Teufelsherz (German Edition)
sich mit beiden Händen durch die blonden Locken und drehte sich wieder zu ihm um. »Völlig unbeabsichtigt hast du den Raum durchquert, den Schleier der Dimensionen geteilt, deine Hand ausgestreckt und die Rasierwasserflasche auf den Boden geworfen.«
»Missgeschicke passieren.«
»Missgeschicke passieren«, wiederholte Jophiel fassungslos und murmelte noch einige andere Dinge, die Damian gar nicht erst zu verstehen versuchte.
Stattdessen lehnte er sich in dem Stuhl zurück, streckte die Beine aus und wartete, bis sich der blonde Riese wieder beruhigt hatte. Seine eigene schlechte Stimmung ignorierte er weiterhin, schließlich müsste er sich ansonsten mit dem Grund dafür befassen: Emily!
Ihretwegen riskierte er alles, was ihm wichtig war: sein Ziel! Wissentlich verstieß er gegen Regeln, obwohl ihn das dem Amulett nicht näherbrachte – im Gegenteil.
Ihretwegen saß er jetzt hier und musste sich die ewig gleichen Tiraden anhören. Nur weil sie wie alle Sterblichen diesem Liebeswahnsinn verfallen war. Ein weiterer blonder Riese, der ihm langsam, aber sicher auf die Nerven ging. Was ließ sie sich auch von dieser Leidensnummer einlullen? Von wegen bester Freund!
Könnte sie sich an die einfachsten Abmachungen halten, säße er jetzt mit ihr in einer weit vom verhassten Himmel entfernten Dimension und hätte sich niemals von diesem übergenauen Engel festnageln lassen.
Wer konnte ihm da übelnehmen, dass sein Temperament ein wenig übergekocht war? Schließlich hatte er ihretwegen stundenlang in der Schreibkammer in seinem Versteck gehockt, um etwas über diese Freundin herauszufinden. Er war viel zu gutmütig. Wie dumm von ihm, trotzdem weiterzuforschen und sie dann auch noch in seine Welt holen zu wollen.
Und wie hatte er sie vorgefunden? Hieß es nicht, er würde als Schutzengel spüren, wenn mit ihr etwas nicht in Ordnung war? Wieso hatte er dann nicht gewusst, dass in seiner Abwesenheit rein gar nichts in Ordnung gewesen war? In seinen Armen hatte sie gelegen!
»Hast du mich verstanden? Die allerletzte!«
Damian blickte auf. »Die allerletzte?«, wiederholte er fragend und wusste, dass seine mangelnde Aufmerksamkeit ihm nicht zugutegehalten werden würde. Und wieder einmal ihretwegen!
»Deine allerletzte Chance, Damian!«
Chance? Damian glaubte sich verhört zu haben. Der Engel hatte doch tatsächlich immer noch nicht genug. So viel Durchhaltevermögen hätte er ihm gar nicht zugetraut.
»Ich werde Sie nicht enttäuschen«, sagte er und versuchte sich an einer reumütigen Miene, die Jophiel offensichtlich nicht sonderlich begeisterte.
»Ich sage dir eins, Damian«, antwortete dieser nur. »Ich habe noch niemals in der Ausbildung eines Schutzengels versagt. Niemals! Gott hat mir diese Aufgabe übergeben, weil er Vertrauen in meine Fähigkeiten hat. Zu Recht! Ich habe Tausende von Engeln zu Schutzengeln gemacht, und ich werde auch dich dahin bringen – aus welchem Grund auch immer du danach strebst. Doch dann will ich dich nicht mehr wiedersehen. Gehe deinen Weg, den du ohnehin ohne Rücksicht auf andere verfolgst, und halte dich fern von mir.«
»Gerne.« Damian erhob sich und wandte sich zum Gehen, doch Jophiel war immer noch nicht fertig.
»Glaube nicht«, ertönte seine Stimme, »dass ich dir noch irgendetwas durchgehen lasse, nur weil ich als Ausbilder meine positive Bilanz behalten möchte. Beim nächsten Mal berichte ich Gott von deinen Taten, und dann wird deine Probezeit beendet sein.« Und damit ließ der Ausbilder Damian stehen und eilte fort.
Nachdem Damian so knapp davongekommen war, sollte er sich in Zukunft vermutlich an die Regeln halten, damit er so kurz vor dem Ziel nicht scheiterte. Das erneute Einbrechen in die Schreibkammer war da wohl keine so gute Idee, doch er hatte bei seinem ersten Versuch nichts über diese Amanda Gordon herausgefunden. Natürlich wären die Unterlagen längst in seinem Besitz, hätte er sein Versteck nicht aufgegeben, um seine Verabredung einzuhalten. Und wofür?
Damian blieb stehen. Das war doch alles Unsinn. Wieso hatte er sich überhaupt auf dieses dumme Unterfangen eingelassen? Was interessierte ihn irgendeine Sterbliche?
Auf einmal musste er an ihre Augen denken. Diese traurigen, grauen Augen, von Tränen glänzend, die ihn dazu gebracht hatten, ihr das Versprechen zu geben, etwas über ihre Freundin Amanda Gordon herauszufinden. Sie hatten es geschafft, dass er die Worte ausgesprochen hatte, ohne sich die Konsequenzen auch nur ansatzweise
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