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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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jeglicher Art.« Bei ihren letzten Worten deutete sie auf einen anderen Schüler, der schnell die Baseballkappe herunterriss.
    »Ich habe eine Erlaubnis«, erwiderte Will mit einer Kälte, die so gar nicht zu ihm passen wollte, während er die Lehrerin durch die Brillengläser mit tödlichem Blick durchbohrte. Mit diesem Thema machte sie sich bei ihm garantiert nicht beliebt.
    »Ich habe den Vermerk gelesen, aber auch, dass diese Erlaubnis vor einem Monat abgelaufen ist. Ihre Augen sind gesund, also nehmen Sie jetzt bitte die Brille ab, damit ich mit dem Unterricht beginnen kann. Und für die Zukunft wissen Sie dann ja Bescheid.«
    Will rührte sich nicht. Die Hände an der Tischkante festgekrallt und mit zusammengebissenen Zähnen starrte er sie an. Nie zuvor war es wohl so leise in der Klasse gewesen wie in diesem Augenblick. Das Ticken der Uhr über der Tür wirkte ungewöhnlich laut und verstärkte die unheilvolle Stimmung. Emily konnte nicht fassen, was sich diese Frau herausnahm. Wie konnte jemand so ein Biest sein? Sie musste doch wissen, was mit Wills Augen geschehen war. Keinen Lehrer kümmerte es, dass er die Brille trug, warum musste sie sich jetzt so aufführen?
    »Haben Sie mich nicht verstanden, Mr Gordon?«
    Will atmete hörbar ein. Emily kannte ihn gut genug, um zu wissen, an welchem Abgrund er jetzt stand. »Meine Augen reagieren empfindlich auf das Licht, Mrs Seravin«, sagte er schließlich mit belegter Stimme.
    Die Lehrerin verdrehte die Augen, seufzte übertrieben laut, stöckelte zu den Fenstern und betätigte den Schalter, um die Jalousien ein Stück herunterzulassen. »Besser so?«, fragte sie und setzte sich auf die Tischkante. »Dann nehmen Sie jetzt bitte die Brille ab, Mr Gordon.«
    Du bist auf dem besten Weg in die Hölle , dachte Emily, die sich plötzlich Damian herbeiwünschte, um dieser Schnepfe irgendeinen Streich zu spielen. Konnte er sie denn nicht irgendwie beeinflussen, damit sie … Charakter bekam? Wohl eher nicht. Dafür war bestimmt eine ganze Armee von Schutzengeln nötig. Und da sie darauf nicht hoffen konnte, musste sie jetzt selbst einschreiten. Will war ihr bester Freund, und sie hatte jetzt wirklich lange genug tatenlos bei dieser Schikane zugesehen. Wild entschlossen, dieser Frau ordentlich die Meinung zu sagen – ungeachtet der Konsequenzen –, holte sie tief Luft, öffnete ihren Mund und …
    »Ich werde zu Direktor Naruto gehen.«
    Die gesamte Klasse drehte sich gleichzeitig um und sah zu Annie Goldheimer in der letzten Reihe, die mit glühenden Wangen dasaß, die Lehrerin jedoch mit festem Blick anstarrte. Es war schwer zu glauben, dass diese kräftige Stimme tatsächlich aus dem Mund des rothaarigen Mädchens gekommen war, das fast nie etwas sagte. Annie war eine Einzelgängerin, schüchtern und immer in Bücher vertieft. Hatte tatsächlich sie Mrs Seravin eben gedroht ? Den verblüfften Gesichtern der anderen Schüler nach zu urteilen, dachten in diesem Moment alle dasselbe.
    »Der Direktor wird bestimmt eine neue Bewilligung ausstellen, Mrs Seravin«, fügte sie mutig hinzu, wenn auch mit einem leichten Zittern in der Stimme.
    Das Biest vorne am Lehrertisch warf einen kurzen Blick auf die Schülerliste und sah mit einem falschen Lächeln wieder auf. »Ich danke Ihnen, Ms Goldheimer, aber das ist nicht nötig. Ich werde nach der Stunde selbst mit dem Direktor sprechen. Und jetzt …« – sie wandte sich wieder Will zu – »wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn sie dieses Theater endlich beenden und Ihrer neuen Lehrerin etwas Höflichkeit entgegenbringen. Sie wollen doch nicht noch weitere Schüler zu … unpassenden Äußerungen bewegen?«
    Abermals fuhren sämtliche Köpfe zu Will herum, der langsam seine Hände hob.
    Dafür sollte sie büßen. Was gab ihr solch eine Erniedrigung? Was ging nur in manchen Menschen vor?
    Will nahm die Brille ab, klappte sie zusammen und legte sie vor sich auf den Tisch. Flüchtig huschte ein Ausdruck des Erschreckens über das Gesicht der Lehrerin, was wohl weniger an seinen Narben als an dem finsteren Blick lag, mit dem Will sie fixierte.
    Die anderen Schüler zeigten erstaunlicherweise ein unglaubliches Maß an Taktgefühl und verzichteten darauf, Will anzustarren, dessen Augen sie zum ersten Mal seit einem halben Jahr zu sehen bekamen. Daran änderte sich während der gesamten Unterrichtsstunde nichts. Es wurde weder getuschelt noch offen geplaudert. Der Direktor wäre äußerst erfreut gewesen, die Klasse derart still zu

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