Teufelsherz (German Edition)
und befreite sie von der dicken Winterjacke, die er neben dem Bett zu Boden fallen ließ. Er zog ihr auch noch den Rollkragenpullover über den Kopf und ließ sie schließlich vorsichtig wieder zurücksinken. Nur in dem luftigen Top ging es ihr sofort besser, obwohl ihr der Schweiß immer noch auf der Stirn stand und sie sich fiebrig fühlte. Sie spürte, dass Will ihren Hosenknopf öffnete, dann jedoch innehielt.
»Ich … hole besser deine Mutter.«
Emily öffnete die Augen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie ihr schon wieder zugefallen waren. »Nein«, sagte sie krächzend und versuchte ihre Hose nach unten zu schieben, was ihr mehr schlecht als recht gelang. Schließlich fasste sich Will doch noch ein Herz und half ihr beim Ausziehen. Sie wollte nicht darüber nachdenken, weshalb er sich so merkwürdig benahm. Sie hatte ihm schon fast nackt gegenübergestanden, aber nun war alles anders. Er kniete sich neben ihrem Bett nieder und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, während sie sich in die Decke kuschelte. Sie spürte seine warmen Finger, die ihr immer wieder über Kopf und Wange streichelten, sie spürte seinen besorgten Blick, doch es erschien ihr alles weit weg. Umso realer war die Angst, dass sie jeden Augenblick zur Hölle fahren würde. Doch noch war es nicht so weit, denn plötzlich schreckte sie das Geräusch eines vibrierenden Handys auf.
Will fluchte und zog das nervige Ding aus seiner Hosentasche. »Annie«, sagte er, als er auf das Display blickte. Er ließ das Handy wortlos wieder in seiner Hosentasche verschwinden und fuhr damit fort, sie zu streicheln.
»Willst du nicht drangehen?«, fragte sie und zwang sich, die Augen offenzuhalten und ihn anzusehen.
»Später.«
»Aber sie wird sich …«
»Sch.« Er legte einen Finger an ihre Lippen. »Du solltest wirklich schlafen. Mach dir keine Sorgen.«
Er hatte leicht reden. Er kam nicht beinahe um vor Angst.
»Will? Kannst du vielleicht hierbleiben?«, fragte sie daher nach kurzer Zeit, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. Sie blickte zu ihm auf und wusste, dass ihr die Angst ins Gesicht geschrieben stand. »Bitte. Kannst du hierbleiben?« Sie rutschte etwas zur Seite und dachte daran, dass sie als Freunde oft nebeneinandergelegen hatten. Doch jetzt hatte er eine Freundin. Was würde Annie darüber denken? War es egoistisch, dass es ihr in diesem Moment völlig egal war? Dass sie jetzt einfach nur ihren Freund bei sich haben wollte?
Wills Zögern ließ vermuten, dass auch er an Annie und ihre Reaktion dachte. Welchen Grund hätte es sonst dafür geben können?
Schließlich nickte er jedoch und schlüpfte aus den Schuhen. Er zog sich ebenfalls den Pullover über den Kopf und legte sich zu ihr ins Bett.
»Ich bleibe bei dir«, sagte er und zog sie an sich, sodass ihre Wange auf seiner Brust lag. Er streichelte ihr über den Rücken, während sie sich dicht an ihn schmiegte. »Die ganze Zeit, während du schläfst. Ich gehe nicht weg.«
Der Weg ist das Ziel
E r erinnerte sich noch genau an Jophiels Worte. Damals, als er zum ersten Mal in das Paldriun geblickt hatte, auf das verschwommene Bild dieser zierlichen Gestalt. Wie sie dort auf ihrem Bett gesessen hatte, mit dem Zeichenblock, so hochkonzentriert.
Er müsse sich öffnen, dann würde er auch klarer sehen – das hatte der Engel gesagt.
Jetzt war das Bild klar. Wie durch einen Spiegel konnte er sie auf der leuchtenden Wasseroberfläche betrachten, während er darauf wartete, dass sie ihn holen kamen. Natürlich hätte er auch einfach verschwinden können, aber was hatte er noch zu verlieren?
Alles, was er jemals gewollt hatte, war nun unerreichbar. Niemals würde er das Amulett erlangen.
Und etwas, das er niemals hatte haben wollen, hatte von seinem Körper, seinem Herzen und seinem Verstand Besitz ergriffen, zerriss ihn innerlich und brachte ihn zum Verzweifeln.
Nein, er hatte nichts mehr zu verlieren. Er konnte nicht dankbar dafür sein, dass das Bild in der Glasschale sich ihm nun in aller Deutlichkeit zeigte, wo er doch nur sehen konnte, wie sie in seinen Armen lag.
War es nicht seine Aufgabe – als ihr Schutzengel –, sie zu trösten?
Damian lachte gequält auf. Ihr Schutzengel. Hatte er sich jemals als solcher gesehen? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er sie nur aus einem Grund beschützt. Und der hatte nichts mit dem Amulett zu tun.
Als die Tür mit einem leisen Quietschen aufschwang, wandte Damian sich nicht um, auch wenn er überrascht war, dass es nur eine
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