Teufelsherz (German Edition)
gemeinsam in der Unterwelt bleiben. So wie Hades und Persephone. Weißt du nicht mehr?«
»Oh mein Gott.« Ihre Beine drohten erneut nachzugeben. Schon zu Beginn hatte er sie mit Persephone verglichen, und jetzt endlich verstand sie. Er war nicht Adonis, er war Hades! Und er wollte sie in die Unterwelt ziehen.
»Verschwinde!«
Er ging auf sie zu, langsam, lauernd, bereit, sie sofort aufzuhalten, wenn sie zu fliehen versuchte.
»Verschwinde!« Emily ballte ihre Hände zu Fäusten, ebenso bereit, sich nicht aufhalten zu lassen. Sie würde ihn vermöbeln – auch wenn es Wills Körper war. »Verschwinde! Verschwinde! Verschwinde!«, rief sie verzweifelt. Tränen schossen ihr in die Augen.
»Niemals.« Er packte sie an den Schultern und riss sie an sich. »Wir gehören zusammen.« Sein Mund presste sich hart und fordernd auf ihren. Es war Will, es waren seine Lippen, sein Körper! Das durfte er nicht!
Mit aller Kraft boxte sie ihn, doch er hielt sie mit einer Stärke fest, die nicht von dieser Welt war. Sie drehte ihren Kopf fort und sah plötzlich rotes Haar aufblitzen.
Ein paar Meter entfernt stand Annie. »Oh mein Gott«, sagte sie leise.
Will alias Damian drehte sich zu ihr um, und plötzlich wich alle Farbe aus Annies Gesicht.
»Will«, flüsterte sie und riss die Augen auf. Im nächsten Moment taumelte er zurück. Emily packte ihn sofort am Arm, doch er fiel schon krachend gegen die Schränke hinter sich.
»Was …?« Aus den vertrauten blauen Augen sah er sie fragend an, der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was war das?«, flüsterte er, als Annie und Emily ihm aufhalfen.
»Was war das?«, fragte auch Annie leicht hysterisch. »Will, deine Augen.«
Sofort tastete er nach seiner Brille, doch Annie hielt seine Hand fest. »Ich gehe seit dem Kindergarten in die gleiche Klasse mit dir«, sagte sie. »Ich kenne deine Augen. Und das eben …« Sie sah wieder zu Emily. »Das waren nicht deine.«
»Der Unfall hat sie verändert«, versuchte Emily die Situation zu retten, auch wenn sie selbst immer noch zitterte. »Du hast dich getäuscht.«
»Nein«, knurrte Will, und sein Blick verhieß nichts Gutes. »Emily, du hast mit ihm geredet. Was du gesagt hast … Was da in mir war …« Er schauderte sichtlich, und Emily verfluchte Damian dafür, dass er es noch nicht einmal schaffte, einen Körper zu besetzen, ohne dass sich dieser danach daran erinnerte. Oder war es ihm egal gewesen, da er ohnehin aufgeflogen war?
Sie suchte nach einer plausiblen Erklärung, die nicht ganz so verrückt klang, als Mrs Seravin plötzlich vor ihnen stand.
»Habt ihr euch alle drei verlaufen?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Unterricht ist noch nicht zu Ende.«
Emily wurde klar, dass Annie vermutlich angeboten hatte, nach ihnen zu sehen, weil sie so lange weg gewesen waren. Jetzt hatten sie allerdings alle drei ein Problem.
»Emily ist krank.« Will fand als Erster seine Stimme wieder. »Ich muss sie nach Hause bringen.«
Annie zögerte und warf Will einen eindringlichen Blick zu. Natürlich wollte auch sie mitkommen, doch die Seravin schickte sie zurück in die Klasse. Will versprach ihr anzurufen, sobald sich alles geklärt habe. Jetzt müsse er sich jedoch erst mal um Emily kümmern.
Und so gingen sie mit eiligen Schritten schweigend zum Auto. Will hielt sie am Arm und zog sie mit sich. Er öffnete die Autotür, schob sie etwas unsanft auf den Sitz, knallte die Tür wieder zu, und als auch er saß, fuhr er wütend zu ihr herum.
»Was war das?«, wollte er wissen und klang dabei merkwürdigerweise genauso drohend wie eben noch Damian.
»Ich weiß es nicht.«
»Was war das?!«
»Ich weiß es nicht!«
»Emily!« Er packte sie an den Oberarmen und konnte sich offensichtlich gerade noch beherrschen, sie nicht durchzuschütteln. »Da war etwas in mir! Werde ich verrückt?«
»Nein.«
»Natürlich nicht. Denn du weißt, was das war. Du hast damit geredet.«
»Nein.«
»Du hast es Damian genannt!«
Sie senkte den Blick. »Ich kann nicht«, flüsterte sie, und erneut stieg Übelkeit in ihr auf. »Bitte bring mich einfach nach Hause.«
»Sag mir bitte, was das war! In was für einen Horrorfilm sind wir da geraten?«
Emily schwieg.
»Okay.« Er ließ sie los und lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Wir beide kennen uns mit Horrorfilmen aus«, sagte er seufzend. »Aber was da in mir gewesen ist …« Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu ihr um. »Emily, so etwas habe
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