Teufelsherz (German Edition)
sich etwas zu ihr vor, bereit, den Kitzeltest durchzuführen.
»Nein«, sagte sie bestimmt und rückte von ihm weg. »Ich will es nicht herausfinden.« Wieso konnte sie sich ihm gegenüber nicht einfach wie bei Will verhalten? Wieso fühlte sie sich in seiner Gegenwart so klein und hilflos? Sie hasste das.
»Es ist wegen dieser Annie, nicht wahr?«, wollte er plötzlich wissen. Ihr Herz machte bei dieser Frage einen entsetzten Hüpfer. »Du vermisst deine alte Freundin.«
Emily sah ihn verblüfft an. »Ich … ja.« In gewisser Weise hatte er damit sogar recht, aber wie kam er nur darauf? »Sie fehlt mir wohl immer noch.«
»Du brauchst jemanden zum Reden.«
»Ich habe Will.«
»Ja, aber du brauchst auch jemanden, der mit dir über diesen Will spricht. Jemanden, der mit dir über Mädchensachen spricht.«
»Bist du seit Neuestem zum Psychologen unter den Schutzengeln befördert worden?«
»Ich hab nur Augen im Kopf, das ist alles.« Er rutschte wieder näher, sodass sich ihre Knie beinahe berührten, und lehnte sich etwas zu ihr. »Du kannst mit mir reden«, sagte er und zwinkerte ihr zu. »Auch über Mädchensachen.«
Na toll! Lass uns beste Freundinnen sein! Juhu! Und übrigens: Ich bin in dich verliebt, und das bringt mich noch um. Da kann nie etwas zwischen uns sein, und trotzdem hört mein Herz nicht auf zu hämmern. »Du bist kein Mädchen.«
»Danke, dass du das bemerkt hast.« Er legte seine Hand auf ihre. »Aber ich kann etwas für dich tun.«
Emily wandte ihm ihr Gesicht zu und war erstaunt, wie nahe er ihr war. Seine lupenreine Haut war von einer leichten Bräune, wodurch die grünen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern noch intensiver wirkten. »Was denn?«, fragte sie, wobei sie die Worte mehr hauchte als sprach.
»Wenn deine Freundin im Himmel ist«, sagte er ernst, »kann ich es herausfinden. Dann hast du Gewissheit, dass es ihr gut geht.«
»Du kannst …« Der Schock hätte nicht größer sein können. Tränen stiegen in ihre Augen, die sie auf keinen Fall freilassen wollte. Sie atmete tief durch und wagte einen neuen Versuch. »Aber du hast gesagt, dass sich der Himmel ebenfalls in verschiedene Dimensionen und Ebenen gliedert. Und dass nur Götter in das Reich der Toten können.«
Damian nickte. »Das ist wahr, aber es gibt auch Aufzeichnungen über jede Seele, die in den Himmel gelangt. Wenn sie dort ist, gibt es auch einen Beweis dafür.«
»Aber … Wieso? Wieso solltest du das tun?«
Er lächelte und wischte mit dem Daumen eine Träne von ihrer Wange, die sich doch noch befreit hatte. »Damit du wieder glücklich bist. Ich kann heulende Mädchen nicht ausstehen.« Lachend sprang er auf und zog sie mit sich hoch. »Jetzt solltest du aber schlafen«, sagte er und erntete dafür noch einen erstaunten Blick von ihr. »Ich darf dich nicht jede Nacht für mich beanspruchen. Und während du schläfst, kann ich mich auch gleich an die Arbeit machen.«
»Aber …« Sie kam immer noch nicht ganz mit. Doch ehe sie eine weitere Frage stellen konnte, war er auch schon fort und sie selbst in einen tiefen, friedlichen Schlaf gesunken.
***
Den gesamten Sonntagmorgen verließ sie kaum ihr Zimmer. Sie stand vor der Staffelei und arbeitete an ihrem Projekt. Aus der Skizze war inzwischen ein ansehnliches Bild geworden. Das Bild eines Traums. Es zeigte alles: die Wiese, die Gänseblümchen, den Apfelbaum, die Schaukel und in der Ferne auch Damian, der jedoch nur als winzige, dunkle Gestalt zu erkennen war.
Das Malen tat ihr gut. Seit dem Aufwachen war sie viel zu aufgewühlt, um ihrer Mutter zu begegnen, die womöglich auf die Idee kam, sie mit Fragen zu löchern. In ihrem Kopf herrschte das reinste Chaos – nicht minder in ihrem Herzen. Die Gedanken purzelten nur so herum, und die Sehnsucht nach ihrer besten Freundin traf sie an diesem Tag besonders heftig. Mandy hätte sie von ihren wirren Gefühlen erzählen können. Gerade deswegen fühlte sie sich so alleine wie schon lange nicht mehr. Nachmittags war sie mit Will verabredet. Sie würden Pizza essen und wie so oft die Zeit vor dem Fernseher totschlagen. Ein Lichtblick am heutigen Sonntag, denn in Wills Gegenwart fühlte sie sich Mandy stets etwas näher. Das klang vielleicht verrückt, doch sie konnte nichts dagegen machen. Der Schmerz des Verlustes war an seiner Seite niemals so schlimm wie in den einsamen Stunden, in denen die Trauer ihr fast die Luft zum Atmen nahm.
Emily konzentrierte sich gerade auf die Vervollkommnung eines
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