Teufelsherz (German Edition)
versuchte nach ihm zu schlagen, doch sie hatte keine Kraft. »Wir sind hier nicht in irgendeinem dämlichen Teenie-Film. Auf solche Ideen kannst echt nur du kommen!«
»Was soll ich denn sonst denken?«
»Dass ich krank bin!« Mit Wills Hilfe stand sie vorsichtig auf. Eigentlich ging es ihr gar nicht so schlecht, sie war höchstens ein bisschen wackelig auf den Beinen.
»Und bei welcher Krankheit verhält man sich so merkwürdig?«, fuhr er sie ungeachtet ihres erbärmlichen Zustands an. »Sag mir endlich die Wahrheit!«
»Wir müssen zurück in den Unterricht.« Sie drängte sich an ihm vorbei, doch Will hatte sie schnell eingeholt. Zu ihrer Überraschung öffnete er ihr jedoch die Tür und führte sie hinaus in den einsamen Korridor.
»Ich mache mir Sorgen«, sagte er, als sie in Richtung Klasse schlichen. »Seit wann vertraust du mir nicht mehr?«
»Ich vertraue dir.«
»Nicht genug. Was hat sich nur verändert?«
»Nichts, Will. Es ist alles in Ordnung.«
»Was soll daran in Ordnung sein, wenn du nicht schläfst, wie es sich für einen Menschen gehört, und solches Mistzeugs in dich hineinschüttest?«
Emily riss die Augen auf und blieb stehen. Ihr rasendes Herz hatte einen kleinen Aussetzer gehabt und schlug nun viel zu unregelmäßig weiter. »Will?«, fragte sie mit piepsender und zitternder Stimme, und als er sich ihr zuwandte, stolperte sie sofort zurück.
In seiner Wut und Besorgnis hatte er vergessen, die Brille wieder aufzusetzen, und jetzt blickten sie dunkelgrüne Augen aus Wills Gesicht an. Die Narben waren immer noch da, doch die Augen selbst waren klar und … eindeutig nicht seine.
»Nein.« Sie taumelte noch weiter zurück. Heillose Panik verbot ihr jedes klare Denken und brachte ihr Blut zum Kochen.
»Emily, ich muss mit dir reden.«
»Nein.« Das war nicht echt. Sie war bestimmt eingeschlafen. Das konnte nicht echt sein.
»Bitte, Emily. Hör mir zu.«
»Was hast du mit ihm gemacht?!« Sie konnte sich nicht mehr bewegen und starrte ihn einfach nur an. Will mit Damians Augen. Damians Art zu reden mit Wills Stimme. Das war verrückt!
»Es geht ihm gut, Emily. Er ist noch da.«
»Ach ja? Er ist also nicht in der Hölle? Verschwinde sofort von … aus … ihm!«
»Erst hörst du mich an.«
»Nein.«
»Emily.« Er ging einen Schritt auf sie zu, hielt jedoch inne, als er merkte, wie sie sich anspannte und zur Flucht bereit machte. »Emily, das ist alles nicht wahr. Sie hat gelogen.«
Das war ja wohl die Höhe. »Dann hast du mich nicht in die Hölle gebracht?«
»Nein.« Er klang so verzweifelt, und da es Wills Körper und Wills Stimme waren, konnte er sie beinahe erweichen. »Es war die Vorhölle«, fuhr er drängend fort. »Vollkommen ungefährlich. Und ich habe dich doch immer wieder zurückgebracht.«
»Wie beruhigend. Du hast mich also nicht bloß benutzt, um dir … zu helfen?«
»Anfangs ja, aber dann ist alles anders …«
»Oh nein!« Sie hob ihre Hand. »Sag nicht, dass alles anders geworden ist, als du mich besser kennengelernt hast. Erspare uns das. Wir sind hier nicht in einem Märchen. Du bist einzig und allein ein Schutzengel geworden, um zum neuen … Teufel! zu werden!«
»So einfach ist das nicht.«
»Oh, ich denke schon.«
»Er hat meine Mutter getötet, Emily. Weil er sie aus dem Weg haben wollte! Weil er mich, seinen einzigen Sohn, zu seinem Ebenbild machen wollte! Das darf nicht ungestraft bleiben.«
»Das interessiert mich nicht. Verschwinde endlich! Und lass Will in Ruhe.«
»Nur wenn du sagst, dass alles wieder in Ordnung ist. Dass du bei mir bleibst.«
»Bist du noch ganz bei Sinnen?«
Es war ihm deutlich anzusehen, wie schwer es ihm fiel, an Ort und Stelle zu verharren und nicht die zwei Schritte, die sie trennten, zu überwinden. »Wir gehören zusammen, Emily«, fuhr er mit einer Mischung aus Verzweiflung und nüchterner Feststellung fort. »Du gehörst mir, und ich gehöre dir. Du weißt das.«
»Ich weiß, dass ich dich aus Wills Körper herausbekommen werde, und wenn ich einen Exorzismus durchführen muss.«
»Emily …«
»Du willst der Teufel werden, Damian!«
»Ich könnte dich zu mir holen. Ich kann dir alles erschaffen, was du willst. Du hast es gesehen. Denk an den Ort, den mein Vater für meine Mutter erschaffen hat.«
»Er hat sie umgebracht!«
Wann verstand er das endlich? Wann verstand er, dass dies kein Argument war, um sie zu besänftigen?
»Ich bin nicht ER !«, schrie er plötzlich zurück. »Du kannst mit mir
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