Teufelsherz (German Edition)
bewusst zu machen. Das passierte ihm in letzter Zeit leider immer wieder. Komischerweise immer nur dann, wenn er mit ihr zusammen war.
Würde er jetzt erwischt werden, war von Jophiel wohl keine Gnade mehr zu erwarten. Doch konnte er sie so enttäuschen? Verdient hatte sie seine Hilfe nicht, das stand fest, aber andererseits war sie ja nur eine Sterbliche. Was wollte er von so einer schon erwarten? Seufzend ging Damian weiter.
***
Zwei Tage und ein gutes Dutzend riskanter Momente, in denen er beinahe erwischt worden wäre, später, stand er in dem kreisrunden Raum, der vom Boden bis zur schwindelerregend hohen gläsernen Kuppel mit Büchern vollgestopft war. Endlich blickte er auf das Buch, in dem alle Seelen verzeichnet waren, die am 16. Mai dieses Jahres in den Himmel gelangt waren. Durch das Dach fiel Sonnenlicht auf das Lesepult in der Mitte des Raums, auf dem er das Schriftstück ausgebreitet hatte. Ihm blieben nur wenige Minuten, bis einer der Schreiber zurückkommen würde, und so blätterte er hastig die zahlreichen Seiten durch. Da er die ungefähre Uhrzeit kannte, waren es nicht allzu viele, die er durchsuchen musste.
Während seiner Zeit des Lauerns, Versteckens und Wartens hatte er genügend Gelegenheiten zum Nachdenken gehabt und war schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass er sein Ziel niemals erreichen würde, wenn er sich permanent im Zwielicht oder Himmel aufhielt. Das hielt er einfach nicht aus. Deshalb würde er weiterhin gegen die Regeln verstoßen und Emily zu sich holen. Er war der Sohn eines Gottes! Denn auch wenn Jahwe seinen Bruder als Dämon bezeichnete, war Luzifer immer noch ein Gott, und Damian war sein Sohn. Er konnte tun und lassen, was er wollte. Und die Zeit mit dieser Sterblichen war zumindest eine Ablenkung. Wofür sonst waren Sterbliche denn da, wenn nicht zur Unterhaltung von Göttern? Beziehungsweise Halbgöttern.
Was war schon dabei? Würde es zu brenzlig werden, könnte er sich ja immer noch von ihr fernhalten. Doch im Moment war die Mission, das Amulett in seinen Besitz zu bringen, ohnehin nicht wirklich gefährdet.
Damian hielt mit dem Blättern inne und lächelte, als er den gesuchten Namen entdeckte. So hatte sich die ganze Warterei doch noch gelohnt.
»Natürlich bist du im Himmel, Mandy«, murmelte er und schloss das Buch.
Er konnte Emilys freudiges Lachen bereits hören und ihre grauen Augen vor Glück strahlen sehen.
Doch war es das wert?
Wo die Liebe blüht
I ch muss mich gleich übergeben.«
»Was bist du zimperlich!« Will reihte sich wieder in die Schlange der wartenden Autos ein und lehnte sich entspannt zurück. Sie hätte sich nicht von ihm dazu überreden lassen sollen, die Zeit bis zum Selbstverteidigungskurs beim Fahrsicherheitstraining zu verbringen. Zugegeben, es hatte anfangs ganz lustig geklungen, doch da hatte sie noch nicht gewusst, wie es war, auf regennasser Fahrbahn eine Vollbremsung hinzulegen.
Emily versuchte tief ein- und auszuatmen und heftete ihren Blick auf den kleinen, roten Opel vor sich. Sie durfte jetzt nicht zur Seite sehen, sonst würde ihr garantiert schlecht werden. Von sich drehenden Autos hatte sie genug.
»Willst du lieber aussteigen? Du bist wirklich etwas grün im Gesicht.«
»Auf einmal so fürsorglich?« Sie hätte ihn gerne geschlagen, doch dafür müsste sie sich bewegen. Nur leider konnte sie ihre verkrampften Finger nicht vom Sitz lösen, an dem sie sich verzweifelt festklammerte.
»Ich mache mir nur Sorgen um das Auto.«
»Keine Angst, das ist mir bewusst.«
Die Zahl der Wagen vor ihnen nahm erschreckend schnell ab, und das Rauschen des Funkgeräts, das neben der Handbremse lag, konnte auch nichts Gutes bedeuten.
»Der Startpunkt liegt jetzt an der zweiten Fahne«, ertönte auch schon die Stimme des Kursleiters aus dem kleinen, schwarzen Kasten. »Volle Beschleunigung! Und vergesst nicht: Der Anfahrtsweg ist länger und somit die Geschwindigkeit höher. Gebt alles, was die Karre draufhat. Vollbremsung am Stoppschild auf der Glatteis-Spur. Abdrehen in die Richtung, die euch die Ampel zeigt … Viel Spaß.«
»Will …« Emily wollte nur noch weg. Vielleicht machte so ein Schleuderkurs ja Spaß, wenn man selbst hinter dem Steuer saß, aber als Beifahrer war es einfach nur der Horror. Schon beim ersten tiefen Grollen des PS -starken Audis wäre sie am liebsten ausgestiegen. Sie war in den Sitz zurückgepresst worden, nur um kurz darauf nach vorne in den Sicherheitsgurt geschleudert zu werden. Einen
Weitere Kostenlose Bücher