Teufelsherz (German Edition)
gewesen, die Will ins Kino eingeladen hatte?
Das war nur schwer zu glauben, und doch musste Emily zugeben, dass sie mehr als beeindruckt war, vielleicht sogar etwas neidisch. Wie gerne hätte sie selbst über denselben Mut verfügt, um Damian irgendwie näherzukommen.
Sie zuckte unwillkürlich mit den Schultern. Dafür war es ohnehin zu spät. Seit Samstag hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Und heute war schon Mittwoch. Jeden Tag hatte sie sich vor Sorge verrückt gemacht und vor Sehnsucht verzehrt. War weder für Will noch für ihre Mutter wirklich ansprechbar gewesen. Erst heute Morgen, nach einer weiteren enttäuschenden Nacht, hatte sie die Gänseblümchen in den Müll geworfen und entschieden, ins Leben zurückzukehren. So wie Damian offensichtlich entschieden hatte, in Zukunft nur noch Schutzengel zu sein, wollte sie von nun an nur noch eine Sterbliche sein, mit der festen Absicht, das Leben zu genießen. Sie hatte nicht seit Mai so hart darum gekämpft, endlich wieder aus der Trauer zu finden, um sich durch eine kleine Verliebtheit sofort aus der Bahn werfen zu lassen.
Wenn ihr Herz nur derselben Ansicht wäre und endlich aufhören würde, sie zu quälen. Wenn sie nur nicht ständig an ihn denken und jeder dieser Momente mit einem fürchterlichen Stechen in ihrer Brust beantwortet werden würde. Aber auch das würde vorübergehen. Da war sie sich ganz sicher.
»Ähm … klar, wieso nicht? Emily, du hast doch sicher auch Lust auf Kino?«
Emily kehrte abrupt in die Wirklichkeit zurück, bemühte sich die traurigen Gedanken zu vergessen, und versuchte sich an Wills Worte zu erinnern. Kino? Mit Annie und Will? Das fehlte noch. Als Anstandswauwau für frisch Verliebte könnte sie sich ja sofort »Einsam und verlassen« auf die Stirn schreiben. Außerdem hätte sie dann dauernd Damians Bild vor Augen. »Ich habe versprochen, meiner Mutter zu helfen«, antwortete sie daher voller Bedauern. »Geht ihr zwei nur ohne mich.«
Will schien einen Moment lang zu überlegen, ob er nicht auch einen Rückzieher machen sollte, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern und versprach, Annie später abzuholen.
Na, wenn das nicht vielversprechend klang. Annies strahlende Augen ließen Emily jedenfalls einen Moment sogar ihr Selbstmitleid vergessen. Vielleicht sollte sie sich darauf konzentrieren. Einfach vom Glück anderer zehren. Wer brauchte schon einen Schutzengel? Liebesgeschichten aus zweiter Hand waren ja auch nicht zu verachten.
Abends sah die Situation leider völlig anders aus. Noch nicht einmal zum Zeichnen war sie in der Lage. Stattdessen saß sie auf ihrem Bett und starrte vor sich auf die Gänseblümchen, die sie wieder aus dem Mülleimer gefischt hatte.
Zuletzt hatte sie wirklich gedacht, er hätte sie auch – zumindest etwas – gern. Vor ihr lag doch der Beweis. Vielleicht war ihm ja wirklich etwas passiert?
Sie schloss die Augen und atmete tief durch, um den Druck in ihrer Brust loszuwerden. Sollte er jetzt hier sein und sie so sehen, wäre es wohl von Vorteil, nicht zu heulen. Andererseits würde er doch nicht einfach so zusehen, wie sie sich um ihn sorgte?
Das Klingeln des Handys ließ sie hochschrecken. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie abheben sollte, als sie jedoch Annies Namen auf dem Display blinken sah, ging sie doch dran.
»Ich sterbe«, war die gespielt verzweifelte Begrüßung ihrer neuen Freundin. »Er ist so süß, ich halte es nicht aus.«
»Du bist schon zu Hause?« Emily warf einen schnellen Blick auf die Uhr und erkannte, dass es erst kurz nach acht war.
»Unter der Woche darf ich nicht länger weggehen«, erklärte Annie ungeduldig, ehe sie weiterschwärmte. »Mein Herz hat schon verrückt gespielt, als ich sein Auto in unserer Auffahrt gesehen habe. So ein schönes Auto. Natürlich bin ich schnell raus, damit meine Eltern keine Gelegenheit hatten, ihn zu verschrecken. Er ist ein wirklich guter Autofahrer.«
Emily musste ein verächtliches Schnauben zurückhalten, hörte jedoch artig weiter zu. »Wir haben uns einen Nachmittagsfilm angesehen«, redete Annie ohne Unterlass weiter. »Wir fanden ihn beide nicht so toll. Eigentlich haben wir die ganze Zeit nur über die Schauspieler hergezogen und wurden dafür manchmal mit Popcorn beworfen.«
»Ach wirklich?«
»Ja, wir hatten wirklich Spaß.« Ein tiefes, verträumtes Seufzen kam durch die Leitung. »Oh Gott, Emily, wie er mich mit diesem süßen, frechen Grinsen von der Seite angesehen hat … Es ist ein Wunder, dass ich
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