Teufelsherz (German Edition)
noch ganz bin und nicht einfach auf dem Kinositz weggeschmolzen.«
»Das wäre eine ziemliche Sauerei gewesen.«
»Ja, aber die Grübchen sind es wert. Und hinterher haben wir im Café am Kino noch einen Tee getrunken. Er hat mir so viele lustige Geschichten erzählt. Also all die Sachen, die ihr beide im Kino schon angestellt habt. Wir haben nur gelacht.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
War Will noch ganz bei sich? Wie konnte er über seine platonische Freundin reden, wenn er ein Date mit Annie hatte?
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich mit William Gordon im Kino gewesen bin. Ein paar Mädchen aus der Unterstufe waren dort und haben mich angesehen, als wollten sie mich gleich killen. Nun ja, ist ja auch kein Wunder, so wie er aussieht. Was würde ich nur dafür geben, seine Augen sehen zu können. Er hat so wunderschöne Augen. Glaubst du, er braucht die Brille noch lange? Nicht, dass er nicht gut damit aussieht, aber manchmal kommt es mir ein bisschen komisch vor, weil ich dadurch nie weiß, was er denkt.«
»Eine Weile wird er sie wohl noch brauchen.« Emily dachte an die neue Entzündung, die sich zum Glück schnell wieder gelegt hatte, und daran, wie oft sie eigentlich seine Augen sah. Nicht nur, wenn sie ihn verarztete. Er nahm die Brille in ihrer Gegenwart häufiger ab. Allerdings wirklich nur, wenn sie allein waren. Sie dachte auch an den letzten Sonntag, an diesen winzigen Moment, in dem sie ihm tief in die blauen Augen geblickt hatte. Auch das leise Kitzeln an ihren Lippen drängte sich in ihr Gedächtnis.
Und das Klirren des zerspringenden Glases.
Kam Damian deshalb nicht wieder? Konnte es Zufall sein, dass sich die Flasche genau in jenem Moment verselbstständigt hatte, in dem sie und Will …
Emily schüttelte den Kopf. Das war Unsinn. Wieso sollte er eifersüchtig sein? Dazu müsste er ja etwas für sie empfinden, und das war wohl kaum der Fall.
Sein Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge. Wie er sie angesehen hatte, als er ihr die Träne von der Wange gewischt hatte. »Es würde mich irgendwie stören, wenn du draufgehst«, hatte er gesagt. Was sollte das denn bitte schön bedeuten? Wenn er sie gern hatte, wo war er dann?
Ein Piepsen an ihrem Ohr riss sie aus ihren Grübeleien. Annie schwärmte immer noch, doch gerade kam ein zweites Gespräch herein.
»Du, Annie«, versuchte sie ihre Freundin zu unterbrechen. »Bei mir klopft gerade jemand an. Wir reden morgen in der Schule weiter, in Ordnung?«
»Klar. Schlaf gut – ich glaube, ich werde kein Auge zumachen.«
Emily unterdrückte ein Seufzen, als sie an die einsame Nacht dachte, die ihr bevorstand, und nahm schnell das Gespräch an.
»So späte Anrufe von einem Mann sieht meine Mutter nicht gerne«, begrüßte sie Will, dessen Nummer sie bereits auf dem Display gesehen hatte. »Und außerdem störst du meinen Schönheitsschlaf.«
»Als hättest du den nötig. Obwohl … Deswegen ruf ich dich eigentlich an.«
»Wegen meinem Schlaf?«
»Oder dem Mangel eines solchen. Du siehst in letzter Zeit nicht gut aus, Emily.«
»Wow, Will. Du hast es echt drauf Mädchen zu sagen, was sie hören wollen. Hast du Annie auch solche Komplimente gemacht?«
»Ich will endlich wissen, was los ist. Du weichst mir immer aus. Sorry, dass ich mir Sorgen mache.«
Emily kämpfte gegen die Tränen. Wie sehr sie sich am liebsten einfach einmal ausheulen würde. Aber das ging nicht. Sie hatte den besten Freund auf Erden und musste ihn belügen, sosehr sie ihm auch vertraute. Doch sie hatte geschworen, niemals ein Wort über Damian zu verlieren – und selbst wenn nicht, Will würde sie nur für verrückt erklären.
»Ach, ich bin einfach schlecht drauf«, sagte sie, da sie wusste, er würde sich mit einem ›Es geht mir gut‹ nicht zufriedengeben. »Vielleicht liegt’s am Wetter.«
»Er geht nicht auf unsere Schule.«
»Wer?«
»Letzte Woche hast du noch von einem Ohr zum anderen gegrinst, hast sogar Marita angelächelt und …«
»Hab ich nicht!«
»Und jetzt bist du so aufgesetzt fröhlich, dass mir ganz schlecht davon wird.«
»Oh toll, vielen Dank. Jetzt wird dir meinetwegen schon übel.«
»Ich muss dich nicht mein Leben lang kennen, um zu sehen, wie gekünstelt dieses Verhalten ist. Deine Augen sagen etwas anderes. Sogar Annie ist es aufgefallen.«
»Annie!« Das wurde ja immer schöner. »Sag mal, hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als ständig mit ihr über mich zu reden? Ich meine, fällt dir kein anderes
Weitere Kostenlose Bücher