in der Pause noch nicht gesehen hatte – im Gegensatz zu einigen seiner Sportkollegen. »Ich wette, die Englischnoten des gesamten Teams werden sich verbessern.«
    »Da kann ich wohl nicht mithalten.«
    Und bei dieser Einschätzung blieb sie auch, als Mrs Seravin in die Klasse stolzierte. Sie war eine Frau, die als kurvenreich bezeichnet werden konnte und trotzdem noch als schlank durchging. Die ellenlangen Beine wirkten durch die hochhackigen Schuhe noch länger, und trotz der schmalen Brille war ihr junges Gesicht wirklich hübsch, wenn auch vielleicht etwas streng. Die brünetten Haare hatte sie hochgesteckt, und auch das graue Kostüm wirkte eher konservativ. Was jedoch nach den offen stehenden Mündern der männlichen Anwesenden zu urteilen ihrer Erscheinung keineswegs den Reiz nahm.
    Nach einer höflichen Vorstellung nahm sie die Klassenliste und rief die Namen in alphabetischer Reihenfolge auf. Einige Schüler schafften es kaum, die Hand leicht anzuheben und starrten die neue Lehrerin immer noch fassungslos an. Als Will an die Reihe kam, blieb ihr Blick an ihm hängen. Sie senkte die Liste und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
    »Blendet Sie die Sonne, Mr Gordon?«, fragte sie in überheblichem Ton und wartete noch nicht einmal eine Antwort ab. »Ich dulde in meinem Unterricht keine Sonnenbrillen. Und ebenso wenig Kopfbedeckungen

Weitere Kostenlose Bücher