Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
für mich noch unverständlicher, daß er nicht ganz von Ihrem Freund abläßt.“
„Es gibt dafür zwei verschiedene Deutungsmöglichkeiten“, murmelte Berry Redliff und blickte gedankenverloren über das Meer in Richtung Dämoneninsel. „Erstens, dieser Katschu ist nicht mehr am Leben. Dann braucht sich der Furchtbare nicht mehr um ihn zu kümmern. Oder aber dieser Katschu hat bis jetzt überlebt, befindet sich aber unentrinnbar in einer Falle.“
„Egal, welche Eventualität zutrifft“, meldete sich Bonaldo Giaiotti zu Wort, „wir werden uns auf den Weg machen und die Insel anlaufen. Vielleicht können wir dort mehr ausrichten?“
Alfonso Canalejas pflichtete ihm sogar bei: „Und außerdem werde ich mit zugegen sein. Katschu ist mein Freund. Wenn er sich in Bedrängnis befindet, muß ich ihm zur Seite stehen.“ Die Aussicht, daß sein Freund nicht mehr unter den Lebenden weilte, schien er gar nicht erst in Betracht ziehen zu wollen.
„Also gut“, entschied Berry Redliff, „machen wir uns schnell auf den Weg.“ Er hob lauschend den Kopf. Aus dem Dorf war Geschrei zu hören. „Noch sind die Fischer mit dem Besessenen beschäftigt. Wir wissen nicht, warum der Dämon nicht von ihm abläßt, aber wir müssen die Zeit nutzen und uns beeilen.“
Sie zogen das Fallreep hoch. Berry Redliff startete den Motor, der inzwischen ausgegangen war. Wenig später legten sie ab. Das Gesicht von Alfonso Canalejas war jetzt aschgrau.
„Hoffen wir das Beste“, murmelte er vor sich hin. Er hatte die Worte auf Portugiesisch gesprochen, und nur Berry hätte ihn verstehen können. Der aber befand sich am Rudergerät und dirigierte die Jacht. Mit schäumender Bugwelle schoß das kleine Schiff davon. Eigentlich ermaß nur ein einziger an Bord, wie winzig ihre Überlebenschance war, wenn sie dem Dämon zu nahe kamen: Alfonso Canalejas. Doch dieser verhielt sich ruhig und sagte nichts mehr weiter.
Das Schicksal läßt sich weder in die Karten blicken, noch dirigieren! redete er sich ein.
21. Kapitel
Juliano Jaqueras führte die Meute der Verfolger. Er schüttelte drohend die Faust in Richtung des Flüchtigen. Fast dreihundert Meter betrug der Vorsprung des Schweden inzwischen. Das war kaum noch aufzuholen. Aber die Insel war eine Sackgasse. Irgendwann ging es nicht mehr weiter. Dann mußten die Verfolger ihn zwangsläufig einholen.
Juliano Jaqueras war in einer sehr abergläubischen Familie groß geworden. Er akzeptierte es vorbehaltlos, daß der Fremde von einem Dämon besessen war. Das war wohl nicht alltäglich, aber dennoch denkbar - in seinen Augen. Außerdem hatte er am eigenen Leibe erfahren, zu was der Fremde fähig war. Er mußte einfach besessen sein. Juliano würde dafür sorgen, daß der Mann getötet wurde, denn er war eine akute Gefahr für alles Normale.
Sie befanden sich noch innerhalb des Dorfes. Vor dem Flüchtigen tauchte das Haus des Bürgermeisters auf. Das erinnerte Juliano Jaqueras an etwas. Hatte Alfonso nicht so gesprochen, als wäre er über das Treiben des Dämons informiert, der den Fremden in seinen Klauen hielt? Wenn dem so war - warum hatte sie der Bürgermeister nicht rechtzeitig informiert? Falls dem Dorf wirklich eine Gefahr drohte, mußten die Leute doch diese Gefahr kennen - oder? Der Portugiese beschloß, das Dorfoberhaupt zur Rede zu stellen, wenn die Aktion gelaufen war. Er mochte solche Geheimniskrämereien absolut nicht und sah vor allem wenig Sinn darin.
Gerade passierte der Fremde das Haus, das sich von den anderen deutlich abhob. Alfonso Canalejas wohnte eine Stufe besser als seine Mitbürger. Die Haustür öffnete sich. Eine Frau trat heraus. Juliano Jaqueras erkannte die Frau trotz der Entfernung auf Anhieb: Es war Maria, des Katschus Frau! Es war Zufall, daß sie gerade jetzt das Haus verließ. Der alte Bürgermeister hatte sie unter einem Vorwand hergelockt, damit sie nicht mitbekam, daß Katschu aufbrach. Es war auch Zufall, daß sie ausgerechnet dem Besessenen in den Weg trat. Blitzschnell zuckte die Hand des Schweden vor, packte die aufkreischende Frau, um sie zur Seite zu stoßen. Im gleichen Augenblick entrang sich ein furchtbarer Schrei der Kehle des Besessenen. Deutlich erkannten die Verfolger, daß eine weißliche Wolke aus seinem Hals stieß und in das Gesicht von Maria puffte. Aber sie hüllte die Frau nicht ein, sondern erstickte lediglich ihre Angstrufe und zog sich sofort wieder zurück. Der Besessene indessen war wie gegen eine Mauer
Weitere Kostenlose Bücher